Mauerweglauf 2017

Der Lauf (Copyright LG Mauerweg)

Jedes Jahr im Frühjahr erhalte ich Anfragen rund um den Mauerweglauf (2016 + 2017 war ich dabei) sowie die Vorbereitung hierauf. Hier einige Infos.

Alles beginnt mit der frühen Anmeldung, denn die Startplätze sind begehrt und rasch vergriffen. Ich bin etwas spät (30 Stunden nach Freischaltung) dran, rücke aber von Platz 17 der Reserveliste später ins Teilnehmerfeld. Nun gilt es!

Meine Vorbereitung. Regelmäßige Marathonläufe. Darüber hinaus längere Distanzen, max. 100 km und Etappenläufe.

Januar: 50 km Rodgau; März: 50 km Lahntallauf, 6-h-Lauf 53 km Münster, 193 km (4 Etappen) Balaton-Lauf in Ungarn; April: 58 km Ith-Hils-Lauf; Mai: 73 km Rennsteiglauf, 50 km Westerwaldlauf, 126 km (2 Etappen) Saar-Hunsrück-Super-Trail; Juni: 50 km Null in GM-Hütte, 12 h-Lauf 91 km Marienfeld; Juli: 100 km Thüringen-Ultra Fröttstädt, Deutschlandlauf Etappen 6 + 8 (78 km und 83 km); 5. August 45 km Ottonenlauf.

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12.8., der Lauftag: 3:40 Uhr aufstehen, 4:05 Uhr Frühstücken, 4:50 Uhr Shuttle-Bus zum Stadion. Abgabe der Kleiderbeutel für die Wechselbereiche. 6 Uhr Start. Erste Ampel, rot, alle halten sich an die Spielregeln, keiner will rausfliegen wegen ein paar Sekunden. Seit der gestrigen Nudelparty ist mein Ziel (Mission Impossible) die Gürtelschnalle, die man erhält, wenn man unter 24 Stunden bleibt. Mein Tischnachbar trug diese besondere Auszeichnung, den Buckle. (Letztes Jahr benötigte ich 28:45 Stunden). Meine Beine laufen ganz gut, 1. VP, ein Becher Wasser und weiter. Wenig später, km 10, der Gedenkpunkt für Dorit Schmiel, die hier bei einem Fluchtversuch ums Leben kam. Ich lege hier eine Rose ab, Nachdenklichkeit, Gedenken, Gänsehaut. Ihr Bild wird die Finishermedaille zieren.

Jede Stehle steht für einen an der DDR-Grenze Getöteten

Viele Stellen der Strecke erkenne ich wieder, nur, letztes Jahr liefen wir anders herum und waren hier schon fix und fertig. Blankenfelde und Lubars lassen wir rechts und links liegen, als mir ein Mitläufer von einem Fluchtversuch berichtet. 1985 im März kamen 3 junge Leute mit dem Auto vom Onkel hier an. Sie zogen sich bis auf die Unterhose aus, durchschwammen eine Teich und überquerten die Grenzanlagen. Dann, als sie PKW mit Westberliner Kennzeichen sahen, klingelten sie an einer Tür. Hier wollte man sie zunächst nicht einlassen. Nachdem die Bewohner aber die Geschichte von der Flucht hörten, machten sie die Tür auf. Der Wagen vom Onkel wurde von den DDR-Behörden einkassiert, wegen Nutzung zur Republikflucht. Diesen Mitläufer, Thomas aus Berlin, werde ich in den nächsten Jahren bei verschiedenen Ultraläufen wiedersehen.

Ich laufe auf der Markierung der Teilung

Immer wieder laufen wir auf kleinem oder großem Kopfsteinpflaster. Ermüdend. VP 4 (von 27) Naturschutzturm, den Turm habe ich letztes Jahr nicht gesehen, oder? Immer wieder weisen die orangenen Stelen darauf hin, dass hier Opfer des Versuchs, die DDR zu verlassen, zu beklagen sind. VP 6, Ruderclub Oberhavel. Hierhin konnten sich Läufer Umziehsachen bringen lassen. Für mich zu früh, meine Dropbox liegen bei Km 70 und 100. Ich befolge HaWes Ratschlag: “Bleib an den VPS nur kurz stehen, beeil dich, das bringt richtig Zeit. Wenn du statt 2 Minuten nur 30 Sekunden bleibst, sparst du bei 27 Stationen über 40 Minuten.“

127,77 Km – nur noch!

Und ich laufe weiter durch den immer stärker werdenden Nieselregen. Nun mit Regenjacke. Es läuft, auch wenn meine rechte Achillessehne schmerzt. Der erste Marathon ist fertig gelaufen, in rund 5:05 Stunden. Eigentlich viel zu schnell für die Gesamtstrecke. Egal, ich versuche heute was geht. Es folgen die nächsten Kilometer, die sehr hügelig sind. Am rechten Fuß entwickelt sich eine Blase unter dem großen Zeh. Noch sind die Schmerzen auszuhalten. Die Wege sind schlecht, oft aufgebrochen von Baumwurzeln. Ich weiß gar nicht, wie ich hier letztes Jahr ohne Sturz durchgekommen bin. Ich überlege, wenn ich den nächsten Marathon in 6 Stunden laufe und dann 6:30 stunden, dann habe ich 17:30 Stunden und noch 6:30 Stunden für die letzten 36 Kilometer. Kann ich das? Ist das realistisch? Hört sich gar nicht so schlecht an. 

Trübes Regenwetter

Km 63,4: Pagel und Friends, ein besonderer VP. In einem Vorgarten bauen die Anlieger alles auf was man so braucht. Auch eine Durchsage gibt es hier. Und eine Livecam. Ich nutze die Bank und tausche meine Gummiringe an den Gamaschen aus, die alten hat’s zerrissen. Weiter geht’s. Keine 100 km mehr. 

Die VPs sind super bestückt!

Bei Km 71 ist der 2. Wechselpunkt, Schloss Sacrow. Hier warten HaWe, Wolfgang Wellensiek und Detlef. Es ist bereits 15 Uhr. Das Schloss wurde im 14 Jht. als Ritterburg errichtet und im 18 Jht. zu einem Gut umgebaut. Ich suche in meinem orangenen Beutel die Warnweste, die für die Nacht Pflicht ist. Da ist sie nicht, na dann sicher im Beutel bei Km 103. Die Schuhe lasse ich an. Ein Wechsel könnte auch fatale Folgen haben. Die Schmerzen sind erträglich. Ich setze das nächste Ziel: Km 84, 2. Marathon. Km 77, VP Revierförsterei Krampnitz. Gut, dass es hier ein Dixi-Klo gibt, genau passend. Um einiges leichter, tapere ich weiter. Das reimt sich!

Agenten-Austausch-Ort

VP Meierei, die kleine Brauerei am See. Km 84, die Zeit 10:41 Stunden. Also 5:35 für den letzten Marathon, nicht übel. Ich betäube die Blase mit einem kleinen Bier. Mein Puffer wächst, wie auch meine Schmerzen der Blase. Wenig später, so etwa bei Km 90 sind die Schmerzen plötzlich weg, die Blase gibt auf. Ob es am Bier liegt? Woher sie wohl kommt? Von den nassen Füßen oder davon, dass ich heute mit ganz neuen (5 km) Schuhen renne? Ich laufe wieder über die Glienicker Brücke, dort wo die Agenten getauscht wurden, gegen harte DM! Kalter Krieg, Gänsehaut. 

Nur noch 12 VPs folgen

Ich werde müde. Die Beine auch. Entlang am Griebnitzsee stehen die Villen der Reichen und Berühmten. Gegenüber fordert ein Transparent: „Zugang zum See für Jedermann!“. Das wird die Schönen stören. Es folgt die unendlich lange Gerade durch den Wald, echt 6 Kilometer lang! Und wellig, leicht ansteigend. Ich gehe viel und laufe nur die flachen Passagen, wie die anderen Läufer auch. Bei km 97 ist diese Tortour dann auch zu Ende. Königsweg heißt das hier. 

Schon über 100 km im Sack!

Sportplatz Teltow, km 103, Wechselpunkt 3, Sonja Kley empfängt mich, sie wartet auf ihren Staffelläufer. Meine Zeit hier: 13:45 Stunden, meine Bestzeit über 100 km liegt / lag bei 14:15 Stunden. Heute unter 24 Stunden, ist die Mission evtl. doch possible??? Hier in Teltow liegt mein zweiter Klamottenbeutel. Erst etwas essen und trinken, dann zum Beutel. Ich suche die Warnweste, und finde sie nicht. Mist! Ohne Weste darf ich nicht weiter. Nochmals durchwühle ich meinen kleinen Rucksack, keine Weste, Mist hoch 2. Ich überlege, was ich machen kann. Zur Tankstelle? Wo ist eine? Sonja fragen, wenn sie mit dem Auto da ist, hat sie vielleicht eine Weste zu verkaufen. Ok, gute Lösung, nach draußen, aber sie ist nicht mehr da. So ein Mist! Mist hoch 3. Ich spreche einen Autofahrer an, der wohl zu einem Läufer gehört. Aber er kann nicht abgeben, es ist nicht sein Auto, nur geliehen. Mist hoch 4. Was nun? Doch Tankstelle? Aufgeben? Aufgeben gibt’s nicht!

Etwas weiter sehe ich eine Frau, die auf ihren Läufer wartet. Sie ist mit dem Auto da. Ja, sie will mir gerne helfen. Und sie meint, dass sie sogar zwei Westen im Auto hat. Also zurück zum VP. Ich sehe zufällig, dass ich den Kontrollpunkt (Transponder) gar nicht angelaufen habe, das hole ich nun schnell nach. Weiter zum Auto, zu Birte, so heißt meine neue beste Freundin. Sie gibt mir eine Warnweste und will kein Geld dafür. „Mein Freund heißt auch Uwe“, sagt sie mit einem Blick auf meine Startnummer. „Danke, du bekommst die Weste morgen bei der Siegerehrung zurück“, verspreche ich ihr. Sehr erleichtert aber auch etwas verspätet laufe ich weiter. Boah ey, das hätte auch schief gehen können! Letztes Jahr war es bei Km 90 bereits dunkel, heute scheint noch die Sonne und ich bin schon an km 100 vorbei.

Ein privater VP, ein kleines Bier gönne ich mir. Habe ich verdient! Kilometer 110, 20:20 Uhr, es dämmert, Wolken ziehen auf, Wind setzt ein, kündigt den Regen an, der kurz darauf einsetzt, windiger Nieselregen. Ein alter Bekannter! 20:45 Uhr, ich ziehe die Regenjacke an und die Warnweste und das Kopftuch plus Stirnlampe. Beim Halt fallen die Mücken über mich her, da ich mir eine windgeschützte Ecke gesucht habe. Ich schlage um mich, renne weiter, nur weg von den Viechern! 

Ich bin noch gut drauf, verlaufe mich aber zweimal fast, werde von den gerade überholten Läufern zurückgerufen. Danach werde ich vorsichtig, bleibe bei Ihnen. Nur nicht verlaufen, das wäre tödlich für die Zeit und für meine Motivation. VP 21, Buckow, km 126, 3. Marathon 17:21 Stunden, oder 6:40 Stunden für die letzten 42 km. Und 6:40 Stunden verbleiben bis zur Grenze von 24 Stunden.

Es ist dunkel! Die Kamera packe ich weg. Es folgen Gras- und Waldwege, lange sehe ich keine Kennzeichnungen mehr, gut dass die Kameraden ein GPS-Gerät mit Streckenführung dabeihaben. Diese Scheiß Mücken piesacken mich. Ekelhaft!. Nun werden die Beine schwerer, die linke Hüfte schmerzt. Vermutlich wegen der Schonhaltung auf Grund der Blase am rechten Fuß. In Rudow der VP 22, endlich, 6 Kilometer können ganz schön lang sein! Noch 31 Kilometer. Nur noch! Es ist fast 24 Uhr. Es folgt der Abschnitt am Teltowkanal, rund 7 Kilometer Kanal. Motivation pur. Alle 500 Meter eine Markierung, ich gehe, ich laufe, ich gehe, ich habe keine Bock mehr. Gefühlt geht es immer leicht bergauf, das kann aber am Kanal doch nicht sein, oder? 

Die Nacht macht mir heute nichts aus. Warum nicht? Vermutlich, weil ich schon seit Stunden weiß, dass ich es mit dem Buckle schaffen kann. Und dann kann ich in Ruhe duschen, evtl frühstücken und SCHLAFEN. Mehrere Stunden schlafen bis zur Siegerehrung. Nicht so wie im vergangenen Jahr, als ich nur eine gute Stunde ruhen konnte. 

ein ewig langer Kanal

Hier am Kanal begegnet mir mein Schweinehund mehrmals. Ich verfalle ins Gehen. Immer wieder muss ich mich aufraffen, zu laufen. Nicht schnell, nur laufen. Immer nur laufen, laufen, laufen. Mir kommt das Gedicht in den Kopf. Wie ging das noch?

Der Lauf wird eine Megasause 
4 Marathons ganz ohne Pause, 

Der Läufer läuft so zum Vergnügen 
muss nachts den Schweinehund belügen 

Also weiter. Ich gehe bis es wieder läuft. Nur jetzt nicht noch die Zeit verdaddeln. VP 23, der Kanalabschnitt ist zur Hälfte geschafft. Nur kurzer Halt, wie immer, Cola, Malzbier, etwas Salziges, Cola und drei Haribo Teufel to go. Die Gestalten (Kollegen) auf den Liegestühlen sehen nicht gut aus, ob sie wohl noch weiterlaufen? Ich verabschiede mich und wie immer 800 Meter später Pinkelpause. Meine ca. 14. heute! Dehydriert bin ich nicht und doch habe ich irgendwie Matsche im Kopf. Wenn der Kanal zu Ende ist, dann kommt 3 Kilometer später der VP bei Km 140. Dann habe ich den Lauf geschafft. Nur noch 22 Kilometer, die schaffe ich immer – irgendwie. Oft laufe ich alleine. Kilometerlang.

Zu fünft treffen wir am VP ein. Wir sind schon bei Km 142. Ich frage die Kollegen nach der Uhrzeit. Es ist 1:46 Uhr. Noch 4:10 Stunden Zeit. Wenn ich noch laufen könnte, würde es eine tolle Zeit. Aber das Laufen fällt mir sooo schwer. 

Der Fernsehturm am Alex lächelt mir schon lange zu. Berlin, die Stadt, ist nicht mehr weit! Der Fernsehturm ist das höchste deutsche Bauwerk, 368 Meter hoch und wurde von der Deutschen Post der DDR 1969 eingeweiht. 

Danach ist nicht mehr viel mit Laufen. Wir schlurfen durch die Nacht. Die Müdigkeit ist passé. Nun kommen wir durch Neukölln, durch die Szene, hier ist morgens um zwei noch viel los. Alkohol, Drogen und was man sonst noch so braucht, hier ist Straßen-Party. Wir schleichen uns durch diese Orte, um nicht aufzufallen. Wir haben Angst vor einer blöden Anmache. Oder vor Schlägern, die ihre weibliche Begleitung beeindrucken wollen. Aber man nimmt uns kaum wahr, und wenn, dann als Bauarbeiter, mit Stirnlampe und Warnweste. Ich muss lächeln, gut so. Oberbaum-Brücke, hier steht unsere Zukunft, unser Nachwuchs draußen vor der Diskothek und wartet auf Einlass. Eine schlimme, sehr schmuddelige Gegend. Die ich nun gerne verlasse.

Eastside-Gallery – ein Foto vom Vortag

Entlang der Eastside Gallery geht es immer weiter, ich gehe immer weiter. Meine Muskulatur streikt, auch das Gehen belastet nun die Beine! VP Checkpoint Charlie, noch 8 Kilometer. Ich werfe das Übliche ein. Gönne mir zwei Salztabletten, nun nur keine Krämpfe mehr bekommen, denn diese könnten mein Ziel, meinen Erfolg noch verhindern. Meine Kollegen wollen noch etwas laufen, sollen sie. Es ist 3:36 Uhr (21:36 Stunden Laufzeit) und es sind nur noch 8,8 Kilometer. Ich wandere weiter, schließe zu einer Läuferin auf, die bereits seit Kilometer 105 nur noch geht. Sie hat Radbegleitung. Der Freund bekommt die Aufgabe, die Ampeln zu drücken, damit wir nicht warten müssen. Schon bei der ersten Ampel verzockt er sich, als wir ankommen ist das Fußgängermännchen schon wieder in stehender Position und hat den roten Mantel an. So eine Pause tut aber auch gut. Rund 50 Minuten benötigen wir für 3,8 Kilometer. Es ist 4:25 Uhr. Oder noch 1:35 Stunden für 4,6 Kilometer. Wir schaffen das, sind wir uns einig! Aber was folgt, sind wieder Wege mit grobem Kopfsteinpflaster, wie schon so häufig heute. Meine Füße sind geschwollen und empfindlich, es tut weh. 

Wie war das noch mit dem Gedicht?

Der Läufer läuft so zum Vergnügen 
des Nachts den Schweinehund belügen 

er passiert das Brandenburger Tor 
bald jubelt schon im Ziel der Chor!

Bescheuert, als ob für mich jemand im Ziel jubeln würde. Die letzten 4,6 Kilometer gehe ich nur noch, ich bin fertig, die Muskulatur schmerzt jetzt auch beim Gehen. Also etwas langsamer. Es wird reichen. Hochrechnung 23:30 Stunden, der Buckle ist meiner. Die Bernauer Straße findet kein Ende. Dann endlich, das Stadion, noch ein Umweg aber dann folgt die Stadionrunde. Detlef ruft schon von weitem „Uwe!“ Noch 250 Meter, dann ist sie beendet, die „Mission Impossible“! Erfolgreich! Mit Gänsehaut und einer Träne im Augenwinkel laufe ich ins Ziel.

Transponder abgeben gegen Tausch mit T-Shirt. Und einen Ausdruck meiner Zwischenzeiten erhalte ich direkt. Guter Service. Es ist 5.20 Uhr. Ich bin stolz!

Der Shuttlebus kommt gerade zurück. Genauso schlecht wie ich erklettern die anderen das Gefährt. Alle kämpfen mit Krämpfen. Am Hotel komme ich kaum aus dem Auto heraus. Rückwärts geht’s. Duschen ist auch schwierig, die Beine kann ich kaum anheben und das linke Knie schmerzt. Heftig! Es mag keine Bewegungen und hat innen einen schmerzhaften Druckpunkt. Sofort lege ich mich ins Bett. Nach 10 Minuten muss ich dem Knie mit Schmerzmittel helfen. Dann schlafe ich sofort bis der Wecker klingelt. Rund 4,5 Stunden. Das wirkt Wunder. Die Beine sind locker, das Knie ist schmerzfrei und lässt sich beugen. Die Blase am Fuß werde ich am Montag Susi zeigen. Wo war sie noch links oder rechts? Zur Siegerehrung! Birte erhält die Warnweste zurück.

Wieder eine ausgesprochen emotionale Angelegenheit. Eppendorf berichtet aus seiner Zeit in der DDR, Verbot des Besuches einer Oberschule oder eines Studiums. Von Leibeigenen spricht er. Und vom Vergessen, das nicht einsetzen darf. Deshalb sind Veranstaltungen wie der Mauerlauf so wichtig. Und wir/ich sind als Botschafter dabei. Ich habe jetzt mehr Tränen in den Augen als beim Zieleinlauf. Die Siegerehrung ist dann gewohnt lang. Als ich dran bin, erhalte ich meine Auszeichnungen: Medaille, Back-to-Back-Medaille und den Buckle. Aus den Händen von der Mutter von Chris Gueffroy, Karin Gueffroy, erhalte ich meine Medaillen. Und den Buckle! Eine sehr bewegende Begegnung für mich!

Chris Gueffroy

Chris Gueffroy war das letzte Opfer, das durch den Einsatz von Schusswaffen an der Mauer ums Leben kam. Das war in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1989. Von einem befreundeten Grenzsoldaten hatte Chris erfahren, dass der Schießbefehl aufgehoben sei, was sich jedoch auf tragische Weise als falsch herausstellte. Bei seinem Fluchtversuch am Britzer Verbindungskanal wurde er von zwei Kugeln getroffen, eine davon traf sein Herz. Chris starb noch im Grenzstreifen. Seine Mutter Karin Gueffroy überreichte 2011 den Finishern beim ersten Mauerweglauf die Medaille, die das Porträt ihre Sohnes trug.

Eastside Galery – „Ich liebe das Leben!“ (im Finisher-Shirt)

Finisher: 52 Frauen (14 DNF/DNS) und 219 Männer (58 DNF/DNS) 

127. Uwe Laig          23:19:09        3. M60 (von 8)