29.3.25 Sachsenweg Ultra 63 km

Ein Laufbericht im Rückspiegel

Preußisch Oldendorf – Steinhagen 63 km 1.365 Hm 13° sonnig

Um 7 Uhr ist Treffen an der Friedrichshöhe in Steinhagen. Mehrere PKW transportieren die Läufer nach Preußisch Oldendorf zum dortigen Schwimmbad (Höhe 85 NN). Dieses ist geschlossen, ein Schild weist auf das Ende des Badebetriebes am 7.9. hin. Punkt 8 Uhr gibt Ute Karklis nach einem kurzen Briefing den Start frei. 18 Unerschrockene machen sich auf die Socken. Schon nach etwa einem Kilometer sorgt Ute dafür, dass sich das Teilnehmerfeld ordentlich auseinanderzieht. Es gilt querwaldein über ein Rodungsgebiet zu gelangen. Bäume liegen quer, Äste im Weg und wer versucht, es zu umlaufen, stellt schnell fest, dass Brombeerranken sich auch nicht kampflos geschlagen geben.

Markierung S

Endlich endet das weglose Stück und es ist ein Waldweg erkennbar. Mit Markierung! Die ersten 100 Höhenmeter sind geschafft. Bald sehe ich, dass wir diesen Bereich auch hätten umlaufen können. Wie meint Ute ganz trocken: „Als ich den Weg letztes Jahr erkundet habe, lagen dort keine Bäume!“ Nun geht es nach der ersten Höhe hinab nach Börninghausen (85 NN), dort beginnt der zweite Anstieg des Tages! Die Sonne setzt sich nun immer mehr durch, es macht Spaß!

unsere Veranstalterin

Wir folgen dem Track, immer weiter bergauf, bis ein Turm sichtbar wird. Der Nonnenstein (273 NN). Zur Namensfindung gibt es eine Geschichte.

Nonnenstein

Die Sage: Laut einer Sage verdankt der Nonnenstein seinen Namen einem schönen Burgfräulein namens Hildburga: Sie war die Tochter des Ritters, dessen Burg auf dem Berg stand. Zum Missfallen ihres Vaters war das Fräulein in den armen Ritter vom Limberg verliebt, und so veranstaltete der Vater ein Turnier: Der Ritter, der gewinne, dürfe um ihre Hand anhalten. Und so kam es, dass sich am Ende des Turniers der Vater und der Ritter vom Limberg gegenüberstanden. Sie prallten mit ihren Pferden und Lanzen so stark aufeinander, dass sie sich gegenseitig aufspießten und starben.

Hildburga versprach nach diesem Drama, Nonne zu werden, und machte aus der Burg ihres Vaters ein Kloster. Nach ihrem Tod regierten die Nonnen dort so kaltherzig und erbarmungslos, dass die ansässigen, verarmten Bauern die Burg stürmten und bis auf einen einzigen Turm und den Grundstein zerstörten. Daher der Name „Nonnenstein“. Im Volksmund hat sich der Name des Berges irgendwann auch auf den Aussichtsturm übertragen.

Einige Unersättliche sammeln weitere Höhenmeter

Der Turm wurde 1897 errichtet und 1968 auf 14 Meter Höhe aufgestockt. Martina, Katja, Lars, Uli, Friedrich und Marco erklimmen die Aussichtsplattform. Ob sie tatsächlich bis zum Hermannsdenkmal schauen konnten, verraten sie nicht.

traumhafte Aussicht

Der herrliche Ausblick, den wir beim Bergablaufen genießen, reicht bis zum Teutoburger Wald, den wir in etwa 40 Kilometern in Borgholzhausen erreichen werden. 

In Rödinghausen haben wir das Wiehengebirge verlassen und auch der Hund verlässt uns hier. Hans gibt seinen Leihhund beim Besitzer ab und bald sind wir in einer Achtergruppe unterwegs. Es ist nun weitgehend flach, Wiesen- und Waldwege wechseln sich mit Straßen ab. 

Naturdenkmal

Auf dem Weg durch das Kilverbachtal kommen wir vorbei an „Höpkers Eiche“, die hier schon seit über 250 Jahren steht. Die Strecke verlässt immer wieder die direkte Route, und führt, immer wieder abbiegend, über schöne Wege. Mühlen und Mühlenteiche sind Zeugen der Versorgung der Bevölkerung im Mittelalter. 

Stauteich einer Wassermühle
Glück gehabt, offene Schranken!

Bei Bruchmühlen werden die Bahn, die Else und bald die A30 überquert. Ein Unfallort (totaler Blechschaden) wird gerade geräumt und die „Bruchmühlen“ werden abgeschleppt. 

Und schon sind wir wieder im Wald unterwegs. 7 Gestalten oder 7 Zwerge! Mir kommt das Zwergenlied von Otto in den Sinn.

Hey Zwerge, hey Zwerge, hey Zwerge ho!
Hey Zwerge, hey Zwerge, go, go,go!

An einigen Stellen weichen die Streckenmarkierungen vom Track ab, aber immer wieder kommen die Varianten zusammen. Ute hat einige Male die Strecke „umgelegt“! So auch kurz vor Riemsloh. Den Verpflegungspunkt bei km 22,8 erreichen wir dann aber gemeinsam und die Schlacht am hervorragenden kalten Buffet beginnt. Carina, danke für die perfekte Betreuung!

Ausgiebige Pause

Nach der Pause geht es weiter über Schiplage zum Schloss Königsbrück. Das sehenswerte Schloss ist von einem doppelten Wassergraben umgeben, was aber nicht hilft, wenn das Schlosstor nicht verschlossen ist! 

Königsbrück

Der Sage nach soll der Sachsenherzog Wittekind 783 seine Männer vor der Schlacht an der Hase gegen Karl den Großen an der Brücke über die Warmenau gesammelt und von hier aus befehligt haben. Dies ist heute schwer nachzuweisen, sicher ist nur, dass die Sachsen die Schlacht verloren haben.

Lars versucht, uns zu einem Besuch im Schloss zu überreden, wir lehnen ab, denn wir müssen weiter dem Sachsenweg folgen! Immer wieder grüßen uns die Kirchtürme kleinerer Gemeinden, so auch die von Theenhausen und Barnhausen zwischen denen sich bei km 38,5 das Wasserschloss Haus Brinke befindet. 

Hey Zwerge!

Ein endloser Wiesenpfad! Was jedoch lockt, sind die plötzlich recht nahen Berge. Der Teutoburger Wald ist nicht mehr weit entfernt. Über einen Umweg erreichen wir dann endlich bei km 42,2 Borgholzhausen. Marathon ist geschafft, nur noch 20 Kilometer.

Borgholzhausen-Zentrum

Hier endet der Sachsenweg. Ute hat die Fortsetzung nun über den Hermannsweg geplant. Ich muss die Zwergentruppe ziehen lassen, da ich dringend ein Blasenpflaster an die rechte Ferse heften muss. Das dauert! Lange! Nun bin ich alleine unterwegs! Wo geht es weiter? Ich starte Komoot und folge den Ansagen hinauf Richtung Burg Ravensberg.

Burg Ravensberg – Lars, danke für das Foto!

Kurz vor der Burg zweigt der Track links ab. Ich folge dem Weg und lasse ich die Burg rechts liegen, denn vielleicht erreiche ich meine Einheit noch!? Bald führt der Weg (ein Pendelstück) zum Haus von Benedikt, wo sich der zweite VP bei km 47,7 in der Garage befindet. Ich treffe noch Uli und Stephan aber meine Truppe nicht. Als ich mich nach einer Stärkung wieder auf den Weg mache, kommen mir bald meine Mitläufer entgegen. Sie haben noch den Umweg zur Burg Ravensberg gemacht, das alte Gemäuer bestaunt und die Aussicht genossen.

Hermannshöhen

Weiter geht es nun über gut markierte und oft breite Forstwege. Störend ist der teilweise grobe Schotter. Augen auf und Füße hoch! Ein Blick zurück, von meinen Zwergen ist noch immer nichts zu sehen; ob ich es vor ihnen ins Ziel schaffen kann?! Diese moderate Steigung ist der Aufgalopp für zwei Kracher, die nun folgen werden. Bei Km 50,7 über die Straße und hinein in einen Anstieg, der mich 2 Kilometer lang beschäftigen wird. Immer wenn ich meine, ich sei oben, sehe ich eine Fortsetzung. Alter Schwede! Die Beine brennen, ich will nicht mehr! Ein Wanderer kommt mir entgegen und muntert mich auf: „Gleich geschafft!“ Dann endlich oben. Eggeberg (312 NN) heißt der Kamerad! Schön ist: Wer hoch steigt, kann weit gucken! 

Blick nach Norden: Am Horizont das 
Wiehengebirge, von dort kommen wir!
Ein Blick nach Süden, zu erkennen ist Halle, 
ein Vorort von Steinhagen!? 

Während ich bereits bergab laufe, befinden sich die anderen noch im Anstieg. Mit Stöcken ist man deutlich im Vorteil!

Hinauf zum Eggeberg (Foto von Lars)

Ging es zwei Kilometer bergauf, so folgen nun zwei Kilometer bergab bis Halle, zur Unterführung – und wieder bergauf! „Kaffeemühle 600 Meter“, besagt das Schild. Ich überlege, dort kurz einzukehren. Als ich die „Kaffeemühle“ nach mühsamer Steigung erreiche, ist mir klar: Nix Kaffee und nix Kuchen, nur Aussicht! 

Kaffeemühle

Den Namen „Kaffeemühle“ haben Haller Bürger vermutlich aus zwei Beweggründen zum Rufnamen des Pavillons erwählt. Zum einen ist die Form des Gebäudes unverkennbar einer kleinen Kaffeemühle ähnlich, zum anderen war das Gärtnerhaus eine Zeit lang Schankstube des Sonntagskaffees der Haller Bürger. Von hier aus können 34 Kirchtürme unterschieden werden, wobei die Türme von Münster und Hamm die entferntesten sind. Auch die fern gelegenen Berge von Kassel sind bei guten Bedingungen zu sehen.

Nochmals ein Abstieg und dann gönnt uns Ute eine letzte Quälerei. Zuvor lege ich eine kurze Pause ein, denn meine Garmin warnt vor schwachem Akku und verlangt nach der Powerbank. Vorbei an Haus Ascheloh führt nun der endlose Anstieg immer weiter hinauf auf den Hengeberg, auf Höhe 306 Meter, wo sich eine Schutzhütte befindet. Alter Falter! 59,5 Kilometer zeigt meine Uhr. Von meiner Zwergengruppe noch immer keine Spur.

Später Nachmittag am Hengeberg

Es ist etwa 17:50 Uhr, die Sonne macht sich auf den Weg zum Untergang, ich mache mich auf die letzten 3 Streckenkilometer. Nun fast ausschließlich bergab. Als ich auf den Wanderweg „Bergweltenweg“ treffe, kenne ich den Rest der Strecke. 600 Meter vor dem Ziel überhole ich Frank, der hier wandernd unterwegs ist. Der Rest ist der Wiesenweg zum Ziel Friedrichshöhe. Geschafft! 63 Kilometer und 1.365 Höhenmeter zeigt Garmin an, was von meinen Beinen vollumfänglich bestätigt wird. Nach und nach treffen dann auch die anderen Zwerge ein und ein besonderer Ultra geht zu Ende. Als Belohnung erhält jeder Finisher eine besondere Medaille.

Besondere Auszeichung

Fazit: Eine abwechslungsreiche Strecke, deren Herausforderungen auf den ersten 7 und insbesondere auf den letzten 20 Kilometern liegen. Oder, wenn der Marathon voll ist, fängt dieser Ultra so richtig an!

22.3.25 Ultratrail Oerlinghsn. 46 Km

Um 8:00 Uhr gibt Uli Schilder nach einem kurzen Briefing den Start frei und das kleine Läuferfeld macht sich mit mir auf die Socken. Bei einem richtig kühlen Gegenwind lerne ich zunächst die City von Oerlinghausen kennen, bis es rechts ab auf den Schneiderbrink geht, wo mich eine erste Treppenanlage begrüßt. Prima! Bald bin ich auf der Hermannstraße Richtung Osten unterwegs. 

250 Treppenstufen

Bei Kilometer 1,8 erreiche ich ein gelbes Hinweisschild: Himmelsleiter! Eine echte Attraktion der Stadt, es geht nun 250! Treppenstufen hinauf zum Tönsberg. Alter Schwede! War mir unten noch kalt, oben glühen Oberschenkel und Kopf. Am Ausstieg befindet sich ein Turm, der Rest einer ehemaligen Windmühle mit Spitznahmen „Kumsttonne“. 

Kumsttonne

Die Stadt informiert: Auf dem Tönsberg (334 Meter über NN) in Oerlinghausen befindet sich dieser Windmühlenstumpf. Er ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Oerlinghausen. Die Mühle aus dem Jahr 1753 verlor bei einem Sturm die Flügel und blieb in diesem Zustand auf dem Berg stehen. Der Name Kumsttonne leitet sich vom Weißkohl ab (Kumst = Sauerkraut) und der Windmühlenstumpf erinnert an ein Kochgefäß.

Nachdem ich eine herrlich gelegene Gaststätte (Berggasthof Tönsblick) passiert habe, führt ein Trail bergab zu einem Sträßchen. Auf Straße und breiten Waldwegen lässt es sich nun gut laufen. 

Wassertretbecken

Unterhalb der Sachsenquelle befindet sich ein Wassertretbecken mit Hinweis auf den Feuersalamander, der hier im Bereich des Schnakenbaches vorkommen soll. Ab hier ist nun Schluss mit Kultur, es folgt Natur pur! Auf schmalen Wegen gelange ich zu km 4,6 wo eine kleine Ehrenrunde (1,4 km und 35 Hm) beginnt. Auf anderen Wegen hinauf zum Tönsberg mit der Hünenkapelle, Reste einer frühmittelalterlichen Kirche, und dann kommt die berüchtigte Steigung, heute allerdings bergab. 13mal habe ich diese bei meinen Hermannsläufen bezwungen. 

Streckentreffen

Bald erreiche ich die Stelle bei km 7, die Uli besondere erläutert hatte: Hier führt die Strecke links ab und später kommen wir vom Weg geradeaus zurück, um dann hier in den dritten Weg, ganz rechts abzubiegen. Also erst links ab, dem breiten Weg folgen. Kurz vor der folgenden Trailpassage über eine Bergkuppe bremst mich einmal mehr eine schöne Aussicht!

Aussicht nach Norden

Kilometer 8,3, hier gibt es ein 300 Meter langes Streckenteil, das ich später in anderer Richtung belaufen werde. Irgendwann geht es plötzlich links ganz steil bergab. Gut, dass es heute trocken ist, denn bei Nässe würde es hier eine ordentliche Rutschpartie geben! Der Weg führt dann quer durch eine Schonung, da der eigentliche Weg mit Brombeerranken verstopft ist. 

Überall wo die Bäume mit ihrem Schatten fehlen, machen sich Sträucher und Brombeeren breit. Nördlich von Stapelage geht die Strecke zur Abwechslung wieder über eine Straße. Nicht lange, dann führen Waldwege an einzelnen Gehöften und an einem Teich vorbei. Wieder hoch und runter.  Gefühlt mehr hoch! Schon steht wieder ein heftiger Anstieg an. Alter Falter! Es geht steil hoch zum Esbatzen 287 NN, um dann hinab zum VP zu laufen. 

Wanderweg „Auf den Spuren der Wildkatzen“
Verdiente Pausenstelle bei km 12

Nach einer Stärkung mache ich mich nun auf den Rückweg. Zunächst folge ich weiter dem Wanderweg „Auf den Spuren der Wildkatzen“ hin zum Hermannsweg, der hier schnurgerade verläuft. Gerade als es anfängst langweilig zu werden, verlasse ich die Waldautobahn, um links abzubiegen. Ein Pfad führt nun steil nach oben. > 20% Steigung über mehrere hundert Meter gehen mächtig in die Beine. Ein Querweg lässt mich hoffen! Vergebens, ich muss weiter bergauf. Alter Schwede! Auf dem Kamm nach rechts und sofort nach links und noch eine Steigung hinein ins Grüne. Ein dichter Teppich aus Bärlauch setzt einen farbigen Akzent, belohnt mich nach der Quälerei. 

Bärlauchfelder
Kammwegpfad

Nun folgt auf der Höhe (Stapelager Berge, 365 NN) ein herrlicher Trail mit Aussichten nach rechts und links. Umgestürzte Bäume müssen umlaufen oder überwunden werden. Es macht Spaß! Im folgenden Abstieg werde ich in Runde 2 den Veranstalter treffen, der mich nach einem Strauchler über Brombeerranken vor einem Sturz bewahren wird. Danke Uli!

Uli, der Veranstalter
Wappen = Segelflugzeug über Lippischer Rose
Sand ohne Ende!

Der Blick richtet sich nun nach Süden, wo der Truppenübungsplatz liegt und sich der mehrere Quadratkilometer große “Sandkasten“ zwischen Oerlinghausen und Augustdorf befindet. 

Kalksteinbruch

Dass es in Oerlinghausen nicht nur Sand gibt, beweist der Steinbruch. Hier wird im Teutoburger Wald Kalkstein abgebaut. Kaum habe ich das Foto gemacht, tauchen nach 23 Kilometern das Schwimmbad und das Ziel auf. 

Nach einer ordentlichen Verpflegung am Auto starte ich in die nächste Runde und „freue“ mich schon auf die „Himmelsleiter“ second edition!

Fazit: Ein anspruchsvoller Ultra mit abwechslungsreicher Streckenführung! Einige Trailpassagen, wenig Asphalt, viele Treppenstufen und ein unvergesslicher Anstieg. Wer den Tönsberg (Hermannslauf) mag, wird den Anstieg auf die Staperlager Berge lieben. Alle anderen werden fluchen!