Eco Trail de Paris 17.3.2018

Das Ziel

17.3.2018      Trappes – Paris      Eco-Trail Paris      80 km,  1.600 HöM             

3 – 1° Schneetreiben         sehr tiefes Geläuf!!!                                 

Mon Dieu, Junge, Junge

Bustranfer

8:58 Uhr treffe ich Ulrich und gemeinsam geht’s nach Gare Monteparnass. Wir treffen Marion, Jochen und Gerno, die auch den richtigen Zug suchen. Ab hier fährt die Regionalzug Linie N bis Saint Quentin en Yvelines. Hier umsteigen in den Bus, so die Ausschreibung Gar nicht so einfach. Der in der Ausschreibung genannte Zug 9:35 Uhr ist noch nicht da, dafür steht hier ein Anderer, Abfahrt 9:14 Uhr. Wir steigen ein. Wollen früh am Start sein. Dennoch sind wir nicht sicher, ob wir richtig sind. Irgendwann steigen alle Restgäste aus. Wir auch. Wir latschen hinterher und finden die Busse. Auch im Bus haben wir unseren Spaß, noch wissen wir nicht, was uns heute noch so alles erwartet. Wir sind bereits um 10:15 Uhr im Startbereich. Viel zu früh! Es sind noch 2 Stunden bis zum Start und das Wetter hält was es verspricht: 2° und Nieselregen. Birgit und Norbert Fender gesellen sich zu uns. Wir frieren. Bald sind wir 10 Deutsche im Zelt. Wir nennen es „Deutsches Haus“! 

Auf dem Weg zum Start sehe ich mir nochmals die Cut Off Zeiten an:

Bereiche + Versorgung         Km         Horraires / Zeitlimit
Ile de Loisirs SQY 0 12h30
Buc 22 15h45
Château St-Philippe 45 19h30
Chaville 55 21h30
Entrée Parc St-Cloud 63 23h00
St-Cloud 67 23h30
Paris 78 01h00
Cut Off
Die Strecke steht unter Wasser

Dann der Start. Erst über Wiesen, dann einfädeln auf der Laufstrecke am See entlang. Bald eine Stelle, wo der Weg unter Wasser steht und sich alles durch den kleinen Wald drängt. Noch haben alle Angst vor nassen Füßen. Das wird sich ändern!

Immer heftiger wird die Matsche durch ich laufen darf. In den tiefen Stellen sitzt immer ein Teufelchen tief unten im Modder und versucht meinen Schuh festzuhalten. Ich habe Glück, behalte meine Schuhe an, wenn auch manchmal nur knapp. Andere haben Pech und verlieren ihren Schuh an das Teufelchen, hüpfen einbeinig zurück und suchen ihren Schuh. Mon Dieu

Erster Verpflegungspunkt bei km 22, 2:46 Stunden sind vorbei, ich liege 44 Minuten vor dem Cut Off. Beruhigend. Dann wird es ernst. Das Schneetreiben wird heftiger und nun kommen die Steigungen und die Gefällpassagen. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Bergauf kriege ich die Krise, so schwer sind meine Beine, schon jetzt! Bergab kriege ich die 2. Krise, weil das so seifig und so steil ist, dass ich ständig befürchte zu stürzen. Ein Blick zur Uhr, 6 Stunden sind vorbei, ich bin fertig, die Beine wollen nicht mehr, der Kopf auch nicht. Mon Dieu!

Schwierige Bedingungen

Irgendwie bin ich nun Heiner Schütte dankbar, dass ich bei ihm beim Schloss-Marienburg-Marathon im Herbst das Matschetreten so fein üben konnte. Nach weiteren 4 Bergen kommt endlich bei km 45 der VP 2. Erst vorbei an einer Kirche, dann weiter bergauf zum Chateau. Der 2. Verpflegungspunkt. 6:40 Stunden zeigt die Uhr. Also noch 35 Minuten Luft zum Cut-Off. Ich bin so fertig! Etwas essen und trinken (meine Eisfinger suchen den Faltbecher, es gibt keine Einmalbecher) und schnell weiter! 12 Kilometer bis zum nächsten VP. 

Noch immer Schneetreiben. Dämmerung. Die Stirnlampe schraube ich mir an den Kopf. Ich schieße letzte Fotos, dann geht es durch den Schlossgarten hinein in den Wald. Im Licht meiner Stirnlampe kämpfe ich mich durch die Matschwege. Meist gehe ich, denn die tiefen Wasserstellen sind schlecht auszumachen. Umwege um diese tiefen Stellen bezahle ich mit Brombeerdornen an den Beinen und Geäst im Gesicht. Mon Dieu!

Etwas später, heftiges Gefälle. Irgendwie bleibe ich mit dem Schuh hängen und schlage bäuchlings in den Matsch, der Kopf nur 20 Zentimeter neben einem Baustamm. Das hätte auch schief gehen können. Weiter. Immer nur Modder. Die Kälte und die Anstrengungen ziehen mir die Kräfte aus den Beinen. 

Im folgenden Schlosswald ist es besonders schlimm. Immer mindesten 5 Zentimeter Matsch unterm Fuß. Klasse. Ich denke an die Ziel-Zeit, ich muss schneller werden. Und so laufe ich nun mit den nassen Füßen einfach weiter in der Mitte der Wege, immer mittendurch, egal was kommt, wie tief der Schlamm auch ist. Es folgen weitere Steigungen und dann ist der VP endlich erreicht. Der Punkt liegt läufer-gerecht auf einem Hügel, nur über tiefste Matsche erreichbar. Es ist eine halb-flüssige, zähe Brühe, die meine Knöchel umspielt. Ich mache zwei Fotos, drehe mich und schon ist das Gleichgewicht futsch. Ich liege mit der rechten Seite tief im Matsch. Mon Dieu!

Noch 1 km bis zum Verpflegungspunkt

Ein Blick zur Uhr. 8:50 Std., immerhin noch 25 Minuten vor dem Cut Off. Das hätte ich nicht erwartet. Die Kamera abspülen, die Handschuhe wegpacken, etwas trinken und Essen. Käse. Es (der Matsch) knirscht zwischen den Zähnen. Weiter! 

Wieder 12 Kilometer bis zum nächsten VP. Auf Asphalt durch einen Ort, wie herrlich kann ich hier laufen. Schon bald rechts ab in den Wald. Schlamm. Das Teufelchen zerrt weiter an meinen Schuhen und lässt sie nur mit heftigen Schmatzern frei. Wieder balanciere ich, wild mit den Armen rudernd, durch die Botanik. Irgendwann hoffe ich, dass ich am nächsten VP die Sollzeit überschreite und aus dem Rennen genommen werde. Ich kann nicht mehr. Auf der anderen Seite soll es heute mein 300. Marathon / Ultra werden. Genau jetzt laufen meine Lauffreunde Marion und Jochen Konradt zu mir auf und motivieren mich durchzuhalten. OK, ich hänge mich dran. Gemeinsam erreichen wir nach 11:07 Std. den letzten VP. 

Noch 3,8 km bis zum Turm

Noch 11 (oder 12?) Kilometer bis zum Ziel und dafür 1:35 Std. Zeit. Ist das mit sooo müden Beinen machbar? Wir versuchen es gemeinsam. Endlich geht es hinunter zur Seine. Noch 7 Kilometer. Der Wald liegt hinter uns, flache Uferwege vor uns. Immer wieder motivieren wir uns zu laufen. Kurze Gehpausen dürfen sein. Jochen gibt immer an, wie weit es noch ist. Mir geht es deutlich besser. Noch 5 Kilometer. Der unbeleuchtete Eiffelturm taucht in der Ferne auf. Das motiviert. Noch 3,8 Km. Der Turm ist nun beleuchtet. Noch 2 km. Wir kommen näher, noch einmal auf die andere Seineseite, laufen, weiterlaufen, noch 1 Kilometer. Brücke, zurück auf die richtige Seine-Seite. Wir können es schaffen. Blöde wäre, wenn wir eine Minute zu langsam wären, dann hätten wir 80 Kilometer quasi in den Sand (Matsch) gesetzt. Jochens Uhr ist längst im Ziel. Wir aber nicht!

Dann sind wir endlich am Turm, direkt vor uns ragt er 324 Meter in den trüben Himmel. Noch nicht freuen. Das Ziel ist oben. 

Die Helferin lässt uns bei rot über die Straße. Danke! Wird es noch reichen? Bauzaun. Mist! Der Eiffelturm ist Baustelle, wir hetzen noch um den halben Turm herum. Der Einweiser zeigt uns den Treppen-Aufgang zum Turm. Jetzt haben wir es doch geschafft, oder? Noch fast 8 Minuten. Gut, dass ich vorher nicht wusste, dass die erste Plattform mit dem Ziel rund 60 Meter hoch liegt. Es sind also noch rund 340 Treppenstufen bis zum Ziel. Mon Dieu!

Wir sind nicht alleine, jetzt haben sich viele Finisher verbündet und kraxeln die Stufen artig in einer Polonaise hinauf. Wir frieren, denn der eisige Wind pfeift durch den Turm. Endlich, die allerletzte Stufe, die Plattform, links herum auf dem roten Teppich zum Ziel, zu den Zeitmessmatten. Die Uhr zeigt 00:57 Uhr an. Wir sind etwa 2,5 Minuten vor Ziel-Schluss da. 12:42 Minuten und einige Sekunden waren wir unterwegs durch Matsch und Schlamm. Wir haben uns gequält, wir haben es gewollt, das Finish auf dem Turm. Und, ja, wir haben es geschafft. Freude pur. 

Schnell die Medaille und das Finisher-Shirt abholen, und raus aus dem Eiswind. Wir genießen die „Talfahrt“ per Aufzug. Verabschiedung, Tschüss, äh Bonne Nuit!

Jochen und Marion mit Medaille
Diese Schuhe haben fertig

2.198 am Start, 1.711 Läufer im Ziel, 487 DNF!!! (22,2 % DNF)

1.601. Uwe Laig      12:42:23    26. Veteranen 3 (>60 Jahre) (32 im Ziel, 24 DNF!)

Alles zur Veranstaltung: https://www.ecotrailparis.com