30.5.-5.6. Geh-Heim-Lauf

7 Tage und 7 Ultra-Läufe im Schwarzwald: Veranstalter-Info

5.6. 7. Etappe – Grüntal Runde über Schopfloch Horb

In den letzten Tagen sind aus Fremden Freunde, eine kleine Lauffamilie, geworden. Wir alle sind laufverrückt und kämpfen für das Ziel, dieses siebentägige Laufabenteuer erfolgreich zu überstehen. Wir begrüßen jeden Tag jeden Finisher im Ziel. Beim Abendessen und Frühstück geht es nur ums Laufen. Die Highlights der letzten Etappe und wer hat sich wo und warum verlaufen. Und: Jeder hilft jedem! Heute morgen informiert uns Inge, dass sie die letzte Etappe heute nicht mehr mitlaufen wird. Ihre Kniebeschwerden lassen es nicht zu. Dies tut uns allen Leid. Mir besonders, da sie mir am Vortag noch Tipps zur Behandlung meiner Blasen gab. Vor ihr mussten bereits Bernd (Insektenstich) und Walter (Fuß) den Lauf vorzeitig beenden.

Thomas zählt das letzte Mal herunter

So gehen heute noch 10 von 13 Etappenläufern und 5 Tagesläufer an den Start. Pünktlich um 7 Uhr schickt uns Thomas auf die Strecke. Zunächst wieder das bekannte Stück bergauf, an dem sich alle leistungsgerecht einsortieren.

Auf zum abschließenden Lauf

In der Nacht hat es ein ordentliches Gewitter gegeben, die Strecke ist feucht und aus den Tälern steigen Nebelwolken auf. Es wird heute bewölkt bleiben mit einigen Tropfen Regen, gute Bedingungen bei 19°. Gerd ist bereits wieder vor mir. Bald laufen wir in den Wald hinein. Einen Barfußpfad entlang.

Dieses Foto mit 2 Herzen widme ich Inge und Bernd

Nach 5 Kilometern schließe ich zu Gerd auf. Gestern war er vor mir im Ziel und liegt nun in der Gesamtwertung 7 Minuten vor mir. Eigentlich laufe ich ja nicht um eine Platzierung aber so etwas motiviert mich dann doch. Trotz der 6 Läufe habe ich heute gute Beine und erstmals keine Schmerzen irgendwo. Ich grüße kurz und laufe dann vorbei. Es läuft richtig gut. Am ersten VP bei km 12 kann ich sogar zu einer Vierergruppe aufschließen. Gemeinsam laufen wir weiter. Thomas ärgert mich auf seine berlinerische Art: „Da hinten kommt ja schon der Gerd“, und lacht, als er mein Gesicht sieht.

schöne Waldwege
Blick in die Ferne mit höheren Bergen

Vom Rödelsberg bei Schopfloch hat man einen weiten Blick. Leider ist die Sicht nicht so gut wie an den ersten Tagen.

Am 2. VP in Dettlingen mache ich nur eine kurze Pause. Es gilt nun eine Schleife von 13 km zu laufen, dann wird hier der 3. VP sein. Ich mache nur wenige Fotos, da es nun doch mehr oder weniger regnet. Es läuft weiterhin erstaunlich gut bei mir. Ich rechne meine Zeit hoch, es könnte sogar zu einer Zeit unter 6 Stunden reichen. Das motiviert.

Endlich einmal eine klare Höhenangabe 😉
eine mächtige Kastanie

Nach dem 3. VP sind es nur noch 12 Kilometer bis ins Ziel. Leider nicht flach. Einige Steigungen muss ich gehen. Erst zu der Kastanie, von wo aus man ein Windrad sieht und richtig, da darf ich auch noch ruff! So wird es wohl nichts mit unter 6 Stunden. Allerdings geht es nun auch schön bergab… Frank aus der Vierergruppe überholt mich. Er ist Tagesläufer und zu schnell für mich.

Rot! Schranke unten!

In Dornstetten ist der Bahnübergang dicht. So ein Mist. Erst spät sehe ich , dass die Laufstrecke kurz zuvor auf den Radweg abbiegt. Also weiter. Nun ist der Rest der Strecke bekannt. Es folgt wieder dieser fiese Anstieg. Dann hinab nach Aach. Meine Uhr zeigt, dass ich es doch gut unter 6 Stundenschaffen werde.

Ein markantes Bauwerk

Unter dem Viadukt durch, noch 800 Meter und es ist geschafft. 7 Tage, 7 Ultras und heute unter 6 Stunden. Ich bin froh und auch stolz. Meine Gedanken sind bei denen, die heute nicht mehr dabei waren. Und ich weiß, ich werde sie wiedersehen, denn Thomas hat bereits versprochen, diesen Etappenlauf zu wiederholen.

Thomas rauft sich die Haare

Thomas hatte auf Grund der Vorleistungen (Platzierungen) wohl schon einiges vorbereitet, was ich ihm durch meine Rennerei verdorben habe. Sorry, Thomas! Ich gönne mir ein alkoholfreies Bier, Nüsse, Kuchen, Brot, Gurke und ein Eis. Endlich duschen! Bald kommt auch Gerd ins Ziel. Jeder gratuliert jedem zum Finish! Thomas schreibt meine Urkunde neu. Und es gibt auch einen Pokal und eine Medaille. Beim Abschied verspreche ich ihm, ich komme wieder! Ganz herzlichen Dank an die ganze Familie!!! Eine Woche ohne Radio und Fernsehen geht zu Ende. Ohne schlechte Nachrichten über Corona oder kriegerische Auseinandersetzungen. Ich habe sie nicht vermisst!

Die Daten meiner Uhr: 45,6 Kilometer, 940 Höhenmeter, 5:48 Stunden.

Ergebnisse 7. Etappe

Gesamtwertung

4.6. 6. Etappe – Grüntal Runde über Alpirsbach – Kinzigsee – Grüntal

Eine Kurze Info zum täglichen Ablauf: spätestens um 21:30 Uhr schläft alles (wirklich alles!); 5:15 geht der Wecker; 6:00 Uhr Frühstück; 7:00 Uhr Start. Heute gibt es keinen Transfer, da wir wieder direkt vor der Tür starten. Meine Blasen haben sich nachts erholt, dafür schmerzt nun meine rechte Leiste. Mal sehen wie lange es gut geht. Anfangs marschiere ich ganz langsam und horche in meine Füße und die Leiste. Sie melden sich nicht.

Blumenkreis

Tulpen sind kreisförmig um einen Hinweis zu einer Gaststätte angelegt. Es folgt ein schmaler Weg zwischen den Wiesen. Beim Sperrmüll steht obenauf ein Teddy. Wie kann man diesen nur so unbarmherzig entsorgen? Ich hätte ihn gerne mitgenommen.

Der Teddy guckt ganz traurig!

In Loßburg bei Km 8,5 laufe ich die Hauptstraße entlang. Nr 47 ist die Löwen-Apotheke, das hatte ich gestern nachgesehen. Ich erstehe 2 Päckchen Compeed für meine Blasen. Die ich heute nicht benötige, da ich meine Schuhschnürung gelockert habe, Ultra-Läufer-Füße brauchen Platz! Ich bin Letzter! Auf dem Weg nach Alpirsbach gehe ich ein ganzes Stück mit Edda; wir unterhalten uns, dann laufe ich doch etwas schneller weiter. In Alpirsbach bei km 21,1 gibt es den 2. VP. Mit frischen Brötchen und mit Käse belegt. Lieben Dank Grace und Helmut! Lecker!

eine schöne Überraschung
Ein Kunstwerk in Alpirsbach an der Kinzig

Mit Alpirsbach eng verbunden ist die Geschichte des Klosters, dessen Anfänge auf 1095 datiert werden. Vermutlich führten die Braukünste dieser geistlichen Herren zu den geistigen Getränken. Die Alpirsbacher Klosterbrauerei führt noch heute den Mönch in ihrem Schilde. Und auf Bierdeckeln.

Keimzelle eines guten Bieres!

Im Jahr 1877 wurde die Brauerei reaktiviert, da sich dies durch die zunehmende Anzahl an Kurgästen in der Umgehung lohnt. Eine nette Geschichte aus den Unterlagen der Alpirsbacher Brauerei:

Im Hof der Alpirsbacher Klosterbräu hängt ein altes Schild mit der Aufschrift „Emil Stopp!“ Es stammt aus der Zeit, als das Bier noch mit Pferdefuhrwerken ausgeliefert wurde. Damals war es noch üblich, dass der Bierfahrer bei jeder Abladestation ein Glas aufs Haus serviert bekam – „ … zur Stärkung“. Damit unser „gestärkter“ Bierfahrer Emil sein Fuhrwerk für die nächste Beladung in der Brauerei auch richtig zum Stehen brachte, wurde dieses Schild als kleine Hilfestellung für ihn montiert. Denn wenn er schon zu viel des guten Bieres getrunken hatte und es ihm deshalb nicht gelang, genau am Schild anzuhalten, war die Schicht für ihn beendet. Bleibt die Frage zu klären, ob Emils Pferde irgendwann gelernt haben, von selbst an dem Schild anzuhalten …

Von Alpirsbach geht es bergauf. Erst über eine Passhöhe, danach steil bergab. Über eine vom Elektrozaun gesicherte Wiese. Ich fühle kurz: ja, es ist Strom drin! Den ersten Draht kann ich übersteigen, den zweiten unterquere ich krabbelnd. Hier wäre ein Sportfotograf richtig gewesen.

Kinzig-Talsperre

Die Kinzig-Talsperre ist sehenswert, das Wetter trägt auch dazu bei. Danach geht es weitere 3 Kilometer nur bergauf bis auf Höhe 830. Dann, endlich, geht es bergab. Ein mächtige Fichte trägt den Hinweis Masselkopf 812 NN. Überhaupt: es wird die Etappe mit den meisten Höhenmetern werden!

Hinweis-Baum
Letzte Aussicht für heute

Kurz vor dem letzten VP bei Km 41 gibt es eine Gaststätte mit Liftanlagen und traumhafter Aussicht. Kurzfristig überlege ich, ob ich auf der Terrasse eine Pause einlegen soll. Eher nicht! Nach einem kurzen Halt am VP versuche ich Gerds Vorsprung (22 Minuten zeigt die Aufschreibung) etwas zu reduzieren. Im Ziel zeigt meine Uhr: 49,5 Kilometer, 1.205 Höhenmeter und eine Zeit von 7:34 Stunden.

Diese war der 6. Streich, doch der letzte folgt sogleich!

Ergebnisse 6. Etappe

3.6. 5. Etappe – Schiltach/Schramberg nach Grüntal – Königsetappe mit 54 Km

Unser Konvoi zum Start
Spitzname Roter Brummer

Die PKW-Kolonne fährt durch die Täler nach Schiltach. Nach dem nächtlichen Regen steigt Nebel auf. Wir wären alle nicht böse, wenn es heute bewölkt bliebe. Nach dem Start muss ich gleich ein Foto vom Schienenbus Bj. 1974 machen. Dann geht es über die Kinzig, der ich nun bis Schramberg (km 11) folge. Durch die Fotos bin ich einmal mehr Letzer. Allerdings hole ich Edda, Walter und auch Gerd bis Kilometer 5 ein.

Kinzig um 7:40 Uhr

In Schramberg kommt nun die versprochene extreme Steigung. Durch den Ort und immer weiter steil bergauf. Fluchen hilft auch nicht. „Im Ziel gibt es Eis“ oder „Geschafft, gleich oben!“ steht auf der Fahrbahn, wie bei der Tour de France.

motivierend!
VP 1 Grace und Helmut erwarten uns

Endlich oben tapere ich über viele Radwege von Ort zu Ort, mal auch durch die Felder zum nächsten Ort. Es ist Fronleichnam, in manchen Orten ist es gelb-weiß geschmückt.

Fronleichnam
Der 2. VP ist immer der Lustigste, man kommt mit seinen Sorgen und geht mit einem Lächeln! Danke Jungs!

Nach dem 2. VP kommen wieder schöne Ausblicke und eine uralte Linde, ein Naturdenkmal. Leider habe ich heute wieder Blasenprobleme (an den Füßen). Meine restlichen drei Pflaster klebe ich nach und nach an meine Zehen. Ärgerlich, da ich eigentlich ganz gut unterwegs bin.

Für solche Ausblicke laufe ich!
Naturdenkmal

Irgendwann geht es dann nochmals (Km 36) durch ein Tal, der Ort heißt Wälde, und danach wieder lange bergauf. Ein Belohnung (Topfkuchen) hält Hansi bereit, der bei km 41 auf mich wartet. Danke! Endlich wieder Wald! Schatten! Die Wolken türmen sich bereits hoch auf, die für 16 Uhr versprochenen Gewitter bilden sich.

Schwarzwald pur, so muss er sein!

Die letzten Kilometer laufe ich (fast) durch. Bei Km 47,5 kommt noch einmal ein unerwarteter Anstieg. Dennoch, mein Ziel unter 8 Stunden zu bleiben, werde ich erreichen. Die dunklen Wolken motivieren mich, weiter zu laufen. Fast hätte ich es geschafft, nur 1 Km vor dem Ziel gibt es ein Schauer, das aber mehr erfrischt als stört. Das Ziel Grüntal ist dann schon bald wieder erreicht.

Wer gewinnt? Der Regen oder ich? Antwort: Der Regen!

Meine Uhr zeigt dann im Ziel: 54 Km, 974 Höhenmeter; in 7:41 Stunden

Ergebnisliste folgt….

Ergebnisse Etappe 5

2.6. 4. Etappe – Gernsbach nach FDS-Grüntal

Die PKW-Kolonne ist bereits 7 Kilometer unterwegs, als meine Fahrerin fragt: „Ist der heutige Start nicht in Gernsbach?“ Ich schaue in meiner Übersicht nach, ja richtig. Anruf beim Chef des Ganzen. Wir drehen um, Thomas ist in Gedanken bereits einen Tag weiter. Endlich in Gernsbach (Kreis Rastatt RA) starten wir am Bahnhof (Höhe 160 NN) bei 13° und sind bald an der Murg, der wir heute ganz lange bis Baiersbronn bergauf folgen werden. Immer Richtung Süden.

Murg und Stauwehr

Nach 2 Kilometern habe ich bereits wieder Schmerzen an der gestrigen Blase. Nun also doch: Blasenpflaster. Haut säubern, abtrocknen und drum damit. Socken an. und weiter. Längst sind alle vorbei. Aber nach 3 Kilometern bin ich wieder an Walter und Edda vorbei. Gerd sehe ich heute nicht mehr.

Schwarzwald – flach ist anders! In Weisenbach sehe ich dieses Schild!

Es folgen Dörfer, die wir durchlaufen und dann sind wir weg von der Bundesstraße, teilweise hoch über dem Murgtal. Es macht hat Spaß zu laufen, auch wenn es immer nur bergauf geht. Die Aussichten entschädigen!

Die Bahn – meine stete Begleiterin
Der Wanderweg verläuft abseits der Straßen über kleine Wege und die ehemalige Bahnstrecke

Der 1.VP bei 13,3 km, es gibt Käsebrötchen, lecker! Helmut verrät mir, dass Gerd hier eine längere Pause eingelegt hat. Egal, ich muss heute unbedingt mein Tempo laufen, denn morgen folgt die längste Etappe. Immer links der Murg, immer leicht bergauf. Zum Wandern zu flach, zum Laufen zu steil. Es handelt sich vermutlich um die alte Bahntrasse, die ab 1870 gebaut wurde, um den bisherigen Holztransport (mit Flößern) zu verbessern. 70 Jahre hat es gedauert, bis die Trasse bis Freudenstadt fertig war. Aber auch die alte Straße war nur eine schmale Trasse entlang der Murg.

Heute ein Radwegtunnel

Heute ist die 4. Etappe. Bergfest ist bei Kilometer 25. Und hier wartet eine Bank mit Aussicht auf mich. Rechts ist immer die Bundesstraße, dann die Murg, die neue Bahntrasse und ganz links und meist etwas erhöht, der Radweg. So gibt es schöne Gelegenheiten für Fotos.

der Blick von meiner Bank aus

Leider macht mein linker kleiner Zeh auch Kummer, also auch hier ein kleines Blasenpflaster. Hilft!

Die Bahnlinie begleitet mich heute auf langen Wegen
Ein holzverarbeitender Betrieb – Wasser gegen Borkenkäfer

Die Luft wird ab mittags immer schwüler, der Wind bläst feuchte Luft in den Schwarzwald, erste Wolken bilden sich. Für morgen sind Gewitter angesagt. Immer entlang an den Gleisen. Bis Baiersbronn hier komme ich am DM Markt vorbei. Meine Blasenpflaster sind verbraucht, dazu Wundspray und ein Sonnenschutz für Gerd, der so gerne im Trikot läuft. Am Bahnhof biege ab zum 3. VP, der von Hansi betreut wird. Er ist an dieser Stelle ein ganz wertvoller Helfer, denn danach geht es – gut gestärkt (mit Berlinern, danke Hansi!) 3,5 km steil bergauf Richtung Grüntal. Frustriert vom Anstieg „Alter Staig“ (reimt sich auf „Alter Laig“) verzichte ich auf weitere Fotos.

einer der Besten unter den sehr guten Helfern

Nach dem Schlussanstieg folgen noch 5 Kilometer bergab nach Grüntal. Ich verlasse den Wald bei 22°, erkenne die markanten Riesenbäume und weiß, gleich ist es geschafft. Beim Zieleinlauf applaudieren die Finisher. Danke schön! Meine Uhr zeigt 50,4 Kilometer und 887 Höhenmeter in 7:48 Stunden. Dieses war der 4. Streich…..

Der springende Hirsch am letzten heftigen Anstieg ist etwas demoralisierend- er springt, ich schleiche hinauf
Ergebnisse 4. Etappe

1.6. 3. Etappe – Herrenberg nach FDS-Grüntal

Blick nach Süden – am Horizont der höhere, südliche Schwarzwald

Mit 4 PKW werden wir morgens um 7 Uhr nach Herrenberg (400 NN) kutschiert. Nach dem Start heißt es fast genau Richtung Westen laufen. Die Sonne ist heute unsere strahlende Begleiterin, fast immer von hinten oder links. Die Temperatur steigt schnell von 10° bis 19° an. Die ersten etwas 23 Kilometer verbringe ich auf breiten Radwegen in den Feldern. Kaum ein Baum. Da es ganz lange Geraden gibt, kann ich die Laufkollegen noch einige Zeit am Horizont sehen.

Der dunkle Fleck etwa 500 Meter voraus ist übrigens Gerd Junker

Nach 23 Kilometern tauche ich in den Wald ein. Endlich Schatten. Über schöne Waldwege erreiche ich einen Tunnel. Hier und auch etwas später an einem sich schlängelnden Bach durch die Wiesen macht es wieder richtig Spaß zu laufen. Bald ist der 2. VP erreicht. 10 Kilometer bis zum nächsten.

Auf de Schwäbsche Eisenbahne ….

Es folgen kleine Orte wie Talheim, Altheim oder Tumlingen. Die Autokennzeichen wechseln heute oft. Am Start Böblingen BB, dann Calw CW, danach Horb HOB, wieder Calw und dann Freudenstadt FDS. Mich quält eine Blase an der rechten Ferse. Ok, Behandlung: Säubern, trocknen, Blasenpflaster drum und den Fuß vorsichtig wieder im Schuh versenken. Und weiter. Bald kommt eine herrliches Rapsfeld mitten im Wald. Es ist ein Foto wert! Problem: Mein Handy fehlt! So ein Mist. Zurück, marsch, marsch. Am Ort der Blasenbehandllung finde ich es wieder. Glück gehabt

Ein tolles Motiv – mit dem wiedergefundenem Handy!
Zum Waldgericht

Es wird immer wärmer. Gut, dass das Ende absehbar ist. Noch über eine echt fiese Rampe und hinab nach Aach. 2 Kilometer vor dem Ziel, an der Gaststätte „Zum Waldgericht“ treffe ich Gerd. Gemeinsam laufen wir total durchgeschwitzt und „gar“ ins Ziel. Unsere Zeit: 7:01 Stunden für etwa 47 Kilometer und 830 Höhenmeter. Dieses war der 3. Streich, doch der 4. folgt sogleich.

Ergebnisse 3. Tag

31.5. 2. Etappe – Runde über Altensteig und Pfalzgrafenweiler

Gerd Junker läuft heute seinen 800. Marathon + mehr

Der Start erfolgt wieder um 7 Uhr. Hier auf Höhe 700 NN ist es mit 3° kühl. Nach 4 Kilometern laufe ich an einem (gestern) frisch geheutem Feld vorbei, in einer Senke ist Raureif! Ende Mai im Schwarzwald! Waldarbeiter sperren unsere Strecke, so werden wir durch die Umleitung etwa 1,5 km mehr als geplant auf dem Tacho haben. Es ist wieder wolkenlos und die Sonnencreme mit Faktor 30 ist Pflicht.

Leider sind die Beeren noch nicht reif!

Herrliche Wanderwege laufe ich bei traumhaften Bedingungen! Der Heidelbeergfällweg fasziniert mich besonders. Bald ist der 1. VP bei km 15,7 erreicht. Helmut Rosieka weiß was Läufer wünschen! Danke! Es folgt eine traumhafte Passage. Durch ein Tal mit Bach hinab nach Altensteig.

ich folge dem Bach mehrere Kilometer Richtung Altensteig nur toll!
Altensteig am Nagold, km 21

Herrliche Trails entlang des Baches, der später in die Nagelt mündet. Altensteig ist ein Ort mit Ober und Unterstadt und mit viel Fachwerk und einem Schloss, dies alles muss ich mir später noch einmal ansehen. Weiter geht es nach Egenhausen zum 2. VP. Gerd taucht auf, er hat sich verlaufen und etwa 2 km zusätzlich absolviert. Pfalzgrafenweiler ist der nächste Ort, den wie durchlaufen, um wieder und den Wald abzubiegen. Gerd folgt unauffällig.

Der Raps hängt hier zeitlich hinterher! Immer eine Augenweide.

Nach dem 3. VP geht es wieder hinein in die Wälder, ab und zu gibt es zur Abwechslung herrliche Blumenwiesen. Meine Probleme der letzten Wochen sind vergessen, es läuft!

Blumen ohne Ende!

Dürrweiler und Herzogsweiler werden durchlaufen, bevor es zurück nach Grüntal geht. Nach mehreren Kilometern in der Sonne bin ich froh über Wald und Schatten. Eine tolle Lichtung folgt.

Bergwiese, noch 5 Kilometer, es macht Spaß zu laufen

Nach einem Stück bergab, bergauf sind wir wieder auf der Strecke von heute Früh. Noch 4 Kilometer und es ist geschafft. Bald kann ich Grüntal schon erahnen. Im Ziel bin ich dieses Mal vor Gerd, Walter und Edda. Aber morgen werden die Karten neu gemischt. Meine Daten: 49,3 km und 795 Höhenmeter, 7:32 Stunden.

Ergebnis 2. Etappe

30.5. 1. Etappe – Grüntalrunde über Baiersbronn und Erzgrube

Anstieg kurz nach Klosterreichenbach, km 18

Vom Start in Freudenstadt-Grüntal 732 Meter NN geht es nach hinab nach Baiersbronn 584 Meter NN. Von Klosterreichenbach an der Murk wieder hinauf auf die Höhe; und hinab nach Erzgrube zum Nagoldsee. Nachdem ich wegen meiner Zerrung die ersten 3 Stunden nur gewalkt bin, probiere ich nun bei Gefälle, ob meine Beine es gut heißen. Fazit: Langsames Laufen ist möglich. Zwei Starter kann ich so noch überholen und die rote Laterne abgeben. Auch schön!

Nagoldsee / Ort: Erzgrube, Km 30
Blumenwiese, Km 41

Die Panoramastraße führt steil , sehr steil hinauf. Dort wartet der 3. und letzte VP auf mich. Der Rest ist schöne Spielerei, durch die Blumenwiesen, vorbei am Flugplatz und hinab zum Start/Ziel. Meine Uhr zeigt 46,8 km und 880 Höhenmeter. Meine Zeit 7:36 Stunden.

Ergebnisse 1. Etappe

27.5. Vorbericht

Wir bleiben Zuhause bei allen 8 Übernachtungen, denn die 7 Etappen gehen alle Heim nach Grüntal.

Die Gesamtstrecke beträgt 337 km. Die Tagesetappen haben einen Schnitt von 49 km. An jeder Etappe sind durch den bergigen Schwarzwald auch einige Höhenmeter zu bewältigen. Einige kurze trailige Bereiche bringen Abwechslung in den Straßenlauf.

Soweit die Veranstalter-Kurzbeschreibung der Streckenempfehlungen. Der ursprünglich für diese Zeit geplante Neckarlauf kann auf Grund der Corona-Bedingungen nicht stattfinden. Thomas hat sich eine coronagerechte Alternative ausgedacht, wobei sich das Ziel immer am gleichen Ort befindet.

Ballon Ultralauf 65 (von 100) Meilen

1./2.8.2020    Unna              Ballon-Ultratrail     65 Meilen      22° bedeckt, 33° Sonne 25 – 20° Gewitter,  2.8. 22° wolkig, sonnig                                                  

Das Konzept:

Startzeiten

  • Erste Runde 10:00 Uhr        5 Meilen
  • 11:40 Uhr                             10 Meilen
  • 15:00 Uhr                             15
  • 20:00 Uhr                             20
  • 02:40 Uhr                             20 Meilen andersherum
  • 09:20 Uhr                             15
  • 14:20 Uhr                             10
  • Letzte Runde 17:40 Uhr      5

Besonderheiten

  • Es findet nicht nur ein Lauf statt, sondern direkt 8 Läufe!
  • Für jeden ist etwas dabei – Für Laufanfänger sind die 5 und 10 Meilen Runden bestens geeignet, erfahrene Läufer können sich auf die 15 und 20 Meilen Strecken wagen und die ambitionierten unter euch, kombinieren mehrere Runden zu einer großen Tagesstrecke.
  • Jede Runde wird gemeinsam zu den ausgeschriebenen Startzeiten gestartet.
  • Jede Runde kann aber im individuellen Tempo gelaufen werden. Die Mindestlaufgeschwindigkeit beträgt 4,83km/h bzw. 12:26min/km
  • Je schneller ihr eine Runde absolviert, desto mehr Pause habt ihr bis zum Start der nächsten Runde
  • Ihr könnt die 5 Meilen in 50 Minuten laufen und habt so 50 Minuten Pause bis zum nächsten Start, oder ihr lasst es gemütlich angehen und braucht und dürft weniger Pause machen.
  • Genauso könnt ihr bei der 20 Meilen Runde locker 200 Minuten Pause rauslaufen – müsst ihr aber nicht
  • Durch die gemeinsamen Pausen kommt es zu einem tollen Miteinander!

Strecken

  • Gesamt: 104,41 Meilen // 168,04 Kilometer Strecke
  • Die schnelle Holzrunde – 5 Meilen / 8,29km – 54 Höhenmeter – 100 Minuten Zeit
  • Die Hier-Wache-Ich-Runde – 10 Meilen / 16,04km – 108 Höhenmeter – 1 VP, 1 WS – 200 Minuten Zeit
  • Die Feuer und Eis Runde – 15 Meilen / 25,99km – 122 Höhenmeter – 1 VP, 2 WS – 300 Minuten Zeit
  • Die Königsrunde – 20 Meilen / 33,7km – 381 Höhenmeter – 2 VP’s, 2 WS – 400 Minuten Zeit

Das Abenteuer beginnt! Mein Konzept: Mit Ute und Martina laufen

Ich reise früh an und bin um 8:10 Uhr vor Ort. Auf Nachfrage erhalte ich Zufahrt zur Vereinswiese, wo gezeltet werden darf. Viele andere waren schon viel eher dort.

Beim Abholen der Startnummer treffe ich viele Bekannte. Martina, Utes Laufkollegin ist bereits dort und auch Judith, die mir erzählt, dass sie gestern geheiratet hat und heute mit ihrem Mann Reimund die ersten 5 Meilen im Hochzeitsoutfit laufen wird. Ute kommt spät und hat „auswärts“ geparkt. Sie holt ihre Lauf-Utensilien und ihr Zelt. Beim Aufbau stellen wir fest, dass ihr Sohn das Zelt nach dem letzten spätpubertären Gebrauch wohl nicht ganz fehlerfrei und leicht beschädigt zusammengepackt hatte. Irgendwie fehlt eine Stange und eine andere hängt locker herab. Aber es steht dann doch, nur der Eingang macht einen sehr traurigen Eindruck. Zum Glück soll es ja trocken bleiben.

Vor dem 5 Meilenlauf, schon mit Laufschuhen
die Holzrunde – und hopp!

10 Uhr Start zur ersten Etappe über 5 Meilen. Eine kurzweilige Strecke, oft durch den Wald mit Hindernissen. Zeitweise auch querwaldein. Das machst Spaß. Ute hält wieder an jeder Butterblume und sorgt damit für ein gemütliches Tempo. Die 5 Meilen sind schnell vorbei. In 40 Minuten erfolgt der nächste Start. Zeit für ein Getränk und 3 TUC.

133 TN im Ziel über 8,29 Kilometer und 54 Höhenmeter. 106. Uwe Laig          59:49

11:40 Uhr 10 Meilen-Runde, „Hier wache ich“-Runde

Diese 10 Meilen sind auch wieder abwechslungsreich. Noch immer ist es bedeckt aber sehr schwül. Schon nach wenigen Minuten tropft der Schweiß von der Stirn.

alle 8 Km ein unbemannter VP

Heute erreichen wir den schönen Teich von der anderen Seite. Die Schwäne beobachten genau, ob sich jemand dem Nachwuchs zu sehr nähert. Im Wald ist es sehr schön und entspannend. Dann doch ein Regenschauer. Nicht schön fürs Zelt und die Stühle, die der Nachbar aber auf den Kopf gestellt hat. Danke! Ute strahlt mit den Sonnenblumen um die Wette. Zurück im Ziel bin ich nach 2:05:11 Stunden. Duschen werde ich erst nach den 15 Meilen. Noch stinke ich nicht! Oder?

130 TN im Ziel über 16,04 Kilometer und 108 Höhenmeter. 97. Uwe Laig            2:05:11

Wieder trinken, essen, klönen, dann geht es wieder los. Es gibt immer eine kurze Ansprache des Organisators, danach 9, 8, 7…. und los.

15 Uhr: 15 Meilen-Runde rotFeuer und Eis RundeDie Hitzige

Die 15 Meilen-Runde wird gestartet. Meine Beine sind nicht mehr frisch, obwohl ich doch erst 24 Kilometer gelaufen bin. Es ist nun schwülwarm und drückend. Zuerst noch durch den Wald. Vorbei an Hindernissen. Das macht Spaß! Es geht auf Straßen und langen Schotterwegen dahin. So richtig kommt kein Spaß auf.

durchs Unterholz

Mal kommt ein Bach, dann ein Rabe, ein landendes Segelflugzeug. Die Sonne kommt durch. Über 30°! Gehpausen sind unsere passende Antwort. Irgendwann kommen wir nach Kamen in die City. Und richtig, da ist sie, die Eisdiele! Feuer und Eis – Runde. Diese Etappe trägt ihren Namen zu recht. 

Eiszeit bei 33°

Für jeden eine Kugel, für mich 2! Ich kann nicht so schnell lecken, wie das Eis schmilzt und mir an den Fingern herunterläuft. Wir marschieren zu fünft schleckend durch Kamen. Da die Serviette sich bereits mit dem Eishörnchen vermählt hat, kommen die letzten 3 Zentimeter in den Mülleimer. Martina klagt über klebrige Finger und Sonnencreme in den Augen. Ihr kann man es wirklich schwer recht machen. Auch kein Friedhof in Sicht, nicht für Martina, sondern für eine Wasserzapfstelle zur Lösung des Klebeproblems. Wir starten wieder und laufen so etliche hundert Meter. Wieder Pause. Wieder loslaufen, bis Ute eine Blume sieht und fotografieren muss. Jede Pause ist wertvoll. Auch Fördertürme versprechen Pausen! Wieder Asphalt und wieder Schotterradwege. Ätzend. Ein Stein lädt ein! PAUSE!

Pausenstein

Der VP ist leergetrunken; aber gerade als wir ankommen, kommt ein Helfer per Rad mit einem frischen Kanister Wasser. Wieder Pause, weil ich das Rad halten muss! Gut so! Und weiter, wir müssen weiter. Nur noch drei Kilometer sage ich. Noch fünf antwortet Martina! Beim Briefing erzählte Jan-Philipp, dass diese Strecke 26 statt 24 Kilometer lang ist, damit man danach 50 km voll hat. Scheibe! Auf diese Info hätte ich gerne verzichtet. 

Industriekultur

Zähne zusammenbeißen, und weiter. Irgendwann, gefühlt zwei Stunden später endlich das Ziel. Ich bin platt, als ob ich gerade einen Marathon gelaufen wäre. Obwohl ich Hitze gut haben kann, das war heftig. Utes Mann und Sohn sind gekommen, um zu sehen wie es ihr geht. Gefühlt wohl besser als mir. Ich mag gar nicht an den nächsten Start denken. Oh, und Utes Zelt sieht nun viel besser aus! Die beiden haben das Gestänge getauscht, und siehe da!

Duschzelt, getrennt für M + W

Erst einmal ein kaltes Erdinger Alkoholfrei. Das zischt! Essen mag ich nichts! Duschen mag ich sehr. Das tut so gut. Die Duschzelte sind mit großen Fenstern ausgestattet, damit man rausgucken kann. Ich dusche nackt neben Martina, die auch ihren Bikini vergessen hat. So what! Nun greife ich doch zu diesen Nudeln in grüner Soße. Schmeckt gesund! Und Erdnüsse, und Kuchen, und Salzstangen, und Schokolade; Cola und Bier sowieso.

106 TN über 25,99 Kilometer und 122 Höhenmeter im Ziel: 65. Uwe Laig            3:33:12 

20 Uhr 20 Meilen-RundeDie KönigsrundeDie Gewittrige

19:45 Uhr, JP macht wieder seine Sprüche, erklärt uns, dass dieses Jahr die astreiche Passage gegen eine astreine getauscht wird. Wiederholungstäter scheinen zu wissen, was er meint. Mir egal, ich laufe, wohin mich die orangen Pfeile führen werden. Frank Albrecht erläutert mir kurz worauf ich achten soll: Bei km 10 von der Höhe ein schöner Blick zurück und später bei km 16 oder so VOR der Straße links rein in den Wald. OK! Ich werde meine Demenzsituation testen.

Los geht es. Ich schätze auf 5 Stunden für die 33,7 Kilometer. Den Radweg entlang, dann durch Wiesen und Wald langsam ansteigend. Viel schöner als die 15 km Strecke. Martina muss nun richtig kämpfen. Ute und ich laufen voraus, gehen die Steigungen, Martina holt wieder auf. 

Nach dem ersten VP geht es lange den Berg hinauf, nicht richtig steil, für uns aber ein Grund zu wandern. Die Sonne versinkt hinter den Wolken, ein letztes Foto. Es wird bereits dunkel, als wir oben auf der Höhe sind und zurückblicken. Ute macht Fotos im „Nachtmodus“. Auf diesen Fotos sieht man plötzlich mehr als eigentlich da ist. Die blaue Stunde. 

Es wird Nacht Senorita…

Und plötzlich erscheint er, der Mond. Er erhebt sich aus den Wäldern. Seine Farbe ist ockerorange, und um ihn herum sind Schlieren wie leichter Nebel, die seine Leuchtkraft etwas bremsen. Meine Oma meinte, wenn der Mond so aussieht gibt es Regen. Ganz voll ist er auch nicht, da fehlt wohl noch etwas Alkohol. Martina bemerkt die kleine Delle im Mond mit ihren Adleraugen. Ich hätte den Mond als voll durchgehen lassen. Aber sie hat Recht, ganz voll wird er erst am 3.8. um 17:59 Uhr sein.

Sonnenuntergang, noch immer 27°

In der Dämmerung laufen wir über die Felder auf der Höhe, vorbei an einem einsam gelegenen Haus und biegen in den Wald ein. Stopp! Hier ist dunkel, also raus mit den Stirnleuchten. Ich habe meine Leuchte aufgeladen und getestet und sie funktioniert auch prächtig, als „Brustleuchte“! Hätte auch mal das Stirnband testen sollen, jetzt und hier im Dunkeln ein saublödes Unterfangen! Die anderen ziehen von dannen und ich muss erst einmal die Funktionsweise dieser Überkreuz-Konstruktion verstehen. Irgendwann ist es nun so verkürzt, dass es passt. 

Hindernis

Im Dunkeln heißt es doppelt aufpassen, auf Strecke und Pfeile. Dann kommt dort hinten die Straße, die Kreuzung. Da geistern 4 Gestalten mit Lämpchen herum und suchen Markierungen. Dank Frank weiß ich, dass diese 70 Meter zuvor in den Wald führen. Wir rufen und haben bald Überholer, die uns herzlich danken. Es geht durch den Wald, nun steil hinauf, dann wieder eben und bergab, steil bergab. Hier gilt es höllisch aufzupassen, sonst liegt man schnell. 

Irgendwelche Tiere unterhalten sich im Wald, ist schon etwas unheimlich. Landschaftlich muss das hier sehr schön sein, nur, es ist stockdunkel. Der Mond hat sich nun hinter dichteren Wolken versteckt. Eine Straße führt erst eben dann ansteigend zurück. Ja, die Hälfte und etwas mehr sind geschafft. Ich muss mehrfach gähnen. Wiesenwege folgen, dann wieder in den Wald. Fast hätten wir den Pfeil nicht gesehen und wäre falsch gelaufen. Der Pfad hat viele kleine Hindernisse, die zum Stolpern einladen. Wir sind hier zu viert unterwegs und warnen uns. In der Ferne grummelt es. Meine Wetter-App hatte vor 3 Stunden von leichtem Regen mit nur 40%iger Wahrscheinlichkeit gesprochen. Also keine Gefahr!?

Bald kommt auf der Höhe der nächste VP. Das Grummeln kommt deutlich näher. Erste Tropfen fallen. Oma hat recht! Es geht hinab in einen Ort. Ich ziehe die Regenjacke an. Es regnet und das Gewitter kommt näher. Ich kontrolliere die App. Das Gewitter zieht wohl knapp vorbei. Wo vorbei? An Unna! Und wo sind wir? Jetzt? Nicht in Unna!

Auf Sturm folgt Starkregen und Schnee

Entlang der Bahntrasse, es gießt. Wir haben das Tempo erhöht und Martina längst verloren. Ute zählt die Sekunden zwischen Blitz und Donner. 4 Kilometer, 3 Kilometer. Wir durchlaufen klatschnass eine Siedlung als der Wolkenbruch nieder geht. Es rauscht, das Wasser steht auf der Straße, die Dachrinnen fassen das Wasser nicht. Überall platscht und fließt Wasser. Das Licht der Stirnlampe erreicht den Boden nicht mehr! Keine Läufer mehr zu sehen, alle haben wohl einen Schutz gesucht. Ich frage Ute, ob wir uns unterstellen wollen. Sie schaut mich etwas komisch an: „Jetzt nicht mehr!“

Später erfahre ich, dass Michael und Naina es unter eine Heuballenplane geschafft haben. Sie sind trotzdem vom Wind und Wasser erwischt worden. Ute hat ihren Spaß, wir sind klitschnass und lachen und laufen weiter. Das Gewitter ist nur noch 1,5 Kilometer entfernt, die Blitze blenden. Heftiger Donner! Ich habe Schiss, Ute findet das Ganze ein prima Abenteuer. Sie grinst und strahlt übers ganze Gesicht! Ich denke an meine Rente, die ich eigentlich noch erleben möchte.

In einer Bahnunterführung stehen 4 Läufer/innen und warten, wir laufen grüßend vorbei. Jetzt pausieren wäre zu kalt für uns. Ich habe ganz lockere Beine, die laufen wie von selbst. Unglaublich! Ob es das Adrenalin ist? Das Gewitter verzieht sich. Der Regen nimmt ab. Trotz der Nässe haben wir warme Hände und Füße. Das Zeitgefühl ist abhandengekommen. Wir sind wohl bereits in der Geister-Stunde als das Gewitter nochmals loslegt. Utes gute Laune steckt mich an. Wieder wird gezählt, bis 12, also 4 Kilometer, näher kommt es uns nicht, nur der Regen erfrischt uns erneut. Dieser lässt aber nach, als wir dem Stadion näherkommen. An einem Abzweig steht eine 3 mal 5 Meter große und sicherlich bis zu 10 Zentimeter tiefe Pfütze – und verdeckt den Pfeil. Nur gut, dass vor uns ein Läufer ist und uns in die richtige Richtung bringt. Wir hoffen, dass Martina an dieser Stelle auch Glück hat. Nun nur noch den Radweg / alte Eisenbahntrasse entlang. Endlich sind wir Abenteurer im Ziel. Genau mit der Prognosezeit von 5 Stunden. Und mit sicherlich einer guten Platzierung.

64 TN im Ziel über 33,7 Kilometer mit 381 Höhenmetern: 37. Uwe Laig            4:59:49

Schlafen statt laufen!

Da ich beschlossen habe, nun zu pausieren, hole ich mir schnell ein richtiges Veltins und gehe duschen, die Klamotten hatte ich schon am Abend in der Nähe deponiert. Abendessen morgens um 1:30 Uhr. Martina und Ute planen auch die nächsten 20 Meilen zu laufen. Irgendwie sind sie härter als ich. Oder wacher! Dann das Gerücht, dass dieser Lauf wegen Gewitter ausfällt. Ich frage JP, der klar sagt, der Lauf findet statt. Mit Ute und Martina!

Ok, die andern finden das gut, ich mummel mich um 2:40 Uhr in meinen Schlafsack und ärgere mich über die nur 70 Zentimeter schmale Luftmatratze. Bei jedem Umdrehen kann ich fast abstürzen. Warum kann ich nicht einschlafen? Irgendwann war es dann doch so weit. 6:15 Uhr, ich habe den Kaffee auf. Um 6 Uhr war der ältere Radbegleiter von nebenan wieder da und macht Lärm. Max. 3 Stunden gepennt! Dann habe ich mich noch geärgert, dass ich nicht doch noch die 20 km mitgelaufen bin. Zu spät! 

Dann baue ich im Nassen das Zelt ab. War klar, ich mache Schluss. Zu den 15 Meilen habe ich keine Lust. Als ich abfahren will, treffe ich Judith. Sie und Reimund haben sich nachts beim Gewitter abholen lassen, da nichts mehr ging. Kaputt und müde und zu langsam! Sie packen auch ihre Sachen und fahren nach Hause. Tschüß! Gerade als ich auf die Autobahn fahre, kommt im Radio: „An guten Tagen…“ Ich stelle es richtig laut und bin wieder gut drauf.

Der Depp

Um 8 Uhr bin ich zu Hause. Das Zelt zum Trocknen aufgehängt, die Luftmatratze ganz entleert und den Schlafsack gelüftet; und gefrühstückt. Die Müdigkeit ist weg. Was soll ich denn nun den ganzen Tag machen?

Um 11 Uhr habe ich nachgesehen, wann der 10er startet. 50 Meilen sind nur 82 Kilometer, echt wenig für 2 Tage. Und wenn ich noch etwas dazu laufe, kann ich über 100 Kilometer kommen, so viel hat man nicht oft auf dem Tacho. Und, falls Martina und Ute noch laufen, kann ich sie unterstützen! Meine Frau besucht eine Bekannte und ich hinterlasse einen Zettel: „Bin Laufen, bis heute Abend!“ Zurück in Unna. Ankunft 12:35 Uhr. Enttäuschung, kein Zelt, kein GT Auto. Sehr Schade! Ute und Martina sind fort. Ok, ich tausche mich den anderen Bekannten aus. Wenige (21) sind in der Nacht die zweite 20 km Runde gelaufen. Jetzt kommen die 15 Meilen-Läufer ins Ziel. Mit viel Applaus. Nur ein Läufer trägt die Schärpe „100 Meilen Aspirant.“  

Aushang der vorläufigen Gesamtliste. Ute und Martina führen die Frauenwertung an. Auch noch nach dem 15 Meilen-Lauf! Ob sie das wissen? Wohl kaum, sonst wären sie noch hier. Oder? Man, das ist sehr schade!!! 13:30 Uhr, ich bekomme eine WhatsApp-Nachricht von Susi: „Du bist ein DEPP! Warum bist du denn nicht in Unna geblieben!?“ Recht hat sie!

14:20 Uhr 10 Meilen-Runde Die Schnelle

Ich bin wieder mit dabei und von den Kollegen super aufgenommen. Mehrere Läufer haben wohl die 15 Meilen-Runde geschwänzt. Vor dem Start müssen wir singen, üben für das Finale. Und wer bereits > = 50 Meilen hat, der darf seinen Fußabdruck aufhängen. Ich muss nicht jede Idee gut finden und singen kann ich auch nicht! 

die ersten Mauken hängen

Die Runde von gestern nun anders herum. Was ich noch weiß, ist das Reitturnier und andere Kleinigkeiten. Es sieht doch anders aus. Auch beim zweiten Lauf dieser Runde, kann ich nicht erkennen, warum sie „Die hier wache ich Runde“ heißt. Kein Hund, keine Katze, keine Maus!

Ich laufe mit einem jüngeren Kollegen aus Cuxhaven. Hinter uns sind zwei weitere Läufer. Sie unterhalten sich, wie lange sie bereits laufen. 2 Jahre, 5 Jahre und mein Mitläufer: 4 Jahre. Auf ihre Frage, meine Antwort: 35 Jahre. Antwortet der Cuxhavener, das ist ja länger als ich alt bin. So isses wohl! Es geht vorbei am Förderturm und die Schwäne sind auch wieder da. Das Tempo ist gut, die Beine auch. So komme ich deutlich schneller als gestern ins Ziel. 

63 TN über 16,04 Kilometer und 108 Höhenmeter im Ziel: 26. Uwe Laig            1:52:44

wie wahr!

17:40 Uhr 5 Meilen SchlussrundeHolzrunde

Mit einem frischen T-Shirt warte ich auf den letzten Start. 90 Minuten sind lang! Aber ich kläre schon mal zu Hause ab, dass der Depp heute für Döner und Pizza sorgen wird. In 2021 muss ich die Lauftaktik überdenken, so wie dieses Jahr ist es nicht gut! 65 Meilen sind gut, aber da muss mehr gehen!

Über diese letzte Runde gibt es wenig zu sagen. Außer, dass ich erst Probleme mit Strava habe und ich meinen Luftballon bereits nach einem Kilometer an einem Brombeerstrauch zerlege. Meine Beine sind nicht mehr locker. Im Wald haut es mich fast hin. Erst laufe ich mit Detlev und Rosa, später überhole ich noch Michael Ziemba.

Nach dem Zieleinlauf dusche ich schnell. Insgesamt bin ich mit meiner Leistung > 100 Kilometer nun doch gut zufrieden.

60 TN im Ziel über 8,29 Kilometer und 54 Höhenmeter 33. Uwe Laig            59:10

153 TN insgesamt an diesen beiden Tagen

26. Uwe Laig.   65 Meilen, 108,35 km, 827 Höhenmeter 14:29:52 Stunden       1. M60 (6)

Ute und Martina belegen mit 70 Meilen die Plätze 2 und 3 bei den Frauen und die Plätze 14 und 16 gesamt!!! Glückwunsch!

Gegen 20 Uhr bin ich zurück in Lengerich, schnell die Sportsachen auf die Leine gehängt und ab zur Dönerbude.Ich gönne mir eine Pizza Diabolo, lecker, einen Döner für Susi. So geht ein aufregendes Laufwochenende zu Ende.

JP hat schon die Pläne für 2021 fertig und wird sie uns bald mitteilen. Ich bin gespannt, was er sich noch einfallen lässt!?

Mad Fox Russland 3.2.2019

6 Deutsche beim Mad Fox Ultra Trail über 70 Kilometer am Start

Anreise nach Moskau

Unsere Truppe: Aschu, der vegane Professor – Gerno, der organisatorische Bahnweise – Harald, das sächselnde Geschichtswunder – Reinhold, der Humorist – Joe, der durstige Weltenläufer.

Noch fast eine Stunde bis zum Abflug um 11:20 Uhr. Um 10:45 Uhr gibt es die Information, dass sich der Abflug auf Grund der Wetterlage auf 11:45 Uhr verzögert. Draußen fallen bei minus 1 Grad dicke Schneeflocken vom Himmel. Ein Flugzeug wird enteist. Hoffentlich funktioniert alles. Um 11:15 Uhr gibt es eine neue Durchsage: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Passagiere Flug 1444 nach Moskau. Zunächst die schlechte. Der Flug wurde annulliert. Die Gute. Sie werden umgebucht auf Flug 1446, Abflug 12:20 Uhr.“ Anstehen für eine neue Bordkarte. Reinhold taucht auf. Er hat regulär für diesen Flug gebucht. Wir folgen ihm zu Gate B54. Hier wird es etwas später, aber dann läuft es reibungslos. Der Flieger ist nur zu 40 Prozent gefüllt, wir haben nun alle Fensterplätze. Gegen 18 Uhr (Ortszeit + 2 Stunden) landen wir in Moskau. Einreise problemlos, auch die Koffer sind schnell da. Neben den Kofferbändern sind gleich die Fahrkartenautomaten für den Flughafenshuttle. Für 950 Rubel (13 €) kaufe ich ein 4er Ticket. Der Zug ist so gut wie neu und erreicht nach 45 Minuten Moskau. Die Metro Nr. 5 bringt uns zum Hotel

Metrostation – unsere U-Bahn-Stationen sehen anders aus!

Unser Hotel liegt verkehrsgünstig, dank Gernos Planungen, an der Bahnstation Jaroslawl, wo übermorgen unser Zug nach Rostow abfährt. Allerdings gibt es hier gleich drei Stationen und auch unser Hotel „Retro“ sein. Abendessen. Es gibt im Hotel ein Restaurant. Dort sitzen nur 2 Gruppen an den Tischen. Wir bestellen Pivo und auch Essen. Der Kellner rafft nicht, dass wir alle Hunger haben. Er bringt ein Essen, dafür 7 Biere. Also bestellen wir 5mal Spaghetti Bolognese nach. Ein echt russisches Nationalgericht?! Na denn, das Bier schmeckt. Dann beginnt das Drama, es gibt eine Charaoke Musikbox und zwei, doch bereits sehr angeheiterte, Russen geben ihre Künste zum Besten. Es ist laut und einfach nur grausam schlecht. Dafür hört der eine auch gar nicht mehr auf. Irgendwann ziehen wir den Stecker der Box. Nach den Spaghettis noch ein zweites Bier. Der Russe möchte mit uns ins Gespräch kommen. Wir aber nicht mit ihm. das merkt er aber nicht mehr. Gute Nacht!

Moskau – Rostow

Nach einem Tag in Moskau sind wir pünktlich um 7:15 sind wir am Zug und an unserem Waggon Nr. 8. Dort hat gerade das Mädel von der Bahn die ersten Gäste nach Kontrolle von Fahrkarte und Ausweis einsteigen lassen. Einstieg nur nach Kontrolle der Fahrkarte!

Und dann kommen wir, 6 Gestalten aus Deutschland mit einer in Deutschland in unserer Schrift ausgestellten Fahrkarte. Wir hatten es geahnt, das gibt Ärger.  5 Minuten Verhandlung enden ergebnislos. Per Handy wird ein Kollege befragt. Ergebnis: wir müssen warten und Platz machen für die anderen Gäste. Eine ältere Kollegin kommt zur Hilfe. Dann dürfen wir doch einsteigen— nachdem wir unsere Pässe gezeigt haben. Geht doch. Wir fahren mit der Transsibirischen Eisenbahn, zumindest ein Stück Richtung St. Petersburg.

Nach 2,5 Stunden erreichen wir Rostow. Der Bahnsteig ist vereist aber nicht gestreut. Viele steigen hier aus und tasten sich vorsichtig die schiefe Ebene hinab vom Bahnsteig über die Gleise. Durch den nassen, tiefen Schnee geht es zum Bahnhofsvorplatz wo die Busse und die Taxen warten. Der Taxifahrer will uns nicht befördern, da die Strecke zu kurz ist. Also nehmen wir unsere 7sachen und stapfen durch den Schnee. Joe schultert seine Tasche, sieht mir zu wie ich meinen Koffer schleppe. Er schimpft.: „Wer kommt schon auf die Idee im Winter mit einem Rollkoffer nach Sibirien zu reisen?“ Im Hotel klappt das alles sehr gut, wir haben sogar WLAN! 

Während des Fluges hatten wir erfahren, dass der Lauf nicht über den See führen wird, da das Eis nicht sicher sei. Wir waren sehr enttäuscht! Gerno kommt zurück von einem kurzen Ausflug zum See. Seine Schuhe sind nass, er und Harald sind beim Eistest eingebrochen. Vielleicht doch ganz gut, dass wir den Umweg um den See machen werden. Der Tag endet mit den Vorbereitungen. Rucksack und Dropbag und eine Tasche fürs Ziel. Macht das Sinn? Mensch ! Was ist der Rucksack schwer, etwa 3,5 Kilo. Noch einmal durchplanen, was ist über? 

Am Messestand von CEP, unserem Sponsor

Dann 17 Uhr. Zeit für die Pastaparty und das Briefing. Per Taxi die 7 km zum Start und Ziel, wo auch die Unterlagen ausgehändigt werden. Für 200 Rubel = 2,60 € für 3 Personen, günstig. Neben der Startnummer und dem üblichen Klimbim gibt es eine Thermosflasche und eine Finisher Weste. Am CEP-Stand gibt es ein Foto für den Sponsor.

3.2.2019  Mad Fox

Der Tag. Um 7 Uhr fahren uns 2 bestellte Taxen zum Start. Letzte Vorbereitungen und Abgabe der Kleidersäcke für Km 42 und fürs Ziel. Hinter einem Vorhang gibt es Umkleidemöglichkeiten für sie und ihn. Schnell sammeln sich hier die Deutschen. Es wird schon Deutsches Haus genannt. Harald empfiehlt, die Yaktraks anzuziehen. Ausziehen geht später schnell, anziehen wird immer schwierig. Ok, ich folge seinem Rat, kenne ich doch Vorteile von der BC. Mathias und Dana, Gerno Freunde, sind auch da.

russischer Engel

Dann ist da noch ein Engel, auch ein Foto wert. Abgabe der Kleiderbeutel. Für den VP an km 44 steht ein LKW bereit. Hier erfolgt auch die Kontrolle unserer Pflichtausrüstung, Rettungsfolie, Wärmesalbe, Taschenmesser, lange Unterhosen, ein Mobiles Telefon mit der Notrufnummer des Veranstalters und ganz wichtig, ob alle Utensilien des Teilnehmers mit der Startnummer beschriftet sind. So wollen Sie denen auf die Spur kommen, die ihren Müll, wie leere Powergeltüten in die Natur werfen. Wir antworten auf alle Fragen immer schön mit „Da“. Meine Unterhose will niemand sehen, Glück gehabt! Wir bekommen das Kreuz auf die Startnummer. Kontrolle erfolgreich. Etwa 12 Minuten vor dem Start stellen wir uns in die Kälte und hinten ins Feld. Akklimatisierung bei minus 6 Grad, kaum Wind. 

Noch sind wir in guter Stimmung!

Der Organisator wünscht den deutschen Läufern auf English alles Gute. „Es gibt sehr viel, ungewöhnlich viel Schnee, es wird hart wie nie. Es geht nicht über das Eis, sondern auf der Alternativstrecke um den See herum. Seid ihr bereit, seid ihr wirklich so gut trainiert?“ Wir antworten, dass wir es schaffen werden, wobei ich ein schon mulmiges Gefühl habe. Noch zwei Minuten. 

Startfeuerwerk

Der Startschuss um 8 Uhr wird begleitet von einem Feuerwerk. Rechts und links winken uns die Engel zu, auf geht’s, ich habe ein gutes Gefühl, das Abenteuer beginnt, nach Wochen der Vorbereitungen. Wir laufen 500 Meter auf einen Fahrweg, danach biegen wir rechts ab in einen Weg in Nichts. Es wird einspurig. Anstehen! Wir sind weit hinten im Feld und verlieren hier gefühlt um die 10 Minuten.

Läuferschlange – Polonaise im Schnee

Der Weg ist ein Pfad, querfeldein durch die Pampa. Ein Scooter hatte die Strecke etwas platt gefahren, so dass die Seitenränder etwa 30 bis 40 Zentimeter hoch sind. Auf dem Pfad haben die Vorläufer den Schnee platt getreten und pulverisiert. Etwa 10, stellenweise 20 Zentimeter tiefer Pulverschnee, etwa 5 Grad kalt, umspielt meine Knöchel. Alter Schwede! Schnell sind die Schuhe und die Beine bis zur Wade weiß. Das kann ja nicht lange so weiter gehen, denke ich. Man kommt kaum vorwärts. Die Läufer marschieren im Gänsemarsch und wenn wirklich mal einer, warum auch immer, überholt, dannreiht er sich 10 Meter weiter vorne in die nächste Schlange ein. Das dauert nun gefühlt schon 20 Minuten. Der Schnee taut an Schuhen und Beinen etwas auf und friert dann in eisigen Klumpen wieder an. Da vorne ist ein Dorf, nun hat das Marschieren hoffentlich ein Ende. Wir laufen 50 Meter Fahrweg, dann um eine Kirche, schon ist das Dorf zu Ende und nun beginnt der Schneefahrt aufs Neue. Wieder bilden sich lange Schlangen und man sieht die marschieren, die bereits etwa 800 m voraus stapfen. Immer wieder hoffe ich, dass nun bald eine Straße kommt auf der wir laufen können. Da vorne ist ein Wald, dort ist sicherlich das Ende der Querfeldeinpassage. Es kann doch nicht sein, dass sich das länger als 3 Kilometer hinzieht. Wie soll ich denn das Zeitlimit schaffen? 

Das Wäldchen lassen wir fein links liegen und quälen uns weiter durch den Tiefschnee. Ich habe keinen Bock mehr. So ein Schei… denke ich. Ich kann nicht auf die Uhr sehen, die diese ist unter den Ärmeln meiner Jacke und den Handschuhen steckt. Aber es ist sicherlich bereits 1 Stunde vergangen seit uns der Tiefschnee am Wickel hat. Es taucht eine Hütte im Wald auf, kurz darauf kommt der erste Kontrollpunkt. Hier stehen Leute, die anfeuern und eine Helferteam. Die Straße ist nur 25 Meter entfernt. Wir biegen links ab und lassen die Straße rechts liegen. Nur 20 Meter neben der Straße toben wir nun durch den Wald. Der Tiefschneepfad ist nun ganz schmal, da hier niemand mit dem Scooter den Weg geebnet hat. Nur die vorauslatschenden Leute haben die Spur geschaffen. Es geht nun über umgestürzte Bäume und über einen Bach. An den schlimmsten Stellen stehen Fotografen und lichten uns arme Schweine ab. 

Hier wartet der Fotograf

Wir kommen aus dem Wald nun laufen wir wieder durch die Tundra/Taiga. Es geht etwas hügelig weiter. an einer Senke muss ich mich am folgenden Aufstieg abstürzen und meine Hand greift ins Leere. Klasse! Meine ganze rechte Seite ist nun weiß. Schnell weiter und den Schnee abklopfen sonst wird es nass. Meine Zehen Sind bereits ganz taub und fast gefühllos von der Kälte und der Nässe. Es geht weiter. Nun habe ich hinter mir ein Pärchen mit einem Husky. Der Hund tritt mir ab und zu in die Hacken oder läuft neben mir in der so engen Spur. Gerne möchte der Hund vorbei. Ich mache mich breit. Nix da! Du kommst nicht vorbei. Jeder Schritt ist anders, jeder Schritt muss ausbalanciert werden. Kein gerader Schritt, mal wegknicken nach rechts oder links, oder abrutschen in ein Loch, oder stolpern über einen festgefrorenen Grasbüschel, der leer aus dem Sumpf ragt.

Schaut man einen Augenblick zur Seite oder auf den nun vor uns auftauchenden Kirchturm, verhaspelt man sich und benötigt 5 Meter bis man wieder im Gleichgewicht ist. Ich denke an die BC, wo es ja auch Beachvolleyball gibt. Aber nur mal 500 Meter. Die BC ist gegen dies hier ein Kindergeburtstag. Ich wusste, dass es ein Abenteuer wird, ein Laufabenteuer. Es wird wohl eher ein Coupertest. Der Kirchturm kommt kaum näher, wir laufen noch eine Schleife weg von dem Dorf, um dann doch dorthin zu laufen. Endlich, eine tiefe, feste Spur von einem Fahrzeug. Gelegenheit, mich und die Schuhe von den Eisklumpen zu befreien. Nun kann ich auch endlich etwas trinken und vertilge meine Käsestulle. Ich bewege die Zehen, um sie in der Nässe zu spüren. Die drei kleinen Zehen spüre ich, die anderen eher nicht. Vorbei an einem Teich, wo sich die Männer zum Eisfischen verabredet haben, geht es nun auf einer kleinen Straße weiter. Ich laufe und spüre wie viele Körner dieses Schneetreten gekostet hat. Ich warte noch etwas, denn Joe ist noch hinter mir, sonst sehe ich niemanden mehr. 

Nach zwei Minuten muss ich weiter, sonst friere ich hier fest. Und ich muss Anschluss herstellen, damit ich nicht alleine und ohne Track durch diese Botanik schleichen muss. Ich schließe im Ort auf zu Veronika, die sehr gut Englisch spricht. Sie nennt mir Zeit und Strecke. 11:11 Uhr, also 3:11 Stunden bin ich unterwegs. Die Strecke? 14 Kilometer, sagt sie. Ich bin fassungslos. „Great Shock!“ sagt sie, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht. Ja, das ist wirklich ein Schock. Nun muss ich aber viel laufen, damit ich diese Verspätung wieder reinhole. Wenig später gibt Veronika auf, sie hat Schmerzen in der Seite. Ob sie gestürzt ist? Sie steigt in ein Auto, dass gerade zwei andere Läufer aufnimmt. Tschüß! Ich schließe auf zu einem russischen Läufer. Er kann leidlich Englisch und erzählt, dass er irgendwo bei BMW arbeitet. Er meint, dass das Zeitlimit von 20 Uhr wohl nur bei normalen Bedingungen gilt. Heute gibt es sicher eine Verlängerung. Das höre ich gerne. Meine Zehen werden wieder warm, zwar feucht aber warm. Das fühlt sich nun schon wieder besser an. Ich trinke ein zweites Fläschchen, ich weiß, dass das bislang viel zu wenig war. Für mein Laufen belohne ich mit Vampiren von Haribo. Die Straße ist vereist, es ist herrlich, mit den Yaktracks so guten Grip zu haben. Ich hoffe es geht so weiter. 

verfallene Kirche

Ein Abzweig zu einer Siedlung, danach wird die Straße schneeig, weil kaum befahren. Sie endet in einem Feldweg. Nach 200 Metern taucht der 2. Kontrollpunkt auf. Hier stehen 10 Leute rum. Wo kommen sie her? Gerno ist auch dabei. „Wir sind raus, Cut off gerissen,“ erläutert er mir. Bin ich enttäuscht oder ärgerlich? Es gibt Tee und Wasser, ich lange zu. „Wie geht es weiter,“ frage ich Gerno. Er weiß, dass man weiter laufen kann. Auf eigene Gefahr, denn wenn man zu spät ist, wird der VP bei Km 44 schon abgebaut sein. Und dann? Ich frage nach der Streckenbeschaffenheit. „Hier beginnt wieder der Tiefschnee,“ sagt er. „Genau wie am Anfang!“

Hier ist Schluss – Cutoff-Zeit überschritten

Da ist für mich alles klar, ich beuge mich dem Cut off, bin nicht enttäuscht, eher froh, dass diese Quälerei ein Ende hat. Wir versuchen noch mit vereinten Kräften den Transporter des VPs aus dem Schnee zu schieben, ohne Chance. Da muss erst die Schaufel oder schweres Gerät her. Wir entscheiden uns, nicht den Shuttle Bus zu nehmen, sondern zurück zu laufen. Nicht durch den Tiefschnee sondern auf der Straße. Dann werten wir das heute als langen Trainingslauf. Kaum sind wir unterwegs, kommt uns Joe entgegen. Er schließt sich uns an. Laufend und wandernd machen wir uns auf den Weg zurück. Im Ort müssen wir den Streckenposten irgendwie erläutern, das aus dem Rennen sind. Unsere Nummern werden erfasst, dann dürfen wir weiter. Joe kauft im Laden an der Stecke noch schnell Getränke-Nachschub ein. 

am Rückweg

Wir laufen die Straße entlang und beobachten die 30 k Läufer im Tiefschnee. Der Fotograf im Wald sieht uns, winkt und macht ein Foto von uns Luschen. Am Checkpoint 1 werden wir nochmals notiert, bevor wir weiter dürfen. Gefehlt hätte nur noch eine Passkontrolle, denke ich. Es folgen 6 unangenehme Kilometer an der Hauptstraße entlang. Es gibt kein Sonntagsfahrverbot für LKW, und keinen Radweg. Die Salzwassergischt erfrischt immer wieder und die Feinstaubbelastung ist fein hoch. Irgendwann sind wir am Ziel. 

Die Uhr zeigt 7 Stunden und 37 Kilometer. Ich bin so platt wie letzte Woche nach 60 Kilometern. Gerno meldet uns beim Veranstalter ab. Nochmals werden unsere Startnummern erfasst. Alles klar. Gerno gelingt es, den Veranstalter zur Überreichung einer k 30 Medaille zu überreden, schließlich seien wir ja 37 km gelaufen. Die Medaille ist ein echter Hingucker. Was meint Gerno abschließend: „wir werden nun härter trainieren und dann kommen wir nächstes Jahr wieder und finishen!“ ich fasse es nicht. Bei solchen Bedingungen hilft bei mir kein Training, um diesen Lauf zu finishen. Was wohl unsere Kollegen machen? Joe, Gerno und ich gehen zum nahen Hotelrestaurant. Ein Bier und eine heiße Suppe tun gut. Später zurück im Zielbereich finden wir unsere Drop Bags von km 44 und fahren per Taxi zum Hotel. Unser Taxifahrer gibt alles. Überholen trotz Gegenverkehr, Überholen in der Ausfahrt, mit 80 Sachen durch den Ort trotz Fußgängern am Straßenrand. Alles geht gut. Duschen, Erholen, Abhängen und Warten auf die anderen. 

Um 19:40 Uhr erscheinen die anderen. Alle sind am Cut off gescheitert, bei Km 44 in 9:30 Stunden. Um 20:30 geht es zum Restaurant „Appetit“ in Rostow-Zentrum. Hier sitzen wir gut bei Bier und leckerem Essen. Es gibt viel zu erzählen. Trotz DNF war dies ein ganz besonderes, leider unlösbares Abenteuer.

DNF-Bier

Das Foto sieht aus wie das letzte Abendmahl von Michelangelo, nur die Beteiligten sind andere. Es folgen ein leckeres Essen und einige Geschichten von dem heute Erlebten. Die erste Biersorte ist bald ausverkauft. Nach dem dritten Bier, gegen 22:30 Uhr macht der Laden zu. Gerno plant schon die nächsten Abenteuer!

Die Ergebnisliste K70 zeigt, dass von rund 400 Läufern nur 39 das Ziel erreicht haben

13.02. Winterexpedition

13.02. Winterexpedition

13.2.   Ahnatal-Marathon       42,2 km, 600 HöM           -10/-5/-8° sonnig

Bei der Anfahrt ist es sehr sonnig. Aber in Höhe von Warburg wird es diesig und nebelig. Die Temperatur geht von minus 8° auf minus 17° zurück. Mein Scheibenwischwasser ist eingefroren. Frontscheibe gesalzen! Alles keine guten Aussichten! Nach 10 Minuten kommt die Sonne wieder durch. Gut so!

Hier versteckt sich die Ahne unter Eis und Schnee
gegen die Kälte

Gegen 10:45 Uhr bin ich in Ahnatal (unweit Kassel). Auch hier liegen 25 – 30 Zentimeter Schnee. Ich parke am Fitnesszentrum auf dem geräumten Parkplatz so, dass das Auto schön in der Sonne steht, damit die Getränke nicht einfrieren.

Bernd Neumann gibt mir bei minus 10 Grand eine ganz kurze Einweisung, ich ziehe die Schneeketten (Yaktraxs) unter die Schuhe und schon bin ich bei bestem Winterwetter zu meinem kältesten Marathon unterwegs. Es sind 10 Runden zu 4,3 Kilometer zu laufen. Die erste Runde dient der Orientierung. Eine Runde um das Fitnesszentrum, entlang der Straße, links ab in den Wiesenweg. Ab hier ist der Schnee holperig und löcherig, da dieser Weg auch von Pferden genutzt wird. Es folgt eine Passage am Bach entlang bis zur Bahnunterführung. Hier links halten in den (Rück-)Weg, der im Schatten liegt und kaum begangen wird. Kein Wunder, hier ist es gefühlt 5 Grad kälter als auf dem sonnigen Hinweg und der Wind kommt von vorne. Minus 15°, gefühlt! Alter Schwede! An der Brücke über die Gleise vorbei und schon kommt das Fitnesszentrum in Sicht.

Kaiserwetter

Nun erst einmal Pause. Denn ich bin zu warm angezogen. Also ziehe ich ein lang-ärmeliges Funktionsshirt aus. Nächste Runde. Da ich ja erst um 11 Uhr gestartet bin, sind heute bereits viele Spaziergänger unterwegs. Mit Kind und Schlitten, mit Hund, mit Pferd oder auf Langlaufski. Das Ausweichen durch den Tiefschnee ist anstrengend. Und ohne meine Yaktraxs wäre ich deutlich langsamer unterwegs. 

In der dritten Runde sehe ich das Vogelhäuschen mit Schneehaube. Ich traue meinen Augen nicht. Warum? Weil es die Nummer 42 trägt. Ein Nistkasten für Marathonvögel! 

In Runde 6 überhole ich Gerd Junker, der bereits in die letzte Runde geht. Er berichtet von minus 18 Grad heute Früh um 8 Uhr, als er startete. „Uwe, das geht alles! War gar nicht so schlimm, außer im Gesicht. Nach 3 Runden wurde es bereits besser“, berichtet er. So ganz kann ich ihm nicht glauben. Aktuell sind es noch 5 Grad minus.

Hinterm Horizont geht’s weiter…

Runde 7: Die Reiterin auf dem Hügel hat ein Fotoshooting mit ihrem Freund, der im Schnee kniend Bilder macht. Ich bekomme mein Handy nicht so schnell aufnahmebereit und rufe ihr zu, dass sie nochmals dort lang galoppieren soll, damit ich auch ein Foto machen kann. Sie lacht, dreht um und galoppiert los. Es macht Pferd und Reiterin sichtlich Spaß. Das Foto ist im Kasten. „Danke sehr!“ „Gern geschehen!“ rufen wir uns zu, dann muss ich zurück auf die Strecke.

Runde 8: Eine Familie mit 10 Hunden (keine Huskys) und einem Schlitten kommen mir entgegen. 5 Hunde sind vor den Schlitten gespannt und zerren an den Gurten. Kaum bin ich vorbei, schon geht die Petersburger Schlittenfahrt ab, und wie! Hunde und Kinder haben sichtlich ihren Spaß! 

Runde 9: Es wird bereits spürbar kälter, die Sonne verliert schnell an Höhe und geht schon Richtung Horizont. Meine Hände sind eisig.

Runde 10: Diese gehe ich flott an, wegen der Hände und da das Auto bereits im Schatten steht. Nicht, dass mir die Getränke einfrieren. Die Kälte nimmt nun schnell weiter zu. Ohne Sonne, brrh! Endlich, fertig, 10 anstrengende Runden sind fertig; die Uhr zeigt 5:57:57 Stunden. Mein kältester Marathon ist geschafft und ich bin um eine Erfahrung reicher. Als ich losfahre, zeigt das Thermometer bereits minus 8°! Allerdings ist das Scheibenwischwasser nun aufgetaut und mit Durchblick geht’s nach Hause.

21.02 Winterlauf-Cup

Urkunde und 200 g Medaille

Schinder-Alex richtet eigentlich im Sommer den Schinder-Trail Grauer Kopf über 66,7 km aus. Termin 2021: Am 10. Juli. Da ja aktuell keine Veranstaltungen durchgeführt werden dürfen, hat er besondere Ideen, um die Laufgemeinschaft in Bewegung zu halten. Eine davon ist die Herausforderung „Schinder-Trail Winterlauf-Cup“ über verschieden Distanzen. Ich habe mich zur härtesten Version „Virtueller Winterwolf“ mit Strecken über 25, 40, 55 und 67 Kilometer angemeldet. Die Leistungen müssen innerhalb von 6 Wochenenden vom 9.1 – 14.2. erbracht werden. Die 25 und 40 Kilometerstrecken fallen bei meinen Marathonläufen nebenbei ab. Nicht so die 55 Kilometer. Am 23.1. laufe ich bei Bernd Neumann den Rhedaer Forst Marathon. Er staunt nicht schlecht, als ich nach dem Marathon weiterlaufe. 13 Kilometer hänge ich an wobei ich dabei die weitere Umgebung erkunde. Nun weiß ich auch wo sich die Fleischfabrik von Tönnies befindet.

Es fehlen nur noch die 67 Kilometer. Die schiebe ich vor mir her. Am 6.2. möchte ich nach dem Emsquellenmarathon nur schnell nach Hause, da ein Wintereinbruch bevorsteht. Danach liegen überall 30 Zentimeter Schnee. Schlechte Bedingungen für einen Ultra. Alex ist einsichtig und gewährt eine Nachfrist von einer Woche. Bei Günter Liegmann steht der Hollage Berg Marathon an. Dort laufe ich nicht 7 sondern 8 Runden, macht 50 Kilometer. Danach bleibt noch Zeit für 3 Kilometer, bevor ich nach Hause zu einer Überraschung muss. Die Kinder schenken mir nachmittags zum Renteneintritt eine „Rentnerbank Finisher 2021“. Dann muss ich abends unbedingt noch einmal weiter, die fehlenden 14 Kilometer abspulen. Als ich später die Wertung im Sack habe und zurück bin, gibt’s eine weitere Überraschung. Die Kinder sind noch da und 10 Minuten später trifft die (auch für mich) Pizzalieferung ein. Danke! Diesen Winterwolf werde ich nicht vergessen!

Eco Trail de Paris 17.3.2018

Das Ziel

17.3.2018      Trappes – Paris      Eco-Trail Paris      80 km,  1.600 HöM             

3 – 1° Schneetreiben         sehr tiefes Geläuf!!!                                 

Mon Dieu, Junge, Junge

Bustranfer

8:58 Uhr treffe ich Ulrich und gemeinsam geht’s nach Gare Monteparnass. Wir treffen Marion, Jochen und Gerno, die auch den richtigen Zug suchen. Ab hier fährt die Regionalzug Linie N bis Saint Quentin en Yvelines. Hier umsteigen in den Bus, so die Ausschreibung Gar nicht so einfach. Der in der Ausschreibung genannte Zug 9:35 Uhr ist noch nicht da, dafür steht hier ein Anderer, Abfahrt 9:14 Uhr. Wir steigen ein. Wollen früh am Start sein. Dennoch sind wir nicht sicher, ob wir richtig sind. Irgendwann steigen alle Restgäste aus. Wir auch. Wir latschen hinterher und finden die Busse. Auch im Bus haben wir unseren Spaß, noch wissen wir nicht, was uns heute noch so alles erwartet. Wir sind bereits um 10:15 Uhr im Startbereich. Viel zu früh! Es sind noch 2 Stunden bis zum Start und das Wetter hält was es verspricht: 2° und Nieselregen. Birgit und Norbert Fender gesellen sich zu uns. Wir frieren. Bald sind wir 10 Deutsche im Zelt. Wir nennen es „Deutsches Haus“! 

Auf dem Weg zum Start sehe ich mir nochmals die Cut Off Zeiten an:

Bereiche + Versorgung         Km         Horraires / Zeitlimit
Ile de Loisirs SQY 0 12h30
Buc 22 15h45
Château St-Philippe 45 19h30
Chaville 55 21h30
Entrée Parc St-Cloud 63 23h00
St-Cloud 67 23h30
Paris 78 01h00
Cut Off
Die Strecke steht unter Wasser

Dann der Start. Erst über Wiesen, dann einfädeln auf der Laufstrecke am See entlang. Bald eine Stelle, wo der Weg unter Wasser steht und sich alles durch den kleinen Wald drängt. Noch haben alle Angst vor nassen Füßen. Das wird sich ändern!

Immer heftiger wird die Matsche durch ich laufen darf. In den tiefen Stellen sitzt immer ein Teufelchen tief unten im Modder und versucht meinen Schuh festzuhalten. Ich habe Glück, behalte meine Schuhe an, wenn auch manchmal nur knapp. Andere haben Pech und verlieren ihren Schuh an das Teufelchen, hüpfen einbeinig zurück und suchen ihren Schuh. Mon Dieu

Erster Verpflegungspunkt bei km 22, 2:46 Stunden sind vorbei, ich liege 44 Minuten vor dem Cut Off. Beruhigend. Dann wird es ernst. Das Schneetreiben wird heftiger und nun kommen die Steigungen und die Gefällpassagen. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Bergauf kriege ich die Krise, so schwer sind meine Beine, schon jetzt! Bergab kriege ich die 2. Krise, weil das so seifig und so steil ist, dass ich ständig befürchte zu stürzen. Ein Blick zur Uhr, 6 Stunden sind vorbei, ich bin fertig, die Beine wollen nicht mehr, der Kopf auch nicht. Mon Dieu!

Schwierige Bedingungen

Irgendwie bin ich nun Heiner Schütte dankbar, dass ich bei ihm beim Schloss-Marienburg-Marathon im Herbst das Matschetreten so fein üben konnte. Nach weiteren 4 Bergen kommt endlich bei km 45 der VP 2. Erst vorbei an einer Kirche, dann weiter bergauf zum Chateau. Der 2. Verpflegungspunkt. 6:40 Stunden zeigt die Uhr. Also noch 35 Minuten Luft zum Cut-Off. Ich bin so fertig! Etwas essen und trinken (meine Eisfinger suchen den Faltbecher, es gibt keine Einmalbecher) und schnell weiter! 12 Kilometer bis zum nächsten VP. 

Noch immer Schneetreiben. Dämmerung. Die Stirnlampe schraube ich mir an den Kopf. Ich schieße letzte Fotos, dann geht es durch den Schlossgarten hinein in den Wald. Im Licht meiner Stirnlampe kämpfe ich mich durch die Matschwege. Meist gehe ich, denn die tiefen Wasserstellen sind schlecht auszumachen. Umwege um diese tiefen Stellen bezahle ich mit Brombeerdornen an den Beinen und Geäst im Gesicht. Mon Dieu!

Etwas später, heftiges Gefälle. Irgendwie bleibe ich mit dem Schuh hängen und schlage bäuchlings in den Matsch, der Kopf nur 20 Zentimeter neben einem Baustamm. Das hätte auch schief gehen können. Weiter. Immer nur Modder. Die Kälte und die Anstrengungen ziehen mir die Kräfte aus den Beinen. 

Im folgenden Schlosswald ist es besonders schlimm. Immer mindesten 5 Zentimeter Matsch unterm Fuß. Klasse. Ich denke an die Ziel-Zeit, ich muss schneller werden. Und so laufe ich nun mit den nassen Füßen einfach weiter in der Mitte der Wege, immer mittendurch, egal was kommt, wie tief der Schlamm auch ist. Es folgen weitere Steigungen und dann ist der VP endlich erreicht. Der Punkt liegt läufer-gerecht auf einem Hügel, nur über tiefste Matsche erreichbar. Es ist eine halb-flüssige, zähe Brühe, die meine Knöchel umspielt. Ich mache zwei Fotos, drehe mich und schon ist das Gleichgewicht futsch. Ich liege mit der rechten Seite tief im Matsch. Mon Dieu!

Noch 1 km bis zum Verpflegungspunkt

Ein Blick zur Uhr. 8:50 Std., immerhin noch 25 Minuten vor dem Cut Off. Das hätte ich nicht erwartet. Die Kamera abspülen, die Handschuhe wegpacken, etwas trinken und Essen. Käse. Es (der Matsch) knirscht zwischen den Zähnen. Weiter! 

Wieder 12 Kilometer bis zum nächsten VP. Auf Asphalt durch einen Ort, wie herrlich kann ich hier laufen. Schon bald rechts ab in den Wald. Schlamm. Das Teufelchen zerrt weiter an meinen Schuhen und lässt sie nur mit heftigen Schmatzern frei. Wieder balanciere ich, wild mit den Armen rudernd, durch die Botanik. Irgendwann hoffe ich, dass ich am nächsten VP die Sollzeit überschreite und aus dem Rennen genommen werde. Ich kann nicht mehr. Auf der anderen Seite soll es heute mein 300. Marathon / Ultra werden. Genau jetzt laufen meine Lauffreunde Marion und Jochen Konradt zu mir auf und motivieren mich durchzuhalten. OK, ich hänge mich dran. Gemeinsam erreichen wir nach 11:07 Std. den letzten VP. 

Noch 3,8 km bis zum Turm

Noch 11 (oder 12?) Kilometer bis zum Ziel und dafür 1:35 Std. Zeit. Ist das mit sooo müden Beinen machbar? Wir versuchen es gemeinsam. Endlich geht es hinunter zur Seine. Noch 7 Kilometer. Der Wald liegt hinter uns, flache Uferwege vor uns. Immer wieder motivieren wir uns zu laufen. Kurze Gehpausen dürfen sein. Jochen gibt immer an, wie weit es noch ist. Mir geht es deutlich besser. Noch 5 Kilometer. Der unbeleuchtete Eiffelturm taucht in der Ferne auf. Das motiviert. Noch 3,8 Km. Der Turm ist nun beleuchtet. Noch 2 km. Wir kommen näher, noch einmal auf die andere Seineseite, laufen, weiterlaufen, noch 1 Kilometer. Brücke, zurück auf die richtige Seine-Seite. Wir können es schaffen. Blöde wäre, wenn wir eine Minute zu langsam wären, dann hätten wir 80 Kilometer quasi in den Sand (Matsch) gesetzt. Jochens Uhr ist längst im Ziel. Wir aber nicht!

Dann sind wir endlich am Turm, direkt vor uns ragt er 324 Meter in den trüben Himmel. Noch nicht freuen. Das Ziel ist oben. 

Die Helferin lässt uns bei rot über die Straße. Danke! Wird es noch reichen? Bauzaun. Mist! Der Eiffelturm ist Baustelle, wir hetzen noch um den halben Turm herum. Der Einweiser zeigt uns den Treppen-Aufgang zum Turm. Jetzt haben wir es doch geschafft, oder? Noch fast 8 Minuten. Gut, dass ich vorher nicht wusste, dass die erste Plattform mit dem Ziel rund 60 Meter hoch liegt. Es sind also noch rund 340 Treppenstufen bis zum Ziel. Mon Dieu!

Wir sind nicht alleine, jetzt haben sich viele Finisher verbündet und kraxeln die Stufen artig in einer Polonaise hinauf. Wir frieren, denn der eisige Wind pfeift durch den Turm. Endlich, die allerletzte Stufe, die Plattform, links herum auf dem roten Teppich zum Ziel, zu den Zeitmessmatten. Die Uhr zeigt 00:57 Uhr an. Wir sind etwa 2,5 Minuten vor Ziel-Schluss da. 12:42 Minuten und einige Sekunden waren wir unterwegs durch Matsch und Schlamm. Wir haben uns gequält, wir haben es gewollt, das Finish auf dem Turm. Und, ja, wir haben es geschafft. Freude pur. 

Schnell die Medaille und das Finisher-Shirt abholen, und raus aus dem Eiswind. Wir genießen die „Talfahrt“ per Aufzug. Verabschiedung, Tschüss, äh Bonne Nuit!

Jochen und Marion mit Medaille
Diese Schuhe haben fertig

2.198 am Start, 1.711 Läufer im Ziel, 487 DNF!!! (22,2 % DNF)

1.601. Uwe Laig      12:42:23    26. Veteranen 3 (>60 Jahre) (32 im Ziel, 24 DNF!)

Alles zur Veranstaltung: https://www.ecotrailparis.com