
Preußisch Oldendorf – Steinhagen 63 km 1.365 Hm 13° sonnig
Um 7 Uhr ist Treffen an der Friedrichshöhe in Steinhagen. Mehrere PKW transportieren die Läufer nach Preußisch Oldendorf zum dortigen Schwimmbad (Höhe 85 NN). Dieses ist geschlossen, ein Schild weist auf das Ende des Badebetriebes am 7.9. hin. Punkt 8 Uhr gibt Ute Karklis nach einem kurzen Briefing den Start frei. 18 Unerschrockene machen sich auf die Socken. Schon nach etwa einem Kilometer sorgt Ute dafür, dass sich das Teilnehmerfeld ordentlich auseinanderzieht. Es gilt querwaldein über ein Rodungsgebiet zu gelangen. Bäume liegen quer, Äste im Weg und wer versucht, es zu umlaufen, stellt schnell fest, dass Brombeerranken sich auch nicht kampflos geschlagen geben.

Endlich endet das weglose Stück und es ist ein Waldweg erkennbar. Mit Markierung! Die ersten 100 Höhenmeter sind geschafft. Bald sehe ich, dass wir diesen Bereich auch hätten umlaufen können. Wie meint Ute ganz trocken: „Als ich den Weg letztes Jahr erkundet habe, lagen dort keine Bäume!“ Nun geht es nach der ersten Höhe hinab nach Börninghausen (85 NN), dort beginnt der zweite Anstieg des Tages! Die Sonne setzt sich nun immer mehr durch, es macht Spaß!

Wir folgen dem Track, immer weiter bergauf, bis ein Turm sichtbar wird. Der Nonnenstein (273 NN). Zur Namensfindung gibt es eine Geschichte.

Die Sage: Laut einer Sage verdankt der Nonnenstein seinen Namen einem schönen Burgfräulein namens Hildburga: Sie war die Tochter des Ritters, dessen Burg auf dem Berg stand. Zum Missfallen ihres Vaters war das Fräulein in den armen Ritter vom Limberg verliebt, und so veranstaltete der Vater ein Turnier: Der Ritter, der gewinne, dürfe um ihre Hand anhalten. Und so kam es, dass sich am Ende des Turniers der Vater und der Ritter vom Limberg gegenüberstanden. Sie prallten mit ihren Pferden und Lanzen so stark aufeinander, dass sie sich gegenseitig aufspießten und starben.
Hildburga versprach nach diesem Drama, Nonne zu werden, und machte aus der Burg ihres Vaters ein Kloster. Nach ihrem Tod regierten die Nonnen dort so kaltherzig und erbarmungslos, dass die ansässigen, verarmten Bauern die Burg stürmten und bis auf einen einzigen Turm und den Grundstein zerstörten. Daher der Name „Nonnenstein“. Im Volksmund hat sich der Name des Berges irgendwann auch auf den Aussichtsturm übertragen.

Der Turm wurde 1897 errichtet und 1968 auf 14 Meter Höhe aufgestockt. Martina, Katja, Lars, Uli, Friedrich und Marco erklimmen die Aussichtsplattform. Ob sie tatsächlich bis zum Hermannsdenkmal schauen konnten, verraten sie nicht.

Der herrliche Ausblick, den wir beim Bergablaufen genießen, reicht bis zum Teutoburger Wald, den wir in etwa 40 Kilometern in Borgholzhausen erreichen werden.
In Rödinghausen haben wir das Wiehengebirge verlassen und auch der Hund verlässt uns hier. Hans gibt seinen Leihhund beim Besitzer ab und bald sind wir in einer Achtergruppe unterwegs. Es ist nun weitgehend flach, Wiesen- und Waldwege wechseln sich mit Straßen ab.

Auf dem Weg durch das Kilverbachtal kommen wir vorbei an „Höpkers Eiche“, die hier schon seit über 250 Jahren steht. Die Strecke verlässt immer wieder die direkte Route, und führt, immer wieder abbiegend, über schöne Wege. Mühlen und Mühlenteiche sind Zeugen der Versorgung der Bevölkerung im Mittelalter.


Bei Bruchmühlen werden die Bahn, die Else und bald die A30 überquert. Ein Unfallort (totaler Blechschaden) wird gerade geräumt und die „Bruchmühlen“ werden abgeschleppt.
Und schon sind wir wieder im Wald unterwegs. 7 Gestalten oder 7 Zwerge! Mir kommt das Zwergenlied von Otto in den Sinn.

Hey Zwerge, hey Zwerge, go, go,go!
An einigen Stellen weichen die Streckenmarkierungen vom Track ab, aber immer wieder kommen die Varianten zusammen. Ute hat einige Male die Strecke „umgelegt“! So auch kurz vor Riemsloh. Den Verpflegungspunkt bei km 22,8 erreichen wir dann aber gemeinsam und die Schlacht am hervorragenden kalten Buffet beginnt. Carina, danke für die perfekte Betreuung!

Nach der Pause geht es weiter über Schiplage zum Schloss Königsbrück. Das sehenswerte Schloss ist von einem doppelten Wassergraben umgeben, was aber nicht hilft, wenn das Schlosstor nicht verschlossen ist!

Der Sage nach soll der Sachsenherzog Wittekind 783 seine Männer vor der Schlacht an der Hase gegen Karl den Großen an der Brücke über die Warmenau gesammelt und von hier aus befehligt haben. Dies ist heute schwer nachzuweisen, sicher ist nur, dass die Sachsen die Schlacht verloren haben.
Lars versucht, uns zu einem Besuch im Schloss zu überreden, wir lehnen ab, denn wir müssen weiter dem Sachsenweg folgen! Immer wieder grüßen uns die Kirchtürme kleinerer Gemeinden, so auch die von Theenhausen und Barnhausen zwischen denen sich bei km 38,5 das Wasserschloss Haus Brinke befindet.

Ein endloser Wiesenpfad! Was jedoch lockt, sind die plötzlich recht nahen Berge. Der Teutoburger Wald ist nicht mehr weit entfernt. Über einen Umweg erreichen wir dann endlich bei km 42,2 Borgholzhausen. Marathon ist geschafft, nur noch 20 Kilometer.

Hier endet der Sachsenweg. Ute hat die Fortsetzung nun über den Hermannsweg geplant. Ich muss die Zwergentruppe ziehen lassen, da ich dringend ein Blasenpflaster an die rechte Ferse heften muss. Das dauert! Lange! Nun bin ich alleine unterwegs! Wo geht es weiter? Ich starte Komoot und folge den Ansagen hinauf Richtung Burg Ravensberg.

Kurz vor der Burg zweigt der Track links ab. Ich folge dem Weg und lasse ich die Burg rechts liegen, denn vielleicht erreiche ich meine Einheit noch!? Bald führt der Weg (ein Pendelstück) zum Haus von Benedikt, wo sich der zweite VP bei km 47,7 in der Garage befindet. Ich treffe noch Uli und Stephan aber meine Truppe nicht. Als ich mich nach einer Stärkung wieder auf den Weg mache, kommen mir bald meine Mitläufer entgegen. Sie haben noch den Umweg zur Burg Ravensberg gemacht, das alte Gemäuer bestaunt und die Aussicht genossen.

Weiter geht es nun über gut markierte und oft breite Forstwege. Störend ist der teilweise grobe Schotter. Augen auf und Füße hoch! Ein Blick zurück, von meinen Zwergen ist noch immer nichts zu sehen; ob ich es vor ihnen ins Ziel schaffen kann?! Diese moderate Steigung ist der Aufgalopp für zwei Kracher, die nun folgen werden. Bei Km 50,7 über die Straße und hinein in einen Anstieg, der mich 2 Kilometer lang beschäftigen wird. Immer wenn ich meine, ich sei oben, sehe ich eine Fortsetzung. Alter Schwede! Die Beine brennen, ich will nicht mehr! Ein Wanderer kommt mir entgegen und muntert mich auf: „Gleich geschafft!“ Dann endlich oben. Eggeberg (312 NN) heißt der Kamerad! Schön ist: Wer hoch steigt, kann weit gucken!

Wiehengebirge, von dort kommen wir!

ein Vorort von Steinhagen!?
Während ich bereits bergab laufe, befinden sich die anderen noch im Anstieg. Mit Stöcken ist man deutlich im Vorteil!

Ging es zwei Kilometer bergauf, so folgen nun zwei Kilometer bergab bis Halle, zur Unterführung – und wieder bergauf! „Kaffeemühle 600 Meter“, besagt das Schild. Ich überlege, dort kurz einzukehren. Als ich die „Kaffeemühle“ nach mühsamer Steigung erreiche, ist mir klar: Nix Kaffee und nix Kuchen, nur Aussicht!

Den Namen „Kaffeemühle“ haben Haller Bürger vermutlich aus zwei Beweggründen zum Rufnamen des Pavillons erwählt. Zum einen ist die Form des Gebäudes unverkennbar einer kleinen Kaffeemühle ähnlich, zum anderen war das Gärtnerhaus eine Zeit lang Schankstube des Sonntagskaffees der Haller Bürger. Von hier aus können 34 Kirchtürme unterschieden werden, wobei die Türme von Münster und Hamm die entferntesten sind. Auch die fern gelegenen Berge von Kassel sind bei guten Bedingungen zu sehen.
Nochmals ein Abstieg und dann gönnt uns Ute eine letzte Quälerei. Zuvor lege ich eine kurze Pause ein, denn meine Garmin warnt vor schwachem Akku und verlangt nach der Powerbank. Vorbei an Haus Ascheloh führt nun der endlose Anstieg immer weiter hinauf auf den Hengeberg, auf Höhe 306 Meter, wo sich eine Schutzhütte befindet. Alter Falter! 59,5 Kilometer zeigt meine Uhr. Von meiner Zwergengruppe noch immer keine Spur.

Es ist etwa 17:50 Uhr, die Sonne macht sich auf den Weg zum Untergang, ich mache mich auf die letzten 3 Streckenkilometer. Nun fast ausschließlich bergab. Als ich auf den Wanderweg „Bergweltenweg“ treffe, kenne ich den Rest der Strecke. 600 Meter vor dem Ziel überhole ich Frank, der hier wandernd unterwegs ist. Der Rest ist der Wiesenweg zum Ziel Friedrichshöhe. Geschafft! 63 Kilometer und 1.365 Höhenmeter zeigt Garmin an, was von meinen Beinen vollumfänglich bestätigt wird. Nach und nach treffen dann auch die anderen Zwerge ein und ein besonderer Ultra geht zu Ende. Als Belohnung erhält jeder Finisher eine besondere Medaille.

Fazit: Eine abwechslungsreiche Strecke, deren Herausforderungen auf den ersten 7 und insbesondere auf den letzten 20 Kilometern liegen. Oder, wenn der Marathon voll ist, fängt dieser Ultra so richtig an!