6.11. Sollingquerbeet

Wenn sich früh morgens am Solling die Sonne zeigt, geht es bald querbeet!

Statt Sollingquerung nun Sollingquerbeet

Auf Grund der Corona-Krise wird auf die traditionelle Busfahrt verzichtet und ein Lauf mit Start und Ziel in Dassel angeboten. Die Strecke soll etwa 50 km lang sein und etwa gleich schwer sein wie der alte Lauf. 100 Teilnehmer sind zugelassen.

Letzte Informationen

Nach einer Nacht im Gästehaus mit einem (für mich) überdimensionierten Frühstücksangebot checke ich (2G) ein und erhalte meine Startnummer 145. Etwa die Hälfte aller Teilnehmer kenne ich, eine große Lauffamilie. Noch einige Gespräche, dann ist es soweit. Kurzes Briefing durch Arién Walgers und pünktlich um 8 Uhr erfolgt der Start.

Immer schön bergauf
Hinein in den Solling

Raus aus Dassel, einen Feldweg hoch, ein letztes Haus und ich tauche in den Solling ein. Erst zwei Kilometer gelaufen und schon viertletzter! Nun gut, also möglichst dranbleiben und den anderen folgen. Der Pfeil zeigt leicht nach rechts, vor mir biegt alles in diesen matschigen Weg ein und ich folge artig. Es ist kein Weg sondern eine Spur von Fahrzeugen die Bäume gefällt oder abtransportiert haben. Nicht zu laufen.

Abenteuerlich

Überall tiefe Pfützen und reichlich Äste, die einfach liegen gelassen wurden. Es ist abenteuerlich. Nach etwa 400 Metern endet diese Schikane. Auf dem breiten Querweg halten sich alle links auch ohne dass hier ein Pfeil zu sehen ist. Bergauf erscheint auch mir richtig.

unklare Streckenführung (weil ab vom Weg!)

800 Meter später: Großes Rätselraten! Die Strecke gabelt sich. Aus beiden Wegen kommen die Läufer zurück. Keinerlei Pfeile, wir sind falsch. Was ist richtig? Hinten auf der Startnummer ist eine Notfall-Handynummer genannt: Es meldet sich, die Mailbox! Klasse. Diskussion. Dem linken Weg weiter folgen? Oder zurück? Das Handy! Arién meldet sich. Wir sind falsch. Zurück zum letzten Pfeil, dort hätten wir nicht abbiegen sollen.

zurück, marsch, marsch!

Das heißt, auch wieder durch diesen wilden Weg zurück. Sylvia ist auch mit dabei, sie hadert mit sich und dem Verlaufen. Endlich zurück auf der richtigen Strecke. Sylvia, Frank und ich sind nun am Ende des Feldes. Rund 30 Minuten haben wir hier nutzlos verdaddelt. Es geht bergauf, wir laufen und gehen und sehen bald niemanden mehr. Der nächste Pfeil zeigt nach rechts. Wir laufen nach rechts. Am nächsten Abzweig wieder keine Markierung. Frank meint: „Neben dem Pfeil auf dem Karton am Busch gab es auch noch einen Kreidepfeil am Boden, der wies nach links!“ Scheibe! Wieder falsch! Sylvia mault: „Um 17 Uhr ist es dunkel, ich sehe nachts nicht gut und eine Lampe habe ich auch nicht dabei!“ Wir drehen nicht um, denn der Weg macht nun einen großen Bogen nach links. Wir laufen weiter, kommen nach einem Kilometer auf die richtige Strecke. Puh! Hier wartet bereits ein Helfer mit PKW und einem Kasten Fruchtsäfte auf uns. Unsere Rettung!

Es gibt auch schöne Wege im Solling!

Nun haben wir bereits mehr als vier Extrakilometer auf der Uhr. Mindestens! Ich nehme es sportlich positiv, nun haben wir später so einiges zu erzählen und vier Kilomater mehr machen uns Ultras nicht wirklich viel aus. Ich rechne unser Zeit hoch. Wenn wir uns nicht nochmals verlaufen, sind wir spätesten um 16:30 Uhr im Ziel. Das beruhigt Sylvia (etwas). Frank passt nun höllisch auf die roten Pfeile am Boden auf. Endlich erreichen wir den ersten VP, der bei etwa Km 8 stehen sollte. Strava sagt, dass ich bereits 13,7 Km gelaufen habe. Erst einmal stärken. Wenig später Startnummernkontrolle, ja wir sind die letzten; ein Kollege ist umgeknickt und musste aufgeben, wie wir hören.

Startnummernkontrolle, damit keiner verloren geht!

Gerade haben wir uns an die schönen, breite Forstwege gewöhnt, da müssen wir rechts ab in den matschigen Weg. Dieser führt landschaftlich überaus reizvoll durch ein Moorgebiet. Überall Wasser und Tümpel – auch auf der Strecke. Wieder kommen wir nur langsam voran, schlagen uns rechts und links durch die Büsche. Alter Schwede!

Moorgebiet
Auch die Wildschweine meiden diese Pilze!

Danach geht es bergab, immer leicht bergab, sehr schön zu laufen. Nur rollen lassen, 3 Kilometer lang. Fester Schotter, keine Matsche. Unten tauchen die ersten Häuser von Sievershausen auf. Scharf rechts ab zum 2. VP. Wie bei allen VPs: Herzlicher Empfang, gute Stimmung, super Verpflegung!

Gute Stimmung, nette Leute, reichlich Verpflegung!

Wieder bergauf. Der Wagen vom DRK, der uns immer auf den Fersen ist, kann hier nicht hoch. Wir haben unsere Ruhe. Der mobile Streckenposten weist uns einmal mehr den Weg. Richtig, in die Matsche. Wieder hüpfen wir von rechts nach links und nutzen auch den Wald neben der Strecke, kommen kaum vorwärts.

Und Hopp, Sylvia
Idyllisch!

An einem Waldweg stehen Wanderwegschilder, wir laufen Richtung Lakenteich. Auf schmalen Pfaden umrunden wir anschließend diesen versteckten See, um kurz danach auf die ursprüngliche Strecke Richtung Dassel zu gelangen. Neue Hochrechnung: 16 Uhr müssten wir schaffen können.

Glashütte

Hier befindet sich eine Stelle, wo sich früher eine Glashütte befunden hat. Dieses Bodendenkmal zeigt eine Waldglashütte. Im Mittelalter wurde Glas hier hergestellt, wobei sich die Glashütte im Wald befand, also direkt am benötigten Rohstoff. Wenn der Wald gerodet war, zogen die Glasmacher weiter. Da es nicht nur einen Glasmacher im Solling gab, ist verständlich, dass es hier im 13 und 16 Jahrhundert eine Waldknappheit gab. Wenn man hier heute durch den tiefen Wald läuft, kaum vorstellbar. Dass sich die jahrhundertealten Erfahrungen der Glasherstellung bis heute in der Region gehalten haben, zeigt zum Beispiel das Werk Sollingglas in Derental am Solling.

Frank verweigert den Aufstieg

Diese lange Steigung kenne ich noch, sie wird bald unterbrochen vom 3. VP. Hier erwarten uns auch die Helfer vom DRK bereits. Lange können wir uns nicht aufhalten, denn Frank ist bereits wieder auf der Piste. Die nächsten Kilometer immer bergauf, dann ein Umweg und noch weiter bergauf. Aber irgendwann beginnt das Gefälle doch und wir rennen am Aussichtsturm vorbei Richtung Tal.

Einmal mehr ein Umweg!

Kurz vor Neuhaus am Solling ist der schöne Trail gesperrt, vermutlich ist die Brücke marode. Es folgt ein ordentlicher Umweg. Ein Läufer kommt uns etwas verzweifelt entgegen, er hat die Runde absolviert und irgendwie den Ausgang nicht gefunden. Wir schaffen es problemlos, da mir die Streckenführung noch gut in Erinnerung ist. Eine feine Steigung im Wald, vorbei an der Jugendherberge zum nächsten VP.

Umleitung
Gute Stimmung am VP

Es gibt alles und noch viel mehr, ein halber Becher Sekt und ein Stück Kuchen zum Abschluss und weiter Richtung Hochmoor Mecklenbruch. Herrlich führt die Strecke über den Bohlenweg vorbei an Tümpeln und einem Vogelbeobachtungsturm.

Ohne Steg kein Weiterkommen

Als wir die Planken verlassen und auf den Forstweg einbiegen, wartet bereits das DRK auf uns, um wieder die Verfolgung aufzunehmen. Die nächsten 6 Kilometer sind etwas eintönig, immer rechts der Berg, links das Tal. Bogen für Bogen laufen wir so. Irgendwann taucht vor uns ein Läufer auf. Wir nehmen Witterung auf! Ja, wir holen ihn ein und geben die rote Laterne sowie die DRK Betreuung gerne weiter. Es folgen die bekannten Sprüche, die uns Läufer aufheitern sollen.

Stimmt!

Endlich kommen wir zum letzten VP. Eine ehemalige Mitläuferin versorgt uns. Frank A. ist auch da und genießt in Ruhe ein Bier. Eine gute Idee.

die Würstchen sind schon alle

Wir müssen weiter, denn Frank D. ist bereits wieder entschwunden. Nun sind wir eine Viererbande mit zwei Franks. Wir überholen einen weiteren Läufer. Vorbei an der Himmelsleiter.

Herrlich herbstlich bergab

Es folgt eine neue Streckenführung. Gefühlt ein Umweg. Am Stadion werden wir dann von einer Girls-Gruppe mit Tamtam begrüßt. Noch 200 Meter im Stadion und wir sind im Ziel. Ein Blick zur Uhr zeigt: 8:12 Stunden, 57,5 Kilometer und 1.040 Höhenmeter. 16 Uhr haben wir dann doch nicht geschafft. Dafür gab es zu viele „Zugaben“. Deutlich mehr Sollingquerbeet als uns versprochen wurde! Die gemeisterte Streckenlänge lag sehr individuell zwischen 54 und 58,5 Kilometern!

Ein besonderer Lauf geht mit viel Tamtam zu Ende