Eine große Runde über 51,5 km und 1.400 HM im Sauerland; ein Angebot von Frank Albrecht
Information
Lengerich Ultratrail
Zweimal 23 Km mit je 475 HM auf Uwes Trainingsstrecken (Wege, Pfade, Trails) in/um Lengerich und Tecklenburg
Ein Lauf mit einigen Highlights (2 x 23 km)
Ausgangspunkt ist am Fuß des 60 Meter hohen Gempt-Schornsteins mit Wasserbehälter. Hiermit sind Start + Ziel weithin sichtbar. Zum Rathausplatz durch den Römer, um die Evangelische Stadtkirche.
Vorbei am Jones Garden zum Canyon, einem aufgelassenen Steinbruchsee. Dessen Wasser ist bei Sonnenschein türkis blau.
Am Stubberg lädt eine Bank zu einer Pause mit Aussicht ein. Es folgt eine Passage durch die Königsteiche und vorbei am Wasserschloss „Haus Marck“.
Wald- und Feldwege führen zum ehemaligen Bahnhof von Tecklenburg.
Hier steil rechts hinauf, wenig später befinden wir uns auf den Hexenpfad. In vielen Schleifen und auf und ab um den Berg in nordwestlicher Richtung.
Das Rolandsgrab ist einen kurzen Abstecher wert. Bald wieder hinab zum Waldrand, nur um dann in den heftigen Anstieg zum Heidentempel zu gehen. Bei den Felsen ist es sinnvoll, auch die Hände im Aufstieg zu benutzen.
Oben auf dem Kamm des Teutoburger Waldes rechts haltend dem Hermannsweg in südöstliche Richtung folgen. Vorbei am Bismarkturm zum Parkplatz Münsterlandblick, wo bei guter Sicht der Blick bis Münster reicht.
Weiter gehts durch die Innenstadt von Tecklenburg. Nach dem 2. Torbogen, der Legge, sofort rechts über Treppen hinab. Weiter auf dem Sträßchen bergab, bis bei Hausnummer 24 rechts ein schmaler Weg zum Kurpark abbiegt. Bald über 100 Treppenstufen zur Steinstraße hinauf; weiter hinauf und scharf links abbiegen auf einen Pfad, der als Fliederweg Tecklenburg nördlich umrundet.
Vorbei an der Feuerwehr, die Straße überqueren und dem Wanderweg treppauf folgen. Feldrand, Pfade neben der Straße, der Hermannsweg führt vorbei an einem Haus mit nordischen Göttern und einem Hermannsdenkmal im Maßstab 1:10 im Garten.
Ein kleiner Umweg über Wiesenwege führt dann zur Hermannsbrücke, die in luftiger Höhe von etwa 30 Metern über die A1 führt. Hinauf zum Lusthäuschen, von dem nur noch die Fundamente zu sehen sind.
Nun absteigend und über Wiesen- und Waldwege zum Gut Stapenhorst. Hinauf zum Kammweg (Hermannsweg), links halten. Es folgt eine Schutzhütte mit Aussicht auf Lengerich und das Münsterland. Das Ziel, der Gemptturm, ist bereits klar zu erkennen. Der Jakobsweg wir tangiert.
Weiter über einen Wanderparkplatz und eine Straße durch den Wald zu einem Steinbruch. Nun rechts hinab und wieder rechts hinein in den Wald. Hinab zum alten jüdischen Friedhof von Lengerich.
Wenig später verlassen wir den Wald. Noch etwa 1 Km durch Lengerich zum Turm. Die Hauptstraße bitte an der Fußgängerampel überqueren. Der Turm ist von hier bereits zu sehen.
Streckenbeschaffenheit: Landschaftslauf! Es sind hier viele kleinere Wege, Pfade und Trails verbunden. Zeitweise auch Asphaltpassagen und ein Abschnitt durch die Altstadt von Tecklenburg. Immer mit dem Ziel: Schnell wieder weg vom Teer! Im Winter und nach Regenfällen können einige Stellen matschig und glatt sein. Wanderwege, die uns ein Stück begleiten: Canyon-Blick, Hexenpfad, Südhangweg, Hermannsweg, A1, A2, Tecklenburger Bergpfad, Herkensteine, Gießkannenweg, Canyon-Tour.
Nr. 500 Steinbruch-Ultramarathon
Frei nach Mao: Der lange Marsch!
Ute Karklis lädt ein zum 2. Steinbruch-Marathon. Im November! Bei der Streckenkontrolle stellt sie fest, dass der Weg am Rand des Steinbruchs glitschig ist und schräg hängend verläuft. Mit Pech rutscht man den halben, steilen Wald hinab. Ute reagiert und legt die Strecke um, sicher ist sicher. Am Vortag informiert sie alle Teilnehmer und liefert gleich den angepassten Track mit. Nun laufen wir den geplanten Rückweg auch als Hinweg.
Am Sonntag treffen sich nur 6 Unentwegte am Startort Wanderparkplatz. Es gab leider einige Abmeldungen. 8:00 Uhr. Nun geht es los. Wir sechs Starter verabreden, die erste Runde gemeinsam zu laufen, um die Strecke kennenzulernen. Die erste Sensation ist ein Auto, das komplett demoliert im Wald neben der Strecke liegt. Da war wohl jemand zu schnell in dieser Kurve. Der Wagen ist leer, es ist auch wohl bereits ein Abschleppdienst informiert.
Es nieselt leicht aus tiefhängenden Nebelwolken. Der Weg ist ein beständiges Auf und Ab. Am Anstieg beobachtet uns ein Rindvieh auf der Weide argwöhnisch, hält aber Abstand. Hinein in den Wald. Ute hat die Strecke mit rund 100 Flatterbändern gekennzeichnet. Auch ohne Track ist ein Verlaufen undenkbar.
Die Strecke ist teilweise sehr matschig. Entsprechend vorsichtig wird gelaufen. Bergauf ist es steil, bergab ist rutschig; mir ist bald klar, dass das heute ein ganz langer Lauf wird, zeitlich gesehen! Wir marschieren die nächste Steigung hinauf und auch die Wege zwischen den Wiesen sind derart matschig, dass es auch mit Trailschuhen eine Kunst ist, sich nicht flachzulegen. Immer wieder schlittert einer von uns auf einem Bein durch den cremigen Dreck. Mannomann!
Zurück auf der Straße kann ich endlich einmal wieder unbeschwert laufen. Aber auch nur 400 Meter. Dann rechts ab, vorbei an der Schranke und wieder hinauf. Der Leberblümchenweg ist neu. Statt die Straße (wie im Vorjahr) zu laufen, nehmen wir diese sehr schöne Umleitung. Die paar Höhenmetern extra können uns nun auch nicht mehr erschüttern! Zurück am Parkplatz zeigt die Uhr für die erste Runde 11,75 Kilometer und 340 Höhenmeter bei einem Zeitverbrauch von gut 2 Stunden. Alter Schwede!
Da wir nun jeder für sich laufen werden, übergibt mir Gerd die Urkunde zum 500. Marathon und mehr, natürlich vorbehaltlich, dass ich diesen Lauf auch finishe. Einige Fotos, die Gerd dann heute Abend an die Redaktion des 100MC senden wird.
Zweite Runde. Ich laufe die Straße hinab, dann rechts und ab dem bald beginnenden Feldweg ist wieder marschieren angesagt. Überhaupt, dass ist heute ein ganz langer Marsch. Mehr marschieren als laufen! Mir kommt „Der Lange Marsch“ von Mao in den Sinn. Dieser Marsch ist der zentrale Heldenmythos der Kommunistischen Partei Chinas. Am bekanntesten ist der Lange Marsch von 1934/1935 der Armeegruppe der KP Chinas, die in 370 Tagen 12.500 Kilometer zurücklegte . Mao Zedong gelang es während dieses Marsches seine Macht in der Partei zu festigen. Für viele der 90.000 Soldaten waren die täglichen 34 Kilometer zu viel, nur 10% erreichten ihr Ziel. (Quelle: Wikipedia).
Nun gut, wir laufen heute einmalig etwa 47 Kilometer, da sollte es nicht zu vielen Ausfällen kommen. Wir sind noch auf dem Hinweg in Runde 2, da kommt uns ein schneller Läufer bereits entgegen. Er informiert uns über Probleme im Knie und dass er nach der dritten Runde aufhören wird. Schade, doch ein Ausfall. Allerdings wird Christian es überleben! Nach Ende der Runde zeigt die Uhr bereits 4:06 Stunden. Das kann ja heiter werden! Schnell überschlage ich, wann es dunkel wird; bis 17 Uhr sollten wir es dann doch schaffen!
Dritte Runde. Irgendwelche Spaßvögel haben die Flatterbänder entfernt und zum Teil neu (falsch) aufgehängt. Ute tippt auf Hundehalter. Egal, inzwischen kennen wir die Strecke. Ende der dritten Runde (6:14 h) sind sind vier der fünf Verbliebenen wieder zusammen am Parkplatz / der Verpflegung. Und Gerd tobt auch schon heran! Wer hätte das gedacht? Wir warten und verabreden, diesen Lauf gemeinsam zu beenden. Ich wusste gar nicht, dass Lars so langsam laufen kann!
Dann hat Ute die glorreiche Idee, dieses Mal die Runde am Steinbruch entlang zu wählen. Sie ist gleich lang, nur etwa 40 Höhenmeter schwerer. Wir stimmen ab. Gerd ist einstimmig dagegen, als er von zusätzlichen Steigungen hört. Wir anderen machen uns auf die Socken zum Steinbruch. Immerhin heißt der Lauf ja auch so! Wir marschieren nun noch länger. Noch höher hinaus.
Der schmale Weg ist gar nicht so matschig wie befürchtet, das liegt vermutlich daran, dass sich hier niemand entlang traut. Eher ein Pfad für Vierbeiner wie Rehe oder Wildschweine.
Wieder zurück auf der heutigen Originalstrecke treffen wir Gerd wieder. „Kölle Alaaf!“ hallt es durch den Wald. Auf dem Weg zum Ziel sammeln wir die verbliebenen Flatterbänder ein. Das dauert, da Ute es mit Doppelknoten doch etwas zu gut gemeint hat. Da braucht man lange Fingernägel! Dann hat auch dieses Lauf-Abenteuer ein Ende.
Gemeinsam in 8:26:36 h (5 erste Plätze!) im Ziel. 47 Kilometer und 1.463 Höhenmeter zeigt Garmin an! Echt krass! Nun habe ich den 500. Marathon gefinisht. Meine Gratulanten erhalten einen (oder zwei) Schluck Sekt und der geschenkte Kuchen (Martina, lecker!) wird auch verputzt, nachdem ich die Wunderkerzen entfernt habe. An dieser Stelle: Herzlichen Dank den heutigen Mitläufern aber auch allen Gratulanten, die sich später auf anderen Wegen gemeldet haben!!! Und danke an Ute für diese „leichte“ Strecke zum Jubiläum! PS: Gerd lief heute seinen 850.!
11.11. Kölle Alaaf!
Ein Marathon zum Start der Karnevals-Session 2021
Gerd hat mich informiert, dass er in Köln starten wird. Ein besonderer Lauf, also bin ich mit dabei. Gerd fährt! Dann habe ich die Chance später ein Kölsch zu genießen. Bereits um 9:40 Uhr sind wir vor Ort. Nach der Kontrolle (2G) erhalten wir unsere Startnummern. Es sind nur 50 Teilnehmer zugelassen.
Bis 11:11 Uhr ist noch Zeit. Wir schauen uns die Umkleiden, den Startort und die ersten 500 Meter der Strecke an.
Die Teilnehmer treffen ein. Viele sind verkleidet. Alle sind gut drauf. Ich treffe hier einige Bekannte wieder, die ich lange nicht gesehen habe, Jürgen aus Duisburg, Rainer aus Münster und viele andere.
Dann wird es Zeit und pünktlich um 11:11 Uhr: „Kölle Alaaf“ erfolgt der Start. Erst eine Wendepunktstrecke von 1215 Metern dann geht es auf die Strecke von 2.732 Metern, die 15 Mal zu durchlaufen ist.
Es ist neblig und kalt. Der Nebel zieht hoch und in Runde 2 kann ich ein paar Bilder vom See machen. In Runde drei kommt so langsam die Sonne durch.
Gerd ist heute gut drauf und läuft richtig gut und fix. Bei Kilometer 7 kommt meine Schätzung auf eine Zeit von 5:05 Stunden. Bei Km 10 sogar 5:00 Stunden. Kilometer 14,1 passieren wir bei 1:40:00 Stunden! Gerd setzt sich das Ziel, bis Halbmarathon so weiter zu machen. Ab Km 19 werden wir etwas langsamer, doch bei Halbmarathon zeigt die Uhr gute 2:28:49 Stunden.
Gerd reicht es nun und schickt mich weg. Ok, ich laufe weiter und mache nun Fotos vom See in der Sonne. Bei Kilometer 30 sehe ich, dass es noch unter 5 Stunden gehen wird. Meine Beine sind gut, ich lasse sie laufen. Bald überhole ich Gerd. Am Start und Ziel gibt es den Knipser, der mir (und allen anderen) nach jeder Runde ein Loch in die Startnummer knipst. Noch drei Runden sagt er mir. 8,2 Kilometer. Ok, es läuft, (es ist mein 7. Marathon in 11 Tagen) ich überhole nun noch einige wandernde Kollegen. Angetrieben durch das Kölsch, dass ich die letzten Runden genieße, laufe ich in für mich guter Zeit von 4:55 Stunden ins Ziel.
Entspannt kann ich duschen, denn Gerd kommt erst etwas später in, für ihn sehr guten, 5:37 Stunden ins Ziel. Es ist eine schöne kleine Veranstaltung, mit guter Versorgung und sehr netten Helfern! Und, 15 Runden sind irgendwann auch absolviert.
6.11. Sollingquerbeet
Statt Sollingquerung nun Sollingquerbeet
Auf Grund der Corona-Krise wird auf die traditionelle Busfahrt verzichtet und ein Lauf mit Start und Ziel in Dassel angeboten. Die Strecke soll etwa 50 km lang sein und etwa gleich schwer sein wie der alte Lauf. 100 Teilnehmer sind zugelassen.
Nach einer Nacht im Gästehaus mit einem (für mich) überdimensionierten Frühstücksangebot checke ich (2G) ein und erhalte meine Startnummer 145. Etwa die Hälfte aller Teilnehmer kenne ich, eine große Lauffamilie. Noch einige Gespräche, dann ist es soweit. Kurzes Briefing durch Arién Walgers und pünktlich um 8 Uhr erfolgt der Start.
Raus aus Dassel, einen Feldweg hoch, ein letztes Haus und ich tauche in den Solling ein. Erst zwei Kilometer gelaufen und schon viertletzter! Nun gut, also möglichst dranbleiben und den anderen folgen. Der Pfeil zeigt leicht nach rechts, vor mir biegt alles in diesen matschigen Weg ein und ich folge artig. Es ist kein Weg sondern eine Spur von Fahrzeugen die Bäume gefällt oder abtransportiert haben. Nicht zu laufen.
Überall tiefe Pfützen und reichlich Äste, die einfach liegen gelassen wurden. Es ist abenteuerlich. Nach etwa 400 Metern endet diese Schikane. Auf dem breiten Querweg halten sich alle links auch ohne dass hier ein Pfeil zu sehen ist. Bergauf erscheint auch mir richtig.
800 Meter später: Großes Rätselraten! Die Strecke gabelt sich. Aus beiden Wegen kommen die Läufer zurück. Keinerlei Pfeile, wir sind falsch. Was ist richtig? Hinten auf der Startnummer ist eine Notfall-Handynummer genannt: Es meldet sich, die Mailbox! Klasse. Diskussion. Dem linken Weg weiter folgen? Oder zurück? Das Handy! Arién meldet sich. Wir sind falsch. Zurück zum letzten Pfeil, dort hätten wir nicht abbiegen sollen.
Das heißt, auch wieder durch diesen wilden Weg zurück. Sylvia ist auch mit dabei, sie hadert mit sich und dem Verlaufen. Endlich zurück auf der richtigen Strecke. Sylvia, Frank und ich sind nun am Ende des Feldes. Rund 30 Minuten haben wir hier nutzlos verdaddelt. Es geht bergauf, wir laufen und gehen und sehen bald niemanden mehr. Der nächste Pfeil zeigt nach rechts. Wir laufen nach rechts. Am nächsten Abzweig wieder keine Markierung. Frank meint: „Neben dem Pfeil auf dem Karton am Busch gab es auch noch einen Kreidepfeil am Boden, der wies nach links!“ Scheibe! Wieder falsch! Sylvia mault: „Um 17 Uhr ist es dunkel, ich sehe nachts nicht gut und eine Lampe habe ich auch nicht dabei!“ Wir drehen nicht um, denn der Weg macht nun einen großen Bogen nach links. Wir laufen weiter, kommen nach einem Kilometer auf die richtige Strecke. Puh! Hier wartet bereits ein Helfer mit PKW und einem Kasten Fruchtsäfte auf uns. Unsere Rettung!
Nun haben wir bereits mehr als vier Extrakilometer auf der Uhr. Mindestens! Ich nehme es sportlich positiv, nun haben wir später so einiges zu erzählen und vier Kilomater mehr machen uns Ultras nicht wirklich viel aus. Ich rechne unser Zeit hoch. Wenn wir uns nicht nochmals verlaufen, sind wir spätesten um 16:30 Uhr im Ziel. Das beruhigt Sylvia (etwas). Frank passt nun höllisch auf die roten Pfeile am Boden auf. Endlich erreichen wir den ersten VP, der bei etwa Km 8 stehen sollte. Strava sagt, dass ich bereits 13,7 Km gelaufen habe. Erst einmal stärken. Wenig später Startnummernkontrolle, ja wir sind die letzten; ein Kollege ist umgeknickt und musste aufgeben, wie wir hören.
Gerade haben wir uns an die schönen, breite Forstwege gewöhnt, da müssen wir rechts ab in den matschigen Weg. Dieser führt landschaftlich überaus reizvoll durch ein Moorgebiet. Überall Wasser und Tümpel – auch auf der Strecke. Wieder kommen wir nur langsam voran, schlagen uns rechts und links durch die Büsche. Alter Schwede!
Danach geht es bergab, immer leicht bergab, sehr schön zu laufen. Nur rollen lassen, 3 Kilometer lang. Fester Schotter, keine Matsche. Unten tauchen die ersten Häuser von Sievershausen auf. Scharf rechts ab zum 2. VP. Wie bei allen VPs: Herzlicher Empfang, gute Stimmung, super Verpflegung!
Wieder bergauf. Der Wagen vom DRK, der uns immer auf den Fersen ist, kann hier nicht hoch. Wir haben unsere Ruhe. Der mobile Streckenposten weist uns einmal mehr den Weg. Richtig, in die Matsche. Wieder hüpfen wir von rechts nach links und nutzen auch den Wald neben der Strecke, kommen kaum vorwärts.
An einem Waldweg stehen Wanderwegschilder, wir laufen Richtung Lakenteich. Auf schmalen Pfaden umrunden wir anschließend diesen versteckten See, um kurz danach auf die ursprüngliche Strecke Richtung Dassel zu gelangen. Neue Hochrechnung: 16 Uhr müssten wir schaffen können.
Hier befindet sich eine Stelle, wo sich früher eine Glashütte befunden hat. Dieses Bodendenkmal zeigt eine Waldglashütte. Im Mittelalter wurde Glas hier hergestellt, wobei sich die Glashütte im Wald befand, also direkt am benötigten Rohstoff. Wenn der Wald gerodet war, zogen die Glasmacher weiter. Da es nicht nur einen Glasmacher im Solling gab, ist verständlich, dass es hier im 13 und 16 Jahrhundert eine Waldknappheit gab. Wenn man hier heute durch den tiefen Wald läuft, kaum vorstellbar. Dass sich die jahrhundertealten Erfahrungen der Glasherstellung bis heute in der Region gehalten haben, zeigt zum Beispiel das Werk Sollingglas in Derental am Solling.
Diese lange Steigung kenne ich noch, sie wird bald unterbrochen vom 3. VP. Hier erwarten uns auch die Helfer vom DRK bereits. Lange können wir uns nicht aufhalten, denn Frank ist bereits wieder auf der Piste. Die nächsten Kilometer immer bergauf, dann ein Umweg und noch weiter bergauf. Aber irgendwann beginnt das Gefälle doch und wir rennen am Aussichtsturm vorbei Richtung Tal.
Kurz vor Neuhaus am Solling ist der schöne Trail gesperrt, vermutlich ist die Brücke marode. Es folgt ein ordentlicher Umweg. Ein Läufer kommt uns etwas verzweifelt entgegen, er hat die Runde absolviert und irgendwie den Ausgang nicht gefunden. Wir schaffen es problemlos, da mir die Streckenführung noch gut in Erinnerung ist. Eine feine Steigung im Wald, vorbei an der Jugendherberge zum nächsten VP.
Es gibt alles und noch viel mehr, ein halber Becher Sekt und ein Stück Kuchen zum Abschluss und weiter Richtung Hochmoor Mecklenbruch. Herrlich führt die Strecke über den Bohlenweg vorbei an Tümpeln und einem Vogelbeobachtungsturm.
Als wir die Planken verlassen und auf den Forstweg einbiegen, wartet bereits das DRK auf uns, um wieder die Verfolgung aufzunehmen. Die nächsten 6 Kilometer sind etwas eintönig, immer rechts der Berg, links das Tal. Bogen für Bogen laufen wir so. Irgendwann taucht vor uns ein Läufer auf. Wir nehmen Witterung auf! Ja, wir holen ihn ein und geben die rote Laterne sowie die DRK Betreuung gerne weiter. Es folgen die bekannten Sprüche, die uns Läufer aufheitern sollen.
Endlich kommen wir zum letzten VP. Eine ehemalige Mitläuferin versorgt uns. Frank A. ist auch da und genießt in Ruhe ein Bier. Eine gute Idee.
Wir müssen weiter, denn Frank D. ist bereits wieder entschwunden. Nun sind wir eine Viererbande mit zwei Franks. Wir überholen einen weiteren Läufer. Vorbei an der Himmelsleiter.
Es folgt eine neue Streckenführung. Gefühlt ein Umweg. Am Stadion werden wir dann von einer Girls-Gruppe mit Tamtam begrüßt. Noch 200 Meter im Stadion und wir sind im Ziel. Ein Blick zur Uhr zeigt: 8:12 Stunden, 57,5 Kilometer und 1.040 Höhenmeter. 16 Uhr haben wir dann doch nicht geschafft. Dafür gab es zu viele „Zugaben“. Deutlich mehr Sollingquerbeet als uns versprochen wurde! Die gemeisterte Streckenlänge lag sehr individuell zwischen 54 und 58,5 Kilometern!
23.10. 1. Hönnetal Ultra
Bereits im April 2021 hatte Frank die Idee zu diesem Lauf. Er legt die Strecke fest und ich kümmere mich um Anmeldung und Ergebnisse bei Race Result sowie der Meldung beim 100MC und bei der DUV. Einen gemeinsam möglichen Termin fanden wir erst im Herbst am 23.10.
Für heute habe ich mich verabredet mit Ute, Martina und Natascha zum gemeinsamen Lauf. Ute und Martina müssen leider kurzfristig wegen Erkältung und Sturz passen, so wird aus dem Quartett ein Duo. Dank Navy finde ich den Flecken Volkringhausen, einen Ort an der Hönne mit 498 Einwohnern und einem Bahnhof. Um 8:20 Uhr gibt Frank einige Hinweise zur Strecke und zur Markierung mit blauen Punkten. Aber ohne Track sollte man es besser nicht versuchen. Dann geht es endlich los.
Die schmalen Pfade verlaufen zunächst parallel zu den Gleisen und auch nahe am Hönne-Bach, das Laub ist herbstlich gefärbt, die Sonne versteckt sich noch hinter den sieben Bergen. Es macht Spaß hier zu laufen. Schon sind Natascha und ich die Letzten. Abzweig, wir folgen rechts dem Wanderweg, da der blaue Punkt leicht nach rechts weist. Die anderen hielten sich links und kämpfen – wir hören ärgerliche Stimmen – sich (erfolglos) durch umgestürzte Bäume. Bei uns liegt nur ein Baum quer. Die anderen drehen genervt um und folgen uns. Ja, wir sind nun ganz vorne! Natürlich nicht lange, dann sind die anderen wieder vorbei. Allerdings bleibt Zeit, mit Ulli und Gerno über deren Lauf in der Vorwoche in Litauen zu quatschen. Die Feldhofhöhle wird passiert.
Nun geht es lange bergauf. Ohne Ende! Alter Schwede! Die Sonne kommt durch. Irgendwie verpassen wir dann einen Abzweig und bleiben auf dem Forstweg. Komoot meldet, die Route wird angepasst! Also sind wir falsch. Komoot zeigt auch, dass wir wenig später wieder auf die Strecke kommen. Also weiter. Rechts im Wald knackt und knirscht es. Wildschweine? Nein, nun brechen unsere Lauf-Kollegen rechts aus dem Wald, sie haben die erste Trail-Passage genossen. Unser Weg war nicht kürzer aber wohl deutlich leichter! Wir sind wieder vorne mit dabei. Letztmals für heute! „Balve Wald“ auf 546 Meter NN, der höchste Punkt der Strecke ist erreicht.
Ab hier sind wir wieder auf Trails unterwegs, es macht Spaß hier zu laufen, immer wieder fordern Matschstellen höchste Konzentration. Vorgestern war Sturm. Wir sehen die Auswirkungen. Auf den Trails liegen viele Bäume kreuz und quer mit frischen, hellen Abbruchspuren. Krabbeln statt laufen! Die Umwege sind abenteuerlich! Es geht über den Osterberg (501 m) auf einen kilometerlangen Singletrail. In einer Fichte hängen Weihnachtskugeln! Stimmt, in zwei Monaten ist es soweit!
Km 11, ein Blick ins Tal, es könnten Deilinghofen und Hemer sein. Aber nun rechts ab und weiter auf Waldwegen, Wanderwegen, Trails. Die Sonne zeigt sich immer wieder mal und bringt die Farben des Laubs zum Leuchten.
Natascha und ich sind begeistert, hier mit dabei zu sein. Ab Brockhausen geht es über Nebenstraßen nach Riemke. Km 21, der erste VP nahe Menden ist erreicht. Frank erwartet uns mit allem was wir brauchen und was wir zuvor abgegeben haben. Die Sonne scheint, mein Rücken wird warm, herrlich! Nach einigen Tipps zur Streckenführung laufen wir weiter und Frank baut den VP ab. Über die Hönne und hier bergauf! Nach einem kurzen – 100 Meter – falschem Weg finden wir uns zurecht.
Bald kommen wir zum Hexenteich an dem wir für Fotos viel Zeit verlieren. Ich möchte ein Foto mit Sonne. Das dauert! Nach einer Runde um den Teich: Wir überholen eine Frau, die ein Pferd führt. 1,5 Kilometer später sehen wir sie wieder! Unser Weg (Trail) war ein reiner Umweg! (Frank, wir merken das!). Es gibt hier Orte, kleine Nester, zum Beispiel Oberoesbern, vermutlich auch so ein besonderer Name des Sauerlandes, woll?
Frank gab uns am Start eine Karte mit den sauerländischen Fachbegriffen wie betuppen, Nuckelpinne, Mauken, Schlawanzuch oder Pimpernellen. Wir verlassen die Höhe und und machen uns ohne Spirenskes und Fisemantenten mit Schmackes auf den Wech ins Tal nach Niederoesbern.
Bald sind wir wieder im Wald unterwegs zum Europaplatz und weiter auf einem Wilddiebpfad durch die Matsche zur Dicken Berta, einer mehr als 500jährigen Eiche mit einem Umfang von 5,74 Metern. Natascha hat es sofort nachgemessen!
Durch den Luerwald zum Bieberbach, kurz nach Lürbke über den Bach und zum 2. VP. Der gut bestückte Anhänger steht neben der Bushaltestelle. 34 Km sind geschafft. Auf einem Höhenzug können wir weit schauen und ich entdecke einen Aussichtsturm auf einem Berg, etwa 3 Kilometer entfernt.
Alter Schwede! Natascha will es nicht glauben, dass wir dorthin müssen. Sie fragt einen Waldbesitzer. Seine klare Aussage: „Andere Aussichtstürme gibt’s hier weit und breit nicht“, bestätigen meine Vermutung. Ok, hinab nach Asbeck und sofort wieder hinauf Richtung Eisborn. Steil hinauf auf den Ebberg zum Turm. Schon einmal hier, will ich auch hinauf. Es sind nur 13 Meter und 4 Etagen. Schnell bin ich oben. Natascha kommt nicht nach. Ob sie den Einstieg nicht findet? Nein, sie ist nicht schwindelfrei und hat zunächst gezögert, sich aber dann doch überwunden.
Die Aussicht ist prächtig und eins meiner Fotos wird nachher auf der Urkunde zu finden sein. Ob alle Kollegen auch hier oben waren? Nun durch Eisborn, „Zur Mailinde“ heißt die Straße. Linden sehe ich keine, nur zwei mächtige Buchen mit einem Kreuz dazwischen. Hunderte von Kranichen ziehen in Formationen hoch über uns laut schnatternd dahin. Beeindruckend! Irgendwie finden wir den Einstieg in einen schmalen Pfad nicht. Und irren umher. Ein Hausbesitzer stürmt hinter uns her: „Seid ihr auch heute Früh in Volkringhausen gestartet? Dann müsst ihr da hinter der Halle in den Pfad abbiegen! Dort sind die anderen auch lang gelaufen!“ Wir bejahen und bedanken uns ganz herzlich bei dem Mann. Glück gehabt! Also wäre doch das „Frauenlinks“ richtig gewesen. Mein Fehler! Der Rest ist schnell erzählt: Weiter auf Straßen und breiten Wegen, noch schnell an den Windrädern vorbei und bald hinab nach Vorlkringhausen.
Im Ziel hält Frank Getränke, eine Käse-Lauch-Suppe und Bratwürstchen bereit. Danke Frank! Wir sind spät dran, die anderen sind teilweise bereits auf der Heimfahrt oder machen sich nun bereit. Es bleibt das Fazit: Eine wunderschöne Strecke, mit vielen Trailpassagen und vielen Aussichtspunkten. Die gesammelten Höhenmeter summierten sich auf 1.308 und nicht wie angegeben auf 1.100. Die Länge der Strecke beträgt etwas mehr als 46 Kilometer. Natascha und ich sind uns, wie alle anderen, einig, dieser Lauf muss wiederholt werden. Vielleicht sehe ich dann auch die örtliche Gewandgruppe, die den schnellen Läufern eine Geschichte erzählte.
Brocken-Challenge 2017
Teil 1 Anmeldung – Teil 2 Die Zeit vor dem Lauf – Teil 3 Der Tag vor dem Lauf – Teil 4 Der Lauf
Teil 1 – Anmeldung
Die Idee, den Brocken im Winter von Göttingen aus laufend an einem Tag zu erreichen, entstand im Jahr 2001, als Markus Ohlef und sein Begleiter auf dem Fahrrad, Thomas Sivander, sich im Februar auf den Weg machten und den Gipfel des höchsten Berges Norddeutschlands (1142m) nach 10,5 Stunden und 81km erschöpft, aber glücklich erreichten.
Dieser Lauf sollte zum «Event» werden und so wurde er im Februar 2004 zum ersten Mal offiziell durchgeführt. Die Teilnahme sollte nicht nur eine Verwirklichung im sportlichen Sinne sein, sondern gleichzeitig einem guten Zweckdienen. Sämtliche Start- und Spendengelder flossen damals in voller Höhe in ein Projekt in Nepal.
Am 4.11.2016 melde ich mich an. Mein Wunsch Startnummer 60 (meine neue Altersklasse 2017) und Ergänzung „Der Hexer“ (denn es geht ja auf den Berg der Hexen). Nun muss ich mich bis zum 1.12. gedulden. Im letzten Jahr erhielt ich eine Absage. Diesmal nicht, ich bin dabei:
Lieber Uwe Laig,
Du wirst bei der Brocken-Challenge 2017 mit Deiner Wunschstartnummer 60 und dem Zusatz „Der Hexer“ starten !!!
Bitte überweise innerhalb einer Woche 148 €.
Bei Nichtantreten wird der Teilnahmebeitrag unabhängig vom Grund nicht erstattet und fließt ohne jeglichen Abzug in die Gesamtspende ein. Eine Übertragung auf das Folgejahr ist nicht möglich.
Der „Hexer“ überweist das Startgeld am nächsten Tag und findet sich bald in der Liste der bekloppten Brocken-Läufer wieder. Ich bekomme Zweifel. Mir ist schlecht, meine Gedanken gehen zum Wetter: Was mache ich bei minus 15° und Schneesturm auf dem Brocken? Warum habe ich mich da nur angemeldet? Ein Wüstenabenteuer wäre schöner, weil wärmer! Aber nun muss ich da durch.
Teil 2 – Die Zeit vor dem Lauf
14.01.2017 – Veranstalter Info
Auch wenn es noch 1 Mond hin ist:
Nächste Woche wird dieser Kram (Strecken-km 4, Göttinger Wald, 370m NN) schon mal nicht abtauen. – Sehr anstrengend! – Lange nicht dagewesen! – Ihr dürft langsam Respekt entwickeln.
Bangemachen gilt nicht! Es gilt, ich muss die Cut-Off-Zeiten an den Kontrollstellen unterbieten und den Brocken erklimmen. Dann ist mein Transport bestens geregelt. Wenn nicht? Wie heißt der Film vom Ende des 2. Weltkriegs und von einer Flucht aus einem Strafgefangenenlager in Sibirien noch?: „So weit die Füße tragen“! Der Film ist emotional und geht übrigens letztendlich gut aus. Ich kaufe mir Spikes und Yaktrax denn sicher ist sicher!
01.02.2017 – Veranstalter Info
T-10
Der Countdown kann beginnen!
Race Month!
Angesichts des nach dem bevorstehenden kurzen Frühlings-Intermezzo (das den Schneepackungen im Harz nichts Wesentliches anhaben können dürfte) sich nach derzeitigem Stand über die Rennwoche aufbauenden neuen Kälte-Hochs, dessen Kälte-Maximum derzeit für Sa 11.02. vorhergesagt wird, hier noch einmal ein paar Hinweise, die sich vor allem an die BC-ErstteilnehmerInnen („Novizen“) richten, die mehr als die Hälfte des Starterfeldes ausmachen werden:
Klimatisch lässt sich die BC-Strecke grob vereinfachend in 3 Abschnitte gliedern:
1. Der „Anlauf“ vom Start bis zum Harzrand hinter VP4 Barbis bei km45, mit Höhenlagen von 150 bis 350m.
2. Der mittlere Harz von Barbis bis hinter Oderbrück, Höhenlagen im wesentlichen 500 – 750m, km45 bis km75
3. Der Gipfelbereich am Brocken ab km 75, oberhalb 900m
Auch wenn i.d.R. am Gipfel die tiefsten Temperaturen und die stärksten Winde herrschen, ist man diesen Verhältnissen nur relativ kurz (ca. 1 Stunde) ausgesetzt (ok, auch in einer Stunde kann man erfrieren …). Ganz anders ist das bei den mehrstündigen Passagen durch die ersten beiden Abschnitte, die wegen phasenweiser Wind-Exponiertheit (besonders in Abschnitt 1) keinesfalls unterschätzt werden dürfen! Überdenkt Eure Ausrüstung in Ruhe, und nehmt im Zweifelsfall mehr mit!
Verfolgt bitte besonders in den letzten beiden Tagen vor dem Lauf die Wetter-Prognosen und insbesondere die Windverhältnisse (Stärke, Richtung). Dazu haben wir auf der Startseite für jeden Bereich eine einigermaßen repräsentative Wetterstation mit einer 4-Tage-Prognose sowie einen WindChill-Rechner verlinkt.
Für die Verhältnisse am Start gibt es keine geeignete Station, da wir uns auf den ersten 5km in 350-400m Höhe bewegen und sich die Göttinger Angaben auf unter 200m Höhe beziehen.
Für Abschnitt 2 und 3 findet Ihr auch die real gemessenen Schneehöhen.
Nach derzeitigem Stand (aktuelle Schneelage und angekündigte Niederschläge) darf man/frau davon ausgehen, in Abschnitt 1 mehrfach durch eine „Übergangszone“ „schneefrei – vereist – Schnee“ und umgekehrt zu kommen. Schneeketten/Spikes/Stöcke werden damit voraussichtlich nicht unbedingt überflüssig sein. Abschnitt 2 und 3 dürften schneebedeckt sein.
All dies ohne Gewähr. Wie das Wetter wird und wie die Streckenverhältnisse sein werden, wissen wir erst beim Briefing. Jetzt wäre aber ggf. noch Zeit, ausrüstungsmäßig nach- oder aufzurüsten.
06.02.2017 – Veranstalter Info
T-5 (also noch 4mal schlafen)
Race Week!
Jetzt gibt es nur noch eins: Kein Zurück mehr & cool bleiben bzw. werden.
Den Kälte-Peak haben wir auf Donnerstag vorverlegt, den Wind biegen wir pünktlich zum Samstag weg von Nordost. Soll ja auch ein bißchen Spaß machen, das Ganze.
Trotzdem wird es wohl nicht besonders matschig, ab heute Abend bis zum Start herrscht auf der gesamten Strecke Dauerfrost! Also eher Matsch- und Eiskrusten auf der ersten Streckenhälfte und dann Schnee, Schnee, Schnee.
Aktuelle Infos erhaltet Ihr wie immer am Donnerstag abend nach der Rückkehr der Markierungsteams nochmal hier und dann natürlich beim Briefing.
Da wir nach wie vor sehr viele Leute auf der Startliste haben: Haltet bitte unbedingt die Gepäckbegrenzung für die Gipfel-Klamotten von 30l ein (das ist ein etwas größerer Tagesrucksack!). Und sucht dafür schon mal Eure Ersatzkluft raus, denn das normale warme Zeug braucht Ihr ja noch am Freitag Abend in GÖ (ich schreib das nur, weil zunehmend die Jahrgänge meiner Kinder im Teilnehmerfeld auftauchen, und da sind solche Weckrufe manchmal durchaus angebracht und letztlich hilfreich).
Und nehmt bitte selbst etwas zu Trinken mit auf die Strecke, damit Ihr nicht gleich die ersten Stationen leersauft. Klar, einen Trinkbecher habt Ihr auch dabei, dieses Jahr gibt es keine mehr von uns an den Stationen!
Die Wegfindung bzw. Verlaufen (über harmlose Zusatzschleifen hinaus) war in den letzten Jahren nie ein Thema. Auf der sicheren Seite seid Ihr, wenn Ihr Euch den Track auf Euer GPS-Gerät ladet. Dies ist die kürzeste denkbare Strecke, ob es Abweichungen davon geben muss, erfahrt Ihr beim Briefing.
Und denkt dran: Diese Woche bei den Tempo-Einheiten nur noch Renntempo, nicht mehr Maximaltempo üben!
Das wird!
P.S.:
Ihr habt jetzt schon 2mal ein- und aus- und umgepackt?
Und wisst nicht mehr, was Ihr bis Freitag noch Sinnvolles tun könnt?
Habt Angst, dass Ihr das nicht schafft?
Und lernt:
„Verlier nie die Gewalt, die Herrschaft über dich, deinen Geist und deinen Körper!“
–—- ich beobachte nun täglich die Wetterprognosen ——
3.2.17: Brockenwetterprognose für den 11.2.: minus 8 bis minus 10°. Aktuelle Schneehöhe 97 Zentimeter.
4.2.17: Grandios!
4.2.17: wetter.com verspricht minus 19°. Ach du Schei….! Ob der Lauf dann stattfinden wird? Aber warten wir noch ab, es sind noch 7 Tage, da kann sich viel (zum Besseren?) ändern.
8.2. Veranstalter – Info
Es wird gerade angerichtet …
3 Teams sind heute auf allen Streckenabschnitten unterwegs. Heute abend wird es hier eine Lagebeschreibung geben. Und dann natürlich intravenös beim Briefing.
So viel – ohne die Pferde scheu zu machen – schon vorweg:
Die BC2017 wird sich wohl „etwas“ anders gestalten als in den Jahren 2014 bis 2016.
Update 14h:
Der Chef ist ja nicht gerade für Übertreibungen bekannt. Ich erinnere mich noch, als ich nach der BC2009 völlig fertig ins Ziel fiel und er mich mit den Worten tröstete:
„Ja, das waren heute mittlere Bedingungen.“
„Fuckin‘ hard. So wie wir’s brauchen!!!“
Im Harz sieht es so aus, dass selbst Eingeborene von „Hölle“ reden und der VP Jagdkopf nicht wie üblich und auch nicht tatsächlich mit Jeep angefahren werden kann. Am VP Lausebuche gibt es 2 (!) geräumte Parkplätze (also 0,0 Platz für Begleiter!!). Dazwischen Schnee, Schnee, Schnee. Und dahinter auch.
09.02.2017 – Veranstalter Info
Update 19h:
Ok, die Veranstaltung dürfte dieses Jahr ihren Namen zu Recht tragen.
Hier ein paar Fotos des Streckenabschnitts zwischen Barbis (42) und Lausebuche (63) von Markierer Philipp, der Euch am Samstag am VP Oderbrück wieder psychologisch aufrichtet („Du siehst noch gut aus“)
Dahinter geht es nicht viel leichter weiter. Die Teams empfehlen trotz der Schneelage die kürzeste 80km-Route, weil die „leichtere“, etwas längere Forststraße total vereist ist. Alle Details dazu erhaltet Ihr live morgen ausführlich, dies hier ist nur zur Einstimmung.
Bis morgen! Kommt gut an!
Teil 3 – Der Tag vor dem Lauf
10.2.2017 Anreise
Schuhtest. Erst einmal fahre ich bis in den Harz. Gegen 13:30 Uhr bin ich (mit dem Auto) oben im Harz auf Höhe 800 Meter am Parkplatz Oderbrück. Hier liegt genug Schnee, um die Spikes und die Yaktrax zu testen. Ich schnalle rechts das eine, links das andere unter (habe schnell Eisfinger!) und renne bei minus 6 Grad in meiner Jeans mal 200 Meter. Gutes Gefühl, nix rutscht. Ich werde die Yaktrax nutzen. Und die Spikes für eisglatte Passagen auch einpacken. Ist das kalt hier! Aktuelles Brockenwetter: minus 8°, Unwetterwarnung: Sturmböen mit 85 km/h!
Danach (Heizung volle Pulle) mit dem Auto zum Hotel, danach zur Uni. Dort erfolgt die „Verbindliche Lagebesprechung“. In der Ausschreibung heißt es:
Im Hörsaal des Hochschulsport-Institutes findet eine verbindliche Lagebesprechung (18.00-19.30) statt, bei der noch offene Fragen bzgl. der Durchführung geklärt werden können.
Programmpunkte sind:
- Ausgabe der Startunterlagen (16.30 – 18.00)
- Abgabe der Wechselkleidung für den Brockengipfel (16.30 – 18.00)
Bitte sortiert diese Sachen schon vorher zusammen, damit dieser Punkt einigermaßen zügig abgewickelt werden kann ! Es werden Plastiksäcke ausgegeben, in die Ihr am besten Eure vorgepackten Rucksäcke (Ihr müsst die Klamotten abends wieder runter tragen!) einfach reinsteckt.
Achtung:
Volumen auf max. 30 Liter begrenzen! Der Gepäcktransport auf den Brocken stellt einen logistischen Flaschenhals dar und wir sind da am Limit!
Berücksichtigt bei der Auswahl der Klamotten die ca. 1,5 h Nach(t)wanderung vom Gipfel nach Schierke! - ausführliche Erläuterung des Streckenverlaufs (18.00 – 19.30) und der aktuellen Bedingungen unterwegs durch staatl. gepr. BC-Experten
- Dieses Treffen eignet sich auch, um individuelle Probleme zu klären und ggf. Gruppen mit harmonierenden Interessen zu bilden (vgl. Rücktransport, FAQ)
Meine Startnummer ist wie bestellt. Den Kleiderbeutel (Rucksack) werde ich schnell los.
18: Uhr: Briefing. Vieles kenne ich bereits aus den Unterlagen, der Homepage und aus den letzten News. Dennoch, hier wird mit Herzblut gearbeitet. Das macht Laune. Es gibt Musik und viele Interessante Details. Auch die vielen Fotos der Strecke mit Sprüchen rund um das Ultra-Laufen. Toll! Ich mache Fotos und werde diese in meinen Bericht einbauen. Die Spendenempfänger werden genannt. Es wird eine sehr winterliche BC! Der BC-Spirit, hier wird er gelebt.
19:25 Uhr, zurück zum Hotel. Zeit für ein Abendessen. Tja, da bleibt dann nur ein Chiliburger mit Pommes bei MC. Passt ja auch etwas zu BC, oder? Kohlehydrate vor einem Ultra? Das wird mächtig überschätzt, hoffe ich. Lauf-Rucksack packen, Frühstück vorbereiten. Wecker auf 4:15 Uhr stellen. 21:45 Uhr: Gute Nacht!
Teil 4. – Der Lauf
Der Hexer im Anflug auf den Brocken
Wettkampftag. Kleines Frühstück auf dem Zimmer. 5:15 Uhr Abfahrt, 5:30 Uhr am Start. Parkplätze sind knapp, ich finde einen Platz im Wald. Treffpunkt „Alter Tanzboden“. Hier herrscht entspannte Spannung. Ich will Fotos machen und merke, dass die Batterie im Hotelzimmer weiter aufgeladen wird. Mist! OK, denke ich, dann bin ich schneller ohne die Stopps und vielleicht laufe ich die BC später noch einmal mit Kamera!!??
Ich finde meine Leute. Ulrich zieht gerade seine Yaktrax an. „Alles vereist im Wald schon kurz nach dem Start!“ Na gut, dann will ich die Dinger auch mal anlegen, obwohl ich seinen Worten nicht glaube. Andere haben auch die Ketten unter den Sohlen, na, dann ist es vielleicht doch richtig.
Auf der Homepage des BC sind die Streckenabschnitte detailliert beschrieben. Das Höhenprofil zeigt, dass es erst ab Kilometer 30 so richtig ernst wird.
5:55 Uhr, wir gehen zum Start. Ich quatsche mit Helfern von den Johannitern. Sie können sich 80 km zum Brocken gar nicht vorstellen Ich erzähle, dass 500 laufen wollten, aber nur rund 200 dürfen, Verlosung. Später werden sie am VP Rhumequelle (km 31, Limit 4:30 h) stehen. Ich verabrede mich für 9:45 Uhr mit ihnen.
Nach einigen Worten vom Organisator geht es los. Mit den traditionellen Worten „Brocken-Challenge, here weg go!“ werden wir auf die Strecke geschickt. Rund 200 Stirnlampen setzen sich in Bewegung, ich bin mit dabei! Nach 3 Monaten Vorbereitung gilt es. Bewegend, Gänsehaut pur! Fackeln weisen uns den Weg durch den dunklen Wald. Irrlichter im Forst, ich hechte hinterher.
An Tagen wie diesen – 11.02.2017
Ich wart’ seit Wochen auf diesen Tag
Und tanz’ vor Freude über den Asphalt
Als wär’s ein Rhythmus, als gäb’s ein Lied
Das mich immer weiter durch die Straßen zieht
…. …
Das Abenteuer hat begonnen. Wie lange habe ich darauf hin gefiebert! Mehr als ein Jahr! Nach nur 300 Metern kommt die erste Eisplatte. Meine Yaktrax halten, rutschen nicht, super! Andere schlittern schon bedenklich. Und es wird immer winterlicher, viel Eis und Schnee, Ich laufe sicher einfach drüber weg. Werner Hülsmeier aus Ibbenbüren taucht neben mir auf. Er läuft heute seine 6. BC und wie ich in der M60. „Uwe, Der Hexer“?? meint er zu mir. Ich erkläre: „In der Walpurgisnacht fliegen die Hexen zum Brocken; und heute fliegt der Hexer hinauf!“ Wir lachen. Ich bin gar nicht gut drauf, es läuft schwer. Oder geht es bergauf? Im Dunkeln nicht auszumachen. Dann wird es leichter. Aha! Ende der Steigung. Die Serpentine hinab nach Mackenrode ist total vereist. Der Hexer auf Yaktrax lässt laufen. Wenig später lege ich die Yaktrax ab, kein Eis mehr die nächsten Kilometer. Erste Verpflegung, kurze Pause. Leise tritt die Dämmerung ein. Ganz leise! Ein Lied kommt mir in den Sinn. Von Unheilig, das passt doch zum Hexer, oder?
Dem Himmel so nah
Die Täler liegen im Nebel
Die Sonne geht langsam auf
Sterne vergehen am Himmel
Ich steig‘ den Berg hinauf
Die Welt strahlt vor Glück
Heut an diesem schönen Tag
Ich geh dem Horizont entgegen
Und stell mir vor du bist da
Ich werd‘ an dich denken wenn ich am Gipfel bin
Ich werd‘ den Himmel anlächeln auf meinem Weg dorthin
Gänsehaut! Die Steigung nach der Verpflegung gehe ich gemeinsam mit Tanja aus Neuenkirchen hinauf, wir kennen uns, sind schon häufiger gemeinsam gelaufen. Wo? Keine Ahnung. Aber ihr nettes Gesicht bleibt in Erinnerung. Sie will es heute versuchen, hatte noch vor 2 Wochen eine Grippe. „Alles Gute“! (Sie wird es in 13:13 Std. schaffen). Bald bin ich wieder alleine unterwegs. Oben auf der Höhe pfeift der eisige Wind über kahle Flächen und Felder. Vorbei an einer Gaststätte „Seulinger Warte“ und weiter durch den Wind. Das ist total spaßbefreit. Es ist diesig, etwa 2° minus. Meine rechte Wange friert ein. Ich laufe auch die kleinen Steigungen, will raus aus dem Wind.
Hinab ins Tal, der Wind lässt nach. Vorbei am Seeburger See, da ist er wieder der Scheiß-Wind. Rollshausen. 2. Verpflegung, ein Tee, ein Saft, ein Keks und weiter geht’s.
Ende Rollshausen, wieder Wind. Stopp, Rucksack ab, Melkfettdose auf und druff damit auf die Gesichtshaut. 3 Millimeter dicke Schicht! Das wärmt, etwas. Meine neue Sturmhaube möchte ich noch schonen, für den Berg.
Dann wieder eine Bergpassage. Im Wald weht kein Wind. Tillyeiche, hier mache Tilly mit seinem Heer in 1623 Rast. Ulrich taucht auf. Wir rennen und quatschen. Nach der Kapelle von Rüdersheim (oben auf einem Hügel) wieder Wind von vorne.
Endlich hinab und weiter nach Rhumspringe zur Quelle der Rhume. Erst Radweg, dann Ort und endlich der Teich mit dem Verpflegungspunkt. Die Kollegen von den Johannitern sind auch da.
Es ist 9:43 Uhr (3:43 Std.), der Hexer ist nur wenig zu früh dran! Erste Zwischenzeit, die ich mit Vorjahresleistungen vergleichen kann. Ich hole meinen Spick-Zettel heraus. Es läuft! Meine geplante Zielzeit von 12:45 Stunden scheint machbar! Nach einem Tee und einer Brühe schlurfe ich weiter.
Die Sage von der Rhumequelle
Ruma war die Tochter des Zwergenkönigs und wurde von ihrem Vater in einem unterirdischen Verlies gefangen gehalten. Der Vater war wütend, weil sich seine Tochter mit Romar, einem verfeindeten Riesen, vermählt hatte. Aber damit nicht genug: In seiner unendlichen Wut tötete der Zwergenkönig auch noch das Kind des ungeliebten Paares. Doch Ruma, Tochter einer Wassernixe, konnte aus ihrem Verlies fliehen, indem sie sich in eine Quelle verwandelte und sich so einen Weg durch die Felsen bahnen konnte. Man sagt, daß sich das Wasser der Rhumequelle auch heute noch von Zeit zu Zeit vom Blut des ermordeten Kindes rot färbt.
Es geht nun lange bergan. Wir gehen, marschieren. So richtig toll ist das hier nicht. Oben geht es links ab und schon lockt die erste Eisplatte. Ein Läufer hält an, montiert seine Yaktrax. Ulrich läuft weiter, er hatte seine Spikes noch immer unter den Schuhen.
Ich versuche, mit kalten Fingern die Dinger an die Füße zu kriegen. 1. Versuch, falsch herum, Mist. Wieder abbauen. 2. Versuch, irgendwas klemmt. Ich kriege die Krise! 3. Versuch, endlich. 2. Schuh. Das klappt nun schon (etwas) besser. Puh! Werner, Karl und Conny schauen mir zu, grüßen und laufen weiter. Ohne Spikes. Ha! Wenig später lange, breite Eiswege. Conny und Karl schlittern vorsichtig, Werner schlägt sich durch die Büsche, und Uwe, der Hexer, läuft fix mitten übers Eis, grüßt kurz und hängt sie ab. Ulrich ist weit voraus.
Auf der Höhe pfeift wieder der Wind. Es ist ca. 0° kalt, gefühlt deutlich frischer. Ich laufe, will raus aus der Kälte. Vorbei an Ulrich, er will nur eins, finishen, meint er zu mir. Ich auch, möchte aber einen guten Zeitpuffer rauslaufen für die Entsafter-Passagen. Also weiter. Es kommt eine Ortschaft, kein Ortsschild, Barbis? Ich hoffe es! 10 Minuten laufe ich durch den Ort, Nebenstraßen, auf dem Bürgersteig, dann links ab. Dort ist die Verpflegung. 42,5 km. Halbzeit. 5:20 Stunden, na das geht doch! Einige Läufer treffen Familienangehörige, quatschen, ziehen sich um oder füllen ihre Vorräte auf. Ich lasse die Finger von Brat- und Heißwurst, fülle meine Fläschchen auf und laufe weiter, als Ulrich gerade eintrifft. Ich muss in Bewegung bleiben, mein Tempo laufen. Darf nicht auskühlen. Nun gilt’s!
Sofort geht es steil bergauf. Laufen unmöglich. Durchlass. Oben rechts ab, weiter hinauf. Es folgen Eisglatte Wege. Ich bin ganz allein, ganz weit vor mir ist ein einsamer Läufer, nach mir nix zu sehen. Alle machen wohl eine lange Pause am Marathon-VP. Ich laufe, was zu laufen ist. Vieles ist nur schlurfend machbar. Egal.
Dann: Wegsperrung wegen Baumfällarbeiten. Egal, der Hexer folgt dem BC-Schild und ignoriert die Sperre. 50 Meter unterhalb wird gesägt. Der Baum fällt in die andere Richtung. Nach 1 Kilometer erreiche ich die Sperre auf der anderen Seite. Dort hängt ein Transparent 50 cm x 200 cm und weist auf die Sperrung und die gesetzlichen Grundlagen hin. Uwe, der Waldschrat läuft weiter.
Weiter, immer weiter durch den Wald, der Wind wird ersetzt durch Steigung. Ca. 2% Steigung, stetig, kilometerlang. Schnee!
Abenteuer, hier findet man zu sich selbst. Alles ist egal, nur Schritt, Schritt, Schritt. Immer weiter. Das Zeitgefühl hat sich verabschiedet, sind es 6 oder 7 oder 8 Stunden? Es ist mir egal, nur eins zählt, WEITER!! Immer weiter!
Pinkelpause. Der Urin ist sehr gelb, ich befürchte Dehydrierung. Hole die Reserveflasche Wasser aus dem Rucksack. 0,25 l Wasser Eiswasser kippe ich rein.
Über einen Höhenrücken und hinab in ein anderes Tal. Über eine Brücke und nun immer neben einem Bach entlang, der sich durch den winterlichen Wald windet. Die Schneehöhe steigt. Der Gripp lässt nach. Das Laufen fällt schwerer. Gehen ist angesagt. Zeit für meine Butterbrote mit Käse und extra Salz. Runterspülen mit Saft aus meinen Fläschchen. Nach 425 Höhenmetern erreiche ich den Jagdkopf. Tee, Saft und Brühe, 2 Kekse und weiter.
Die nächste Passage erscheint der Beschreibung nach einfacher. Weit gefehlt. Der Weg durch den Schnee ist nun brüchig, holprig und löchrig. Goblins oder Waldgeister haben den Weg sabotiert. Ich muss jeden Schritt berechnen. Hüpfen, springen. Sind die Wege parallel zu Loipen, dann ist es halbwegs belaufbar. Dann links hinauf. Tiefschnee. Nur eine 30 Zentimeter breite Spur. Hier helfen mir auch die Yaktrx nix. Immer wieder rutsche ich im pulvrigen Schnee oder erzeuge neue Löcher. Trotz der vielen Vorläufer ist es, als wenn nur 5 Leute hier heute gewesen sind. Umgestürzte Bäume werden überstiegen oder umlaufen. Meine Schuhe sind weiß, werden nass. Ich schwitze, fluche und stapfe weiter. Nur meine Zehen rechts, werden kalt, fühlen sich etwas tot an.
Mein lieber Schwan. Schwere Wegstrecke, Löcher im Schnee halten mich zurück und doch auf trab! Das Motto des Laufes (von Goethe) kommt mir in den Kopf:
Von der Gewalt, die alle Menschen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.
Tiefschnee, ich könnte heulen, komme kaum vorwärts. Kobolde haben im Tiefschnee Löcher eingearbeitet, in die ich ab und an versinke. Knöchelbruch!? Mein Rücken hat ordentlich zu tun. Oft muss ich Stürze vermeiden, springe hin und her. Ich verzweifle fast, aber mein Laufkollege, sicherlich 20 Jahre jünger als ich, kommt noch schlechter vorwärts. Das motiviert schon wieder! Meine Zehen werden kalt, die Schuhe sind nass.
Etwas später bekomme ich Fußschmerzen links unter dem Fuß. Ob es von den Yaktrax kommt? Ich ignoriere es.
Endlich komme ich wieder auf eine Loipe. Hier auf dem gepressten Schnee in der Mitte zwischen den Spuren lässt es sich fein tapern. Was ist das? Nach 1 Km wieder links ab in den Tiefschnee. Ich fasse es nicht. Was soll das? Nun ahne ich, warum es heißt: „Entsafter, Teil 2“. Wieder liegen Bäume im Schnee auf meinem Weg. Hier steht ein Posten: „Noch 500 Meter bis zum VP!“ Das lässt hoffen. Lausebuche, ein Grenzbaum aus dem Mittelalter, so nennt sich der VP direkt an der Bundesstraße. Es wird gegrillt. Ich bleibe bei Bewährtem. Ein kurzer Blick zu Uhr 14:41 Uhr. Der Hexer ist sehr gut in der Zeit. Kein Gedanke mehr an die Cut-Off Zeiten, nur noch ein Gedanke: Ich will da hoch, der Hexer muss zum Brocken. Noch 4 Std. bis zur angestrebten Zeit. Und noch 18 Kilometer.
Hinüber über die Bundesstraße und hinauf, der Loipe folgen. Wanderwegschild. Königskrug rechts ab 5,4 km. Der Weg ist eine Spur im Tiefschnee, ganz ähnlich wie vor 10 Minuten. Junge, Junge!
Der Wegweiser zeigt auch geradeaus, Königskrug 6,8 km. Ich entscheide mich für die längere Variante. Für die ca. 7 Kilometer und 200 Höhenmeter brauche ich eine gute Stunde. Obwohl, dass sehe ich erst später auf meiner Uhr. Hier im Schnee habe ich das Zeitgefühl verloren. Es wird gerodelt, Langläufer komme mir mit Tempo entgegen. Einige grüßen, nicken anerkennend, sie wissen was wir leisten. Wieder überhole ich langsamere Läufer/Geher. Einige haben fertig. Wenn ich gehe, dann so fix wie möglich. Endlich kommt die B4. Hinüber und wieder Verpflegung. Königskrug. Vorletzter VP. Nur noch etwa 12 Kilometer. Yes i can.
Hoher Schnee links und rechts. Wieder tapere ich den Berg hinauf. Einige Wanderer machen keinen Platz, saublöde Menschen, Sturköpfe. Ich hoppel ganz nach außen, noch außen neben die Loipe. Kinder rodeln auf mich zu, ich springe zur Seite.
Rechts außen, oberhalb vom Knie macht mir eine Sehne Probleme. Schmerzt, aber es ist nichts Ernstes, einfach nur ein Zeichen der Überlastung. Viel Schnee, viel Berg, viel Anstrengung. Oben, wieder laufen, ich nehme mir vor weiter alles zu laufen was geht. Auch wenn es nun weh tut. Hinab nach Oderbrück. Zwei Langläufer wollen mich vorlaufen lassen. „Wir stehen zum ersten Mal auf den Brettern“, meint der Mann. Ich lasse sie vorfahren. Und sehe mir das Drama an. Sie bremsen sich langsam hinab. Zu langsam, ich laufe vorbei. Wenig später muss ich mal an den Baum. Die Langläufer rutschen vorbei. Ich laufe hinter her. Die Frau bremst und stürzt. Der Hexer hilft ihr auf, so viel Zeit muss sein. So, nun habe mich meine gute Tat für heute fertig. Ich sehe keine Läufer mehr, schon seit 10 Minuten nicht mehr. Der 3. Wanderer, den ich frage, kennt sich aus, weiß dass ich richtig bin. Kurz vor Oderbrück kommt eine Läuferin in 5-Fingers-shoes aus dem Wald. Sie ist eine andere Route gelaufen!!?? Egal, kurzer Halt am VP. Nette Leute! „Der Hexer!“ Sie sind beeindruckt.
Auf zum letzten Gefecht. Ich habe in Erinnerung, dass es nun noch rund 400 Höhenmeter sind. Wieder geht es bergan. Egal, die Steigung ist laufbar. Ich will nun so schnell wie möglich in die Brockengaststätte, ins Warme. Es wird steiler. Ein junger Läufer in Bergschuhen aus Göttingen (läuft die BC nicht mehr seit der Verlosung der Startnummern), begleitet mich. „Noch 1:30 Stunden, dann bist du oben“, meint er. Wir unterhalten uns gut. Es wird kälter, der Wind frischt auf. Ich ziehe mir noch eine Jacke über und aktiviere meine Sturmhaube. 400 Meter später: Rückenwind! Ich schwitze. Ein Kobold hat den Wind gedreht, denke ich.
Ich weiß, ich bin gut unterwegs. Und ich weiß auch, dass ich diese Leistung in diesem Leben wohl nicht mehr verbessern kann. Ich laufe was geht.
Auf dem Goetheweg entlang der Bahn kann ich wieder einiges laufen. Die Steigung ist moderat. Wie weit noch? Keine Schilder mehr. Endlich, die Brockenstraße. Links ab. Hinauf! Noch etwa 800 Meter, 1000 Meter? Mehr nicht! Es wird diesig, neblig und dunkler. Vor mir marschiert ein Läufer. Ich hole auf, grüße und bin vorbei. Wieder einer, das motiviert. Wie spät es wohl ist. Ich schaue nicht auf die Uhr. Ich komme ohne Stirnlampe nach oben. Es wir dämmrig, nebelig, Sichtweite noch 50 Meter. Der Bahnhof. Linkskurve. Rampe. Vor mir tauchen 2 Leuchten auf, weisen mir den Weg. Ich ahne das Ziel. Laufe los und bin da, habe es geschafft. YES! Der Hexer wird herzlich begrüßt und ins Warme geschickt. Ich freue mich wie ein Schneekönig! Das Bild mit dem Brocken-Gipfel-Stein spare ich mir. Hier war ich bereits 3 Mal. Nur raus aus der Kälte!
Kalt – hart – schön
Wieder denke ich an das Lied von Unheilig „Dem Himmel so nah!“, denke ich an die Menschen, die dies leider nicht mehr sehen/erleben können/dürfen. Bin so froh, dass es mir vergönnt ist, bei diesem Lauf dabei sein zu dürfen und zu finishen.
Eine Wendeltreppe muss ich hinauf. Oben ein (Vor-)Raum mit 2 Helfern, die mir, Nr. 60, meinen Rucksack reichen. Dann betrete ich den Goethesaal. Hier sitzen sie, alle, die vor mir das Ziel erreicht haben. Wir alle haben uns gequält, haben gekämpft, haben gesiegt! Applaus brandet auf.
Für mich! Jeder Finisher, der hier oben eintrifft, wird so gefeiert.
Bewegend, Gänsehaut, Atemnot, feuchte Augen und mehr. Ich bin sprachlos. Schon für dieses Gefühl hat es sich (fast) gelohnt, sich bis hier hinauf zu quälen. Ultras sind schon eine ganz besondere Sorte Menschen.
Der Veranstalter nimmt mich in die Arme. Michael dto., er beglückwünscht mich und Harald sagt: „Mensch Uwe, da bist du heute aber sehr gut gelaufen!“ Dies ist schon eine ganz besondere Ehrung. Danke, Harald! Ich bin stolz!
An Tagen wie diesen
An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
18:50 Uhr, einige Läufer wollen nach Schierke aufbrechen, ich schließe mich an. Gerade als ich gehen will, kommen Ulrich, Conny und Karl in den Goethesaal. Sie sind gemeinsam die Strecke ab Barbis gelaufen, gewandert. Schnell (jetzt klappt es fast auf Anhieb) noch die Yaktrax unter die Schuhe geschnallt und auf geht’s in die Kälte. Minus 8° soll es sein, ist es aber (gefühlt) gar nicht. Ich ziehe die Kapuze der Jacke vom Kopf und bemerke nicht, dass ich meine Stirnlampe verliere. Als ich es später bemerke, schaue ich zurück, sehe nix und hake die Leuchte als Abschreibungsobjekt ab. Die Wanderung ist blöd, langweilig und auch anstrengend. Wir nehmen die Abkürzung durch den Wald. Schon liegen zwei auf dem Hosenboden. Tja, ohne Spikes ist es gefährlich.
Nach 1:30 ermüdenden Stunden erreichen wir Schierke. Wir treffen uns im Cafe Winkler. Ich setze den Rucksack ab, da fällt meine Stirnleuchte zu Boden. Sie muss auf meinem Rucksack mit mir gewandert sein. Ist noch an! Ich erhalte Platz 24 im 1. Bus. Es sind noch 30 Minuten bis zur Abfahrt der Busse. Zeit für ein Bier. 21 Uhr: Kein Bus zu sehen. Der Helfer: „Der Busfahrer hat verschlafen, nun kommt Bus 2 eher, da dieser aus Braunlage kommt. 21:35 Uhr, endlich geht es los. Unterwegs erzählen sich 2 Ultras viel und noch mehr. Einer ist der Ausrichter des Goldsteig-Ultra, Michael Frenz, von Meldeläufer.de. Es ist zwar nervig aber auch ablenkend. Endlich kommen wir in Göttingen an. 20 Minuten später bin ich im Hotel. Sehe, dass Gladbach und der HSV gewonnen haben. Eine Dusche und Banane später 0:20 Uhr? bin ich eingeschlafen und träume von Zauberwesen, Kobolden und Zwergen! Und von ganz viel Schnee!
200 Läufer gemeldet, 189 gestartet, 176 im Ziel
124. Uwe Laig 11:42 Stunden 3. M60 (9)
Uwe Cut Off
30,7 km Rhumequelle 9:43 10:30
42,5 km Barbis 11:20 12:35
63,1 km Lausebuche 14:42 16:15
70,0 km Königskrug 15:45 17:20
73,9 km Oderbrück 16:20 18:10
81,5 km Brocken 17:42 20:00
2.10. Leinetal Ultra Running
Nicht meckern! – Laufen!
Beim MUM in Tschechien lerne ich Stefan Opitz (der Läufer, der während der Etappe auch mal eine Schwimmpause einlegt) kennen. Beim Ottonenlauf im August treffe ich ihn wieder. Er schwärmt von seinem Lauf im Leinetal, ein Ultra mit Aussichten. Ute und Martina sind auch neugierig und so melden wir uns an. Heute kommen wir um 7 Uhr in Northeim-Hillerse auf dem Kartoffelhof Köter an. Der Parkplatzeinweiser erklärt uns wo die Toiletten sind. Am Sportplatz. „Der ist da hinten, wo ihr die Flutlichtmasten seht!“ Der Gang zum Klo ist hier schon der erste Ultra des Tages! Dann zurück zur Scheune auf dem Hof, Startnummernausgabe bei Frank. Alles läuft ganz entspannt ab. Es ist eine kleine, familiäre Veranstaltung; von 40 gemeldeten Läufern werden heute nur 32 antreten.
Ein Foto vor dem Start, kurze Einweisung von Stefan, dann geht es los. Statt mit einer Pistole erfolgt der Start mit einem kleinen Feuerwerk. Es knallt und die Meute setzt sich in Bewegung. In das Leinetal. Bald überqueren wir die Leine. Hier ist Start/Ziel des Leine-Marathons von Michael.
An der Querung der B3 verlieren wir an der Ampel 2 Minuten und das Läuferfeld aus den Augen. Durch Sudheim und bald zunehmend bergauf. Ich erkenne einen Weg. Diesen bin ich schon einige Male bei Michaels Wieterberg-Marathon gerannt.
Es geht nun meist bergauf oder bergab. Statt auf breiten Wegen sind wir oft auf kleinen Pfaden unterwegs. Mal Matsche, mal durch Gestrüpp, mal über Wiesen. Immer wieder belohnen Aussichtspunkte für die Mühen.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass Stefan viele Wege (Umwege) nur eingebaut hat, um uns wirklich alle schönen Aussichten (und Steigungen) ins Tal zu präsentieren. Wenig später sind wir bereits zum zweiten Mal von der Strecke abgekommen. Also wieder zurück! Die Kennzeichnungen der Strecke sind sporadisch da, oft stehen wir aber einer Kreuzung /Gabelung im Wald und können nur raten, wo es weitergeht. Auf der Homepage steht irgendwo „Orientierungslauf!“ Wohl war! Ein Läuferpaar, dass bislang unser Tempo läuft, verlieren wir hier aus den Augen. Die beiden haben sich wohl verlaufen.
Diese Streckenmarkierung finde ich richtig geil. U L, meine Initialen. Grandios! Inzwischen ist Ute unser Chef-Navigator. Sie hat den Track beim Komoot hochgeladen und führt uns (meist) sicher und mit der nötigen Autorität durch den Wald. „Da lang!“
Ein Anstieg, der Weg wird immer schmaler. Bäume liegen im Weg. Kletten haben das Terrain besetzt. Wildschweine haben heute Früh hier bereits den Waldboden umgegraben. Martina, Ute und ich bewegen uns auf feindlichem Gebiet. Uns kommt die Begegnung mit den Wildschweinen beim Ballon-Ultra in den Sinn. Heute werden wir aber keinen Kontakt zu einem Keiler haben.
Wir tapern weiter durch die Wiesen und die Wälder. Das Laub hat sich schon herbstlich verfärbt. Die Wege und Pfade sind so schön. Tausende laufen heute durch den Thüringer Wald mit Ziel Schmiedefeld. Wenige genießen diesen Trail durch die Berge rund um das Leinetal. Wir drei sind uns einig: „Hier ist es viel schöner!“ Wir nehmen den Wiesenweg, der bequem abwärts führt. „Halt, wir sind falsch, wir müssen zurück!“ Gut, dass wir Ute haben! Dennoch gesellen sich so einige hundert Meter (oder mehr?) zu unseren Kilometern hinzu.
Die Ausschreibung sagt 65 Kilometer, der Track bei Komoot ist aber 66,9 Kilometer lang. Das Ganze entwickelt sich zu einem Laufabenteuer! Stefan sagte am Start, dass sich der erste VP bei etwa Kilometer 10 befindet. Wir laufen durch das Dorf Bishausen. Mein Strava zeigt bereits Kilometer 12 an. Noch immer kein VP! Haben wir uns so verlaufen? Ist unser Track veraltet? Haben wir den VP verpasst?
Dann, etwa bei Kilometer 13 (unserer Strecke) erreichen wir den Verpflegungsposten. Es gibt alles, was man so braucht. Wir quatschen mit den Helfern, die unsere Zeiten und Startnummern notieren, und stärken uns ordentlich.
Wir umlaufen die Reste der Burg, die hoch oben über dem Tal thront. Bei einem Gewitter wurde sie zerstört. Die Grafen von Hardenberg bauten die Burg nicht wieder auf, sondern investierten 1710 neu in das Schloss Hardenberg im Tal. Dort wohnt man sicher auch bequemer als oben auf der Burg. Ein Pfad führt uns an den Felsen entlang und gibt den Blick frei auf die gräfliche Reitanlage der Hardenbergs, wo gerade das Turnier um die Goldene Peitsche ausgetragen wird. Finanziert wird vieles hochprozentig durch die Kornbrennerei Hardenberg (seit 1700) und eine Kooperation mit Underberg. Schaue ich mir das Wappen derer von Hardenberg an, sehe ich wieder wilde Schweine! Wir müssen weiter!
Wir laufen bergab durch den Wald und queren eine Straße. Dort steht – überraschend früh – der unbemannte VP mit Wasser und Schorle. Wieder steigt es an. Wieder ist Gehen angesagt. Das kostet wieder Zeit. Laut Ausschreibung gibt es am 6. VP, etwa Kilometer 53 eine CutOff Zeit von 9 Stunden. Eine Berechnung: Km 18 in 3h, Km 36 in 6 h, Km 53 in 9 h. Ein Blick zur Uhr: 18 Kilometer in 2:56 Stunden. Oha! Nur 4 Minuten Puffer! Wir müssen versuchen, mehr zu laufen. Ich treibe die beiden an. Auf den nächsten Kilometern verkneife ich mir Fotos. Immer wieder stellen sich uns Berge in den Weg.
Der Anstieg zur Burg Plesse ist ein besonderer. Die Markierungen der Strecke enden am Radweg. Danach geht es aufwärts. Der schmale Pfad, den unsere Ute uns laut Track zuweist, ist gesperrt. Wegen Astbruch und anderer Gefahren. Uns egal. Wir kennen ja keine Alternative und es gibt keine Markierungen. Auch der nächste Weg ist gesperrt. Wir krabbeln unter und über querliegende Bäume. Wieder steil bergauf. Martina beschwert sich. Ich sage: „Nicht meckern, laufen!“ Endlich die Straße zur Burg. Oben nutzen wir nicht die Burgschänke, sondern den VP der windig direkt hinter der Burgmauer liegt. Danke an alle Helfer, hoffentlich gibt’s keine Erkältung.
Der Weg führt nun bergab. Sporadische Markierungen. Komoot (Ute) hat das Sagen! Es gibt parallele Wege, Stefan hat immer die mit den meisten Höhenmetern gewählt. Und wieder steil bergauf, wieder einmal! Dann laufen wir lange in eine Richtung, um später etwa 30 Meter unterhalb wieder zurück zu laufen. Kann das richtig sein? Ich frage ein Mädchen mit Hund. „Ja, hier sind vor langer Zeit bereits Läufer gewesen!“ Auf die Frage nach ‚langer Zeit‘ antwortet sie: „Etwa eine Stunde.“ Ja, schnell sind wir nicht!
Wir erreichen Bovenden, den südlichsten Punkt der Strecke. Die B3, die DB-Gleise, die Lippe und die A7 unter-/überqueren wir, um bald wieder in einen Wald einzubiegen. Schmale Pfade, die von Menschen wohl gemieden werden. Hier soll es wilde Tiere geben.
Durch ein Loch im Zaun kommen wir auf ein ehemaliges Militärgelände. Vermutlich während des Kalten Krieges wurde hier eine ausgedehnte Bunkeranlage für Munition errichtet. Der Harz und die damalige DDR waren nicht weit entfernt. Genutzt wurde die Anlage wohl nie. Teilweise stehen die Türen der Bunker offen.
Das Gelände ist aufgegeben. Der Asphalt ist kaum noch zu sehen. Die Natur obsiegt. Wir kämpfen uns durchs Unterholz. Ute nörgelt. Ich: „Nicht meckern, laufen!“ Wir müssen mehr laufen, sonst droht das Aus bei Km 53.
Nun muss bald die Bachquerung kommen. Etwa 4 Meter breit soll der Bach sein. Ich erzähle den beiden, dass ich Handtuch und Ersatzsocken dabeihabe. Daran hatten sie nicht gedacht. Na, hoffen wir, dass es ohne nasse Füße gelingt. Ich schaue bei Strava nach. Kilometer 36, 5:34 Stunden. Somit 26 Minuten Reserve auf die CutOff-Zeit.
Am Ackerrand entlang zum Bach. Gelbe Farbe markiert den Einstieg. Wir schauen es uns an. 3 Meter steil hinab zum Bach, in dem einige Stöcke liegen oder schwimmen. Danach geht es auf der anderen Seite genauso steil bergauf. Unsere Vorläufer haben alles schon ganz schön glatt gerutscht. Wir helfen uns gegenseitig hinab, um nicht ungebremst in den Bach zu landen. Unten diskutieren wir, welche Taktik wir anwenden wollen. Schuhe und Socken ausziehen? Wir wollen es mit Schuhen versuchen. Ich gehe voran, lege noch einen morschen Ast auf den wackeligen Untergrund. Arbeite mich bis zur Bachmitte (25 cm tief) vor. Die andere Bachseite ist steil, matschig und glatt. Ich fasse mir ein Herz und springe hinüber. Mit viel Glück rutsche ich nicht zurück und kann mich festhalten. Ich finde einen dicken Ast und lege ihn noch über den anderen in den Bach. Schade, dass wird dieses Abenteuer nicht filmen können. Martina folgt als Nächste. Erst halte ich sie mit einem Stock, nach dem Sprung mit der Hand. Ich muss kräftig ziehen, damit sie nicht zurück rutscht. Dann hat sie den Busch im Griff und hält sich fest.
Nun darf Ute. Bachmitte. Sie will umdrehen und Schuhe und Socken ausziehen. Dann doch nicht. Sie arbeitet sich vor. Mit Mut springt sie ab, ist drüben – und rutscht zurück. Ich kann sie nicht halten und so gibt es doch einen nassen Fuß, bevor ich sie dann hinaufziehen kann.
Die Markierung weist am Bach entlang, was gar nicht geht. Spuren unserer Vorgänger weisen hinauf und wir folgen diesen. Mit großer Kraftanstrengung kommen wir über die Kante. Wir krabbeln durch das Gebüsch und überwinden eine Brennnesselplantage. Wir gratulieren uns zu diesem gemeinsam überstandenen Abenteuer. Ein Abenteuer, dass wir sicherlich nicht mehr vergessen werden.
An einem Ackerrand steht ein ausgedienter Stuhl. Von Stefan? Genau passend für einen Reifen-, äh Sockenwechsel bei Ute. Nun kommt mein Handtuch doch zum Einsatz und eine Socke verleihe ich gerne. Ute genießt die trockene Socke und warme Füße. Wir haben soviel Adrenalin im Blut, dass wir nicht merken, dass wir falsch sind. Gut, dass Ute dies dann bald (nach 150 Metern) bemerkt. Wieder Extrameter. Am nächsten VP greifen wir ordentlich zu, wir haben Hunger und Durst. Inzwischen hängt Utes Handy am Tropf eines Akkus.
Im folgenden Anstieg sind wir uns einig: Der Rennsteiglauf ist gegenüber dem Leinetal UltraTrail schon etwas langweilig. Beim Rennsteiglauf gibt es auch ein CutOff bei etwa km 54 am Biathlonstadion von Oberhof. Cut Off. Ich informiere Ute und Martina über meine Berechnungen. Wir liegen nun nur noch 14 Minuten vor der erforderlichen Zwischenzeit. Martina hat schon den ganzen Tag Probleme mit dem drohenden Aus bei Km 53. Egal, wir müssen uns sputen. Was uns nicht gelingt, denn die Strecke ist gespickt mit kleinen und großen Anstiegen, die weitere Kraft kosten. VP 5, bei Kilometer 43 (mein Strava meldet 46 km). 10 Kilometer bis zum nächsten VP erklärt ein Helfer als wir gerade los wollen. Nun fällt Ute plötzlich ein, dass sie ihre Trinkblase noch nachfüllen könnte. Das dauert wieder!
Dieser Streckenabschnitt hat es wieder in sich. Steigungen, Gefälle und Wurzeln ohne Ende! Am Steinbruch entlang, dann ein kurzes Stück auf allen Vieren hinauf. Danach wieder eine wunderschöne Passage auf Single-Trails.
Immer im Auf und Ab. Eine Markierung kennzeichnet den höchsten Punkt. Dachte ich. Es kommen noch viele andere höchste Punkte, nur ohne Stein.
Die Sonne kommt durch und verzaubert die Landschaft. Es macht so viel Spaß hier zu laufen! Irgendwann kommen wir dann an ein Gebäude auf der Höhe. Nun geht es hinab. Ein Blick zur Uhr, eine Rechnung: Wir liegen etwa 8 Minuten hinter der erforderlichen Zeit zurück. Wieder im Wald unterwegs. Wo ist dieser blöde VP? Strava zeigt bereits 56 km an.
Dann endlich, am Waldrand der Posten. Utes erste Frage: „Wir sind wenige Minuten zu spät dran. Werden wir nun aus dem Rennen genommen?“ Der Helfer: „Es gibt kein CutOff! Stefan hat gesagt, jeder der will darf weiterlaufen.“ Wir sind überglücklich! Und machen nun erst einmal Rast. Martina und Ute probieren die Krabben. Krabben beim Lauf? Darauf verzichte ich und greife zu bewährtem Haribo.
Noch etwa 10 Kilometer. Nun meist flach weiter. Im Ort Moringen muss ich ein Steinchen entfernen. Krämpfe im rechten Oberschenkel begleiten die Prozedur. Diese sind aber nach einigen hundert Metern Laufen wieder verschwunden. Unter der A7 durch und dann ein letzter heftiger Anstieg.
Scheiß Berge! Nicht meckern, Laufen, Uwe! Dieser Spruch begleitet uns nun schon seit Kilometer 20. Immer wieder! Und ich weiß, er wird uns nun auch bei weiteren Läufen begleiten.
Der Abstieg ist mit Trassierbändern bestens gekennzeichnet. Nur Ute will ihnen nicht folgen: „Der Track geht hier links ab über die Wiese, ist auch kürzer!“ Ok, artig folgen wir ihr. Der Weg (ist gar keiner) endet im Gebüsch. Dahinter ein Zaun. Dahinter ein Pferd, es wiehert. Könnte ich auch!! Wir müssen zurück, zurück zu meinen Trassierbändern. Meine Schuhe und Strümpfe sind übersät mit Kletten in allen Größen und Farben.
Nun nur noch hinab nach Hillerse und rechts ab zum Ziel. Feierabend! Applaus der wenigen noch anwesenden Finisher. Gegenseitiges Abklatschen! 11:09 h zeigt die Uhr und 68,3 Kilometer sowie 1689 Höhenmeter. Wir sind stolz, es geschafft zu haben. Wir danken den Organisatoren und allen Helfern für ihren Einsatz.
Unsere Finisher-Preise: eine Urkunde und ein Sack Kartoffeln! Als wir uns frisch geduscht und und mit einer Bratwurst gestärkt auf die Heimreise machen, ist es fast dunkel. Wir hoffen, dass die beiden noch immer fehlenden Läufer eine Stirnlampe dabeihaben.
Leinetal_Ultra_Homepage
Geplante Starts
Datum | Orga | Ort | Veranstaltung | Km | Link |
11.9. Südthüringentrail in Suhl
Wie sich Helden in Riesen verwandeln
Anreise per Bus mit den Organisatoren des Vereins Run und Fun Bielefeld, Sonja und Detlef Kley, sowie weiteren 23 Läufer/innen. Abholen der Startunterlagen und um 19:00 Uhr, danach gibt es Essen im Restaurant des Hirschen. Hier werden Erfahrungen der Vorjahre ausgetauscht und der Wetterbericht studiert. Mir bleibt in Erinnerung, dass es 2 Skipisten geben wird. Eine im Aufstieg und die andere im Abstieg. Eine schwarze Piste soll dies sein. Das Wetter bleibt wohl bis 11 Uhr trocken danach kann mal ein leichtes Schauer runterkommen. Schon früh versuche ich zu schlafen, denn bereits um 4:30 Uhr wird uns der Bus zum Start fahren. Es gibt drei Starts: der Heldentrail über 65 Km mit Startzeit um 5 Uhr, der Riesentrail über 48 Km um 7 Uhr und der Wichteltrail über 17 Km um 9:30 Uhr.
Am Samstag sind alle angehenden Helden und Frühstarter der Riesentrailstrecke pünktlich im Bus. Sie haben ähnlich wenig geschlafen wie ich. Niemand möchte verschlafen. Taschenabgabe mit Wechselklamotten für später in der Halle am Startbereich. Auf zum Start, Natascha und Ute , meine Mitläuferinnen suchen. Übrigens, Suhl liegt etwa 420 Meter über NN. Ich begrüße noch kurz Ralf sowie Marion und Jochen Konradt, dann geht es schon los. 299 Stirnlampen setzen sich in Bewegung, welche schon nach 500 Metern abrupt endet, da es nun einspurig wird. Wie auf der Autobahn heißt es Geduld haben beim Einfädeln. Danach geht es aufwärts. Gefährliche Eisenstangen (hielten vor Jahren wohl heute verwitterte Treppenstufen) sind mit Farbe gekennzeichnet. Es geht weiter ordentlich bergauf. Erste Regentropfen fallen. Der Wetterbericht? Wir laufen in den Wolken. Der Regen wird stärker, es gießt, also Zeit für meine Regenjacke. Natascha und Ute tun es mir gleich. Wir wollen dieses Abenteuer gemeinsam bestehen. Die Wolken, oder ist das Nebel, nehmen zu. Die Stirnlampe dringt teilweise gar nicht durch. Wir kommen nur langsam voran. Auch, wenn es einmal flach dahin geht, folgt bald der nächste Anstieg. Endlich, ganz oben endet die Steigung am Bismarckturm (675 NN). Ein Helfer weist mir den Weg, rechts ab und sofort beginnt das kräftige Gefälle. Bäume liegen quer über dem Weg, Steine und Wurzel ragen aus dem Boden. Höchste Konzentration! Wer hat sich diese Strecke ausgedacht? An den Bäumen sind kleine Reflektoren angebracht, so dass ich die Strecke gut finde. An neuralgischen Punkten weisen Helfer den Weg.
Am ersten VP haben wir bereits 1:35 Stunden auf der Uhr. Die Cutoff-Zeit beträgt 9 Stunden für 48 ‚Kilometer, das wird knapp! Wir sind auf dem Domberg einer Felsformation auf der sich die Ottilienkapelle befindet. Bergleute sollen deren Vorläufer bereits vor vielen hundert Jahren hier (auf 550 NN) errichtet haben. Die Helfer am VP sind mega nett! Wir machen eine ordentliche Brotzeit, müssen dann aber doch weiter. Der Regen lässt nach.
Nun hinab über völlig ungleiche, gefährliche Stufen hinab nach Suhl, wo wir nach wenigen Schritten in der Ebene gleich wieder auf der anderen Seite des Ortes auf einen Fußweg bergauf geschickt werden. Puh, das ist schwer! Und jede Bergabpassage muss ich nutzen, um Kräfte für den nächsten Anstieg zu sammeln. Nach einer Straßenquerung erwartet uns nasse Helden ein Fotograf.
Bald wieder bergauf bis es links ab geht. Hier ist nun der berüchtigte Anstieg, eine Skipiste hinauf. Zwischendurch muss ich mehrere Pausen einlegen und die Stöcke voll einsetzen. Alter Schwede! Aber jede Steigung endet. Oben eine geschlossene Baude. Und ein hölzerner Skifahrer. Wir sind durchgeschwitzt und machen eine Pause.
Ein Blick zur Uhr: Wir sind nun bereits etwa 3 Stunden unterwegs und haben satte 14,4 Kilometer geschafft. Hochrechnung: 9:30 bis 10 Stunden für die Strecke bis zum Start/Ziel-Bereich bei Kilometer 48. Cut Off Zeit dort 9 Stunden. Wer später kommt, darf den Wichteltrail nicht mehr laufen, wird allerdings als Finisher des Riesentrails gewertet. Die Frage ist also, schneller laufen und weniger Pausen machen, um die 9 Stundengrenze noch zu unterbieten, oder wie bisher weiterzumachen. Wir sind uns schnell einig. Genuss statt Stress! Gut so!
Bei Km 16,2 erreichen wir den 2. VP an der Hütte am Wimbachbrunnen (800 NN). Hier gibt es wieder alles, um verlorene Energie nachzutanken. Wir machen uns an den nächsten unwegsamen Abstieg in ein schönes grünes Tal. Auf halber Strecke passieren uns hochkonzentriert und mit schnellen, sicheren Schritten die 3 Führenden des Riesentrails. Wir können nur staunen.
Im Tal (630 NN) angekommen, führt der Weg gleich wieder aufwärts. Über einen Bach und weiter steil bergauf. Eine Quälerei. Die Oberschenkel qualmen. Oben tauchen wir wieder in die Wolken ein. Ich bin froh, dass wir uns für nur 48 Kilometer entschieden haben. Was für eine Strecke!
Als wir die Höhe von 830 Metern erreichen, wird es flacher. Masten von einer Seilbahn (der Skilift Goldlauter) tauchen auf, und ein Schild: „Sagenhaft! Steilster Skihang Thüringens“. 100 Meter weiter, geht unsere Strecke nun diese schwarze Piste hinunter. Wir stehen am Rand und keiner will voraus gehen. Alter Schwede, ist das steil! Dann teste ich doch, ob und wie meine Schuhe hier Halt finden. Es geht, im langen Gras kann ich rutschfrei bergab gehen. Andere liegen ab und zu auf dem Rücken oder dem Po. Einige hopsen, andere gehen seitwärts, hier muss jeder seine Technik finden. Meine Oberschenkel sind stark gefordert. Wir kommen letztlich unverletzt unten an und blicken zurück. Von unten sieht es gar nicht so steil aus.
Schnell wird uns klar, es geht nun wieder bergauf. Umschalten in den Bergauf-Modus. Steil geht es hinauf. An jedem Wegekreuz stehen Wegweiser. Und jede Ecke hat einen Namen. Hansenrod auf 730 Metern ist so ein Punkt. Es geht weiter bergauf. Immer weiter. Alter Schwede.
Nächster Wegweiser bei Hirtenrod 850 über NN. „Mordfleck 0,5 Km“. Ich könnte mir vorstellen, dass so mancher Läufer die Streckenverantwortlichen ermorden könnten. So eine Schikane! Ab dieser Stelle geht es leichter weiter. Es wird flacher und es gibt endlich einmal Wege, die ich wieder laufen kann. Das lockert die Muskulatur. Dann biegen wir wieder auf schmale Wurzelwege ein. Ein Gipfelweg führt uns zu einem Gipfelkreuz mitten im Wald.
Eine Straße und auch der Rennsteig wird überquert. Wir sind etwa 6 Stunden unterwegs, als sich endlich die Sonne zeigt. Es geht bergab. Ein Hinweisschild weist auf die nahe Teufelskanzel hin. Sie liegt nur 20 Meter neben der Strecke. Natürlich müssen dorthin und ein Foto schießen.
Weiter zum Schneekopf und hinauf zum Schneekopfturm. Hier oben sind wir wieder in den Wolken und es weht eine unangenehmer Wind. Die neue Gehlberger Hütte ist leider geschlossen, das Wetter zu schlecht.
Die Stadt Oberhof wirbt für diesen Ort mit einem tollen Foto mit blauem Himmel und dem Text:
Sie müssen nur 126 Stufen überwinden um vom Aussichtsturm auf dem Schneekopf die Aussicht auf den Thüringer Wald aus 23,83 m Höhe, also aus 1001,11 m ü. NHN zu genießen. Sport mach hungrig – für das leibliche Wohl sorgt die Gehlberg Hütte, die am höchsten gelegene bewirtschaftete Hütte und Wanderherberge Thüringens mit 964 m üNN.
Nun haben wir also den höchsten Punkt der Strecke passiert. Wir können nun laufen, mit leichtem Gefälle. Das tut so gut! Wir kommen vorbei an mehreren Schnitzereien.
Lange 16 Kilometer hat es gedauert bis wir um 12 Uhr den 3. VP am Adler erreichen. Zeit für eine ausgiebige Rast. Wir erfahren von einem Helfer, dass der Sieger des Riesentrails wohl schon im Ziel ist. Er soll etwa 4:40 Stunden für die Strecke benötigt haben. Unfassbar! Ich rechne hoch, wir werden doppelt so lange brauchen. Allerdings haben wir auch mehr als doppelt so viel Spaß! Natascha und Ute stimmen mir zu.
Immer wenn ich denke, nun geht es ja wohl viel bergab, biegen wir wieder von den breiten Schotterwegen ab auf schmale Pfade ich den Wald. Erst fein eben dahin und dann wieder aufwärts.
Ein roter Pfeil zeigt senkrecht nach oben. Da müssen wir hinauf. In leichter Kletterei schaffen wir es. Das macht mir sogar Spaß! Wenn ich den Wegweiser richtig deute, heißt diese Stelle „Triefender Stein“.
Danach nun aber eine lange Gefällpassage hinab. Über eine Brücke. Auf und ab. Weiter zu einer Bundesstraße. Hier hören wir bereits laute Musik, denn der 4. VP ist nicht mehr weit entfernt.
Der Sprecher begrüßt uns frenetisch. Wir greifen bei dem umfangreichen Angebot des VP gerne zu. Es gibt auch Bier, mit und ohne. Die Musik wechselt zu Udo Jürgens „Ich war noch niemals in New York…..“
Ein Rhythmus, der die Mädels zum Tanzen bringt. Der Sprecher schließt sich begeistert an. Ich sage ihm, dass wir nicht die schnellsten aber wohl die lustigsten Läufer sind. Ein Video wird aufgenommen. „Kein Wunder, dass ihr die Cut Off Zeit nicht schafft“, ruft der Sprecher lachend. Der Song läuft fast 4 Minuten. Dann müssen wir aber wirklich weiter.
Es bleiben noch 9 Kilometer, die sich ziehen. Oben am Berg hören wir bereits den Sprecher im Ziel, allerdings müssen wir noch einen schönen Umweg laufen, bis es endlich auf einem feinen Grasweg in der Sonne zum Ziel geht. Gemeinsam laufen wir ins Ziel und werden dort von den Laufkollegen mit viel Applaus empfangen. Wir sind glücklich, es geschafft zu haben. Und die Entscheidung, vom Helden- auf den Riesentrail zu wechseln, war goldrichtig.
Zeit für Fotos im Ziel. Rückgabe des Transponders, Abholen des Finisher-Shirts und meines Kleidersacks. Danach umziehen und erst einmal ein alkoholfreies Bier genießen. Die Thüringer Rostbratwurst schmeckt mir auch sehr gut. Es dauert noch etwa, aber dann kommen sie.
Unsere Lauftreffchefs. Sonja und Detlef werden herzlichst von allen im Ziel begrüßt. Sie haben heute beide ihren 100. Marathon gefinisht. Herzlichen Glückwunsch! Wenig später macht sich der erste Sektkorken auf in die Erdumlaufbahn. „Prost und Glückwunsch!“ Ein Blick auf die Ergebnisliste zeigt: Von den 299 gestarteten Heldentrailläufern haben 8 ein DNF und 49 haben sich unterwegs für die Verkürzung auf 48 Kilometer Riesentrail entschieden. Diese 49 werden in einer gesonderten Liste geführt.
Am Sonntag geht es nach einem Abstecher nach Eisenach mit Besichtigung der Wartburg zurück nach Bielefeld. Hier endet um 18 Uhr eine sehr schöne Tour.